Dienstag, 30. August 2016
Schwimmer
Diese Angst davor, dass einfach alles gut sein könnte! Gestern noch eine kurze Nachricht, ob wir nochmal telefonieren wollen, sobald das kleine Mädchen eingeschlafen ist. Sofort wieder der Kloß im Hals, als H. am Telefon erzählt, dass er gerade mit der Frau telefoniert habe. Was er dann berichtet, hatte ich nicht erwartet: Er habe ihr mitgeteilt, dass er sie nicht wieder treffen möchte, dass er sich für mich entschieden habe, dass er mit mir eine Partnerschaft führen möchte.

Obwohl ich saumüde war, morgens um 6 noch in der Badewanne gelegen nach einer Nacht, in der auch nicht viel geschlafen wurde, konnte ich die halbe Nacht nicht schlafen. Übelkeit und Herzklopfen. Weil einfach alles gut ist? Kann doch nicht sein. Nicht bei mir.

Das erste Treffen im Kletterwald. Aus Versehen zunächst die zweitschwerste Tour gewählt und ich wäre beinahe an der ersten Übung gescheitert. Er ließ mich machen, wieder und wieder versuchen so hoch oben von einem schwankenden Brett aufs nächste zu springen. Kurz bevor ich aufgeben wollte, es mit zählen, von 10 rückwärts, versucht und geschafft. Dann hat er mir einfach gegen meine zitternden Knie wortlos die Hand gereicht. Bienen besichtigt, spazieren gegangen, zusammen gekocht und dann einfach geblieben. Spontan fünf Tage verreist, uns durch Holland gefressen, in einem Gartenhäuschen ohne Strom und Wasser geschlafen, eins seiner Kinder kennen gelernt und damit die ganze schlimme Geschichte gespührt.
In seinem Minihäuschen mit Sauna nachts eine schwere Krise gehabt, nur noch auf den Mut gewartet, einfach zu gehen und doch geblieben. Zwiegespräche fast jeden Tag den wir uns gesehen haben. Die zweite Krise während meiner Reise und ohne Auflademöglichkeit für mein Handy. Auf einem geliehenen eine inständige Bitte versendet, der nicht entsprochen wurde. Dann das Gespräch, immer wieder mit unterbrochenem Empfang und meinem Unvermögen auf seine Frage, ob wir uns wiedersehen, antworten zu können, obwohl ich die Antwort längst wusste. Erst als er sagte, er würde so oder so nach meiner Rückkehr vor meiner Haustür stehen, ich müsse ihn ja nicht reinlassen, konnte ich fragen, ob er mich denn auch, wie versprochen, vom Bahnhof abholen würde.
Und jetzt soll dieser Mensch, der das Wasser zum Leben wie andere die Luft zum atmen braucht, der leidenschaftlich gerne tanzt, der für sich die Verantwortung übernehmen kann, anstatt sich nur als Opfer der Umstände zu betrachten, der schwere Schicksalsschläge in inneres Wachstum verwandelt, der Sex nicht nur als Selbstbefriedigung mithilfe eines anderes Körpers begreift, der gerade soviele Dinge in mein Leben bringt, die ich schon immer mal... jetzt soll also dieser Mensch mein neuer Partner sein?
Ja.

... link (4 Kommentare)   ... comment