Dienstag, 4. November 2014
Christian
In den letzten Tagen denke ich immer mal wieder an dich. Heute Abend dann in ganzer Intensität. Ich trauere um dich, das habe ich jetzt 15 Jahre nicht mehr getan.. Ich wußte garnicht, das da noch Trauer in mir ist, die dich betrifft. Ich wusste immer, und so geht es mir auch heute noch, dass ich dich unbedingt um Verzeihung bitten möchte. Für damals, diese schlimmen Tage für uns, als ich nicht anders konnte. Ich konnte wirklich nicht mehr, als ich dich dieses dritte mal verlassen musste - das erstmal für dich, weil du ja nicht wusstest, dass der Auszug aus unserer gemeinsamen WG eine Flucht war, wie auch mein Weggang nach Italien, als wir schon zusammen waren. Dann, die wenigen Monate später, waren eigentlich nur noch die Konsequenz und die konnte ich nicht anders durchziehen. Wie hätte ich auch in unserer lähmenden Sprachlosigkeit dir erklären können, was los war? Ich wusste es doch selber nicht und habe mich verdammt, weil ich nicht den Mut hatte, mehr einzufordern und, viel wichtiger, mehr zu geben.
Einen Abend Trauer. Dann ist wieder gut.

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Samstag, 1. November 2014
Search request: wie viele maedchen tragen den Vornamen berenike
Wir können ja mal durchzählen.

Eins.

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Donnerstag, 30. Oktober 2014
Zweimal Hand
Das kleine Mädchen musste das Hinterherziehentchen aus Holz unbedingt auf der Straße ausprobieren. Dort ist nämlich eine Pfütze und Enten (und kleine Kinder) wollen doch zum Wasser. Schon dämmrig und mit nahendem Auto in Sicht sprintete ich also hinterher, schätzte das regennasse Kopfsteinplaster und die glatten Sohlen meiner Stiefel falsch ein und brachte mit diesem Stunt immerhin das Auto sofort zum Stehen. Leichte Prellungen an Kopf, Steiß und Ellenbogen, stärkere an der rechten Hand. Zwei Tage später stoppte ich genau mit dieser Hand einen ansonsten harmlosen Radsturz (das Rad des Anhängers hatte sich verfangen). Jetzt sehe ich wieder aus, als ob ich auf Türrahmen einschlagen müsste, dabei bin ich doch so ausgeglichen geworden.

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Donnerstag, 9. Oktober 2014
Erzählung
Das kleine Mädchen kann zwar nur Ein-Wort-Sätze, aber trotzdem schon komplexe Erzählungen. Als ich nach Hause komme, rennt sie mir entgegen, ruft aufgeregt "Wasser, Wasser!", greift sich an den Kopf und trampelt auf den Boden.
Erraten Sie, was sie schönes erlebt hat?

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Montag, 6. Oktober 2014
Finnin
Die alte Finnin kommt als Bittstellerin und ich bleibe kurz angebunden, lächel kaum und sage die ganze Zeit in Gedanken zu ihr "Bitte geh wieder, geh jetzt!" Mit Mühe und Not und viel gutem Willen seitens der Betreuung hat sie damals vor vielen Jahren ihren Magister gemacht. Seitdem trägt sie sich mit den Gedanken, vielleicht doch noch zu promovieren, möchte mit mir bei jeder Gelegenheit darüber reden und versucht, ein Hilfsversprechen einzuheimsen. Es liegt nicht nur an der Sprache, es liegt an ganz anderen mangelnden Fähigkeiten. Aber sag das mal jemanden. Nun hat sie einen Aufsatz geschrieben und zunächst vertrauensvoll ihrem Magisterbetreuer vorgelegt, meinem Forschungsprojektleiter, der sie einfach an mich weiterverweisen hat. Die ersten vier Versionen habe ich ohne Korrekturen zurück geschickt, weil das einfach kein Text war. Oder meistens hatte ich es auch nur vor, dann fehlten mir die richtigen Worte und es blieb liegen, bis wir uns wieder über den Weg liefen. Ich sagte ihr mal, dass sie sich jemanden zum Überarbeiten suchen müsse, mal, dass noch Einleitung und andere Basics fehlten, immer mit der feigen Hoffnung verbunden, die Sache würde sich irgendwann ohne mein Zutun von selbst erledigen. Sie nickt jedesmal ergeben und unterwürfig, wird noch kleiner und grauer und tut mir dann umso mehr leid. Klar ist, auch wenn ich den Text sprachlich und stilistisch zurechtrücke, wird er niemals irgendwo angenommen werden. Sie wird auf diese Weise ihre prekäre finanzielle Situation nicht ändern können und eigentlich halte ich ihre Hoffnungen nur weiter in der Schwebe.

Ich finde, es wäre Sache ihres ehemaligen Betreuers gewesen, ihr diesen Zahn sofort zu ziehen, anstatt sie an eine weitere Expertin zu verweisen.

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Mittwoch, 1. Oktober 2014
Magendarmdings
Gegen 23 Uhr will ich ins Bett. Das kleine Mädchen liegt dort schon lange friedlich schlafen, rührt sich etwas, ich murmel Beruhigendes und streichel übers Köpfchen. Kind kotzt. Der verrückte Radfahrer wird zum Bettneubeziehen gerufen, ich wechsel zweimal Schlafsäcke und wir legen uns wieder hin. Gegen halb eins rufe ich meine Mutter an, unerschöpfliche Ratgeberin in allen Kinderkrankheitsfragen, sie hat das ja siebenmal durch, sie sagt: sofort Notaufnahme, nachdem ich hier die Lage geschildert habe. Ich verwerfe das und schaffe es weiterhin ca. alle 15 Minuten rechtzeitig das Licht anzumachen und das Köpfchen über eine Schüssel zu halten. Der Radfahrer leert sie und ich flöße weiterhin, wie geheißen, Zuckerwasser und Salz ein. Teelöffelweise. Um 2 Uhr gebe ich die Parole aus, dass wir um 3 Uhr den Kinderarzt anrufen, eine halbe Stunde später schlafen wir alle endgültig ein und bis 8 Uhr durch. Am nächsten Morgen wird nur noch das Morgenstillen ausgespuck und nachmittags nochmal der Versuch, ein wenig zu essen (die Kleine wollte Rosinen). Paralell liefs auch unten raus. Soweit alles gut und die Waschmaschine hat auch ihren Beitrag geleistet. Danach kam ich dran, jetzt der Radfahrer.

Aber lustig war, wie das kleine Mädchen immer kurz überlegend den Kopf übers Schüsselchen hielt, wenn ich sie fragte, ob sie spucken müsste, und dann kurz und ernsthaft den Kopf schüttelte. Und auch, als ich dann über der Kloschüssel hing, während sie mit Bilderbüchern im Wohnzimmer saß, ungerührt meine Geräusche nachahmte.

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Freitag, 26. September 2014
Ungeschrieben Briefe
Liebe unfähige Mitarbeiterin,
ich bin gespannt, wie Sie nun reagieren. Meine Korrekturvorschläge haben Sie immer ignoriert, meine Ermahnungen, auch die ältere Forschungsliteratur einzuarbeiten, ebenso. Jetzt habe ich über das Thema den Vortrag gehalten. Sie haben ihn ja auch gehört. Sie haben bestimmt mitbekommen, dass meine neuen Thesen gut ankamen. Für die Vorbereitung konnte ich leider Ihre Zuarbeiten nicht verwenden, weil unbrauchbar. Haben Sie nun verstanden, warum ich so sehr darauf bestehe, auch die alte Forschungsliteratur einzuarbeiten? Weil ich den größten Teil meiner Informationen aus Aufsätzen von angeblich völlig überholten Beiträgen genommen habe, die als Archivare der ganz alten Schule einfach eine unglaubliche Kenntnis und Sammelwut hatten!
Und, ich warne Sie noch in aller Kollegialität, wagen Sie es nicht in Ihrem geplanten Beitrag meine Ergebnisse als die Ihren herauszugeben, so wie Sie es schon seit eineinhalb Jahren immer wieder mit den Verbesserungen der jetzt mal wirklich akribisch arbeitenden Kollegin versuchen.
Ich werde nämlich ihren neuen Überarbeitungsversuch nur noch nach Formalia korrigieren und dann gehen Sie doch bitte gerne unter mit ihrem Copy+paste-husch-husch.

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Dienstag, 16. September 2014
Anziehung
Ich komme etwas zu spät zur Veranstaltung. Vorher wolle der Pfarrer nach dem Gottesdienst noch etwas mit mir besprechen. Es ist der, von dem ich mal glaubte, er habe sich in mich verguckt. Mittlerweile sind wir locker befreundet und zwischen uns herrscht eine wortlose Vertrautheit, die ich als sehr angenehm empfinde. Wären wir beide nicht gebunden, würde sich dieses kleine Pflänzchen auch weiter ausbauen lassen, so schlummert es friedlich und stört niemanden. Aber nahe zusammen vorne zu sitzen und mit Mühe das Kichern zu unterdrücken, weil der Vertretungsorganist alles durcheinanderbringt, sich mit kleinen Zeichen zu den richtigen Einsätzen dirigieren zu lassen, ist schön zum Genießen und dabei zu wissen, daß zu Hause der verrückte Radfahrer bei aller Ferne immer noch ganz feste zu mir gehört.

Ich drängel mich mit ein paar anderen Leuten gleichzeitig in den schon überfüllten Raum. Von einer großen Kirche in eine kleinere Kapelle, aber das nur zufällig. Mein großes Vorbild und meiner Ansicht nach höchstes Tier der Stadt, aber das werden viele anders sehen, trägt schon vor, wie gewohnt humorvoll immer die richtigen Worte findend. Ich mag sie einfach und bewundere vieles an ihr - einige Stunden später wird die gelegentliche Mittagsbegleitung allerdings wieder nur böse Worte über sie finden. Jede Menge bekannte Gesichter, man nickt, lächelt grüßend, ohne den Ablauf zu stören. Da keine Sitzplätze mehr frei sind, stehe ich recht zentral, direkt vorm Altar. Ich bin Protestantin, ich darf mich da sogar anlehnen. Die erste Ansprache wird durch andere Grußworte und Musikeinlagen abgewechselt und die große Frau geht wieder zur Seite, wo die anderen Honoratioren der Stadt warten. Auch sie nickt mir zu und der neben ihr stehende Mann wird so auf mich aufmerksam. Guckt dann immer wieder verstohlen. Während der Veranstaltung, während des Rundgangs anschließend während des Imbisses. Er sieht schweinegut aus und gehört ganz offensichtlich zu den Alphatierchen der Stadt. Menschen, die lässig unaufgeregt und gekonnt mit Machtpositionen umgehen, beeindrucken mich gerade besonders und ich studiere viel deren Auftreten, um selber besser aus meinem eigenen Schatten treten zu können, die Zeit dafür ist einfach reif. Bei den Blicken macht sich ein leichtes warmes Kribbeln im Bauch bemerkbar und ich genieße auch hier die männliche Aufmerksamkeit. Sich wieder als Frau fühlen.

Irgendwann gehe ich. Ich brauche keinen letzten Blick, kein Möglichkeiteneröffnen für ein Gespräch. Es ist alles gut so. Ich gehe zurück zum verrückten Radfahrer, wir sind noch bei Freunden zum Grillen verabredet.

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Freitag, 1. August 2014
Zwischen Boden- und Ostsee
Man muss das Kind langsam an größere Gewässer als das Plantschbecken heranführen. Wir haben also eine Woche Bodensee hinter uns und dabei selten so gesund gelebt: praktisch ausschließlich von dem, was uns auf Ausflügen so in den Mund wuchs oder von Bauern in Kisten auf ihren Höfen angeboten wurde: Brombeeren, Mirabellen, Aprikosen, letzte Kirschen und erste Äpfel.



Das kleine Mädchen war erst skeptisch, ob man in so einem großen Wasser auch gefahrlos Baden kann und begnügte sich erst mit Kieselsteinchenaufhäufen. Am nächsten Tag lief sie schon vergnügt in Zickzacklinien am Ufer entlang: immer ein paar Schrittchen ins Wasser, ein paar wieder aus. Außerdem wollte sie Schwäne streicheln.



Zum Glück hatten wir auch Regen und so einiges von Feuchtmayer Ausgestattetes angesehen und das schöne Überlingen.
Am Montag gehts dann weiter zur Ostsee. War ich noch nie. Einerseits freu ich mich drauf, andererseits bin ich gerade so sehr mittem im Aufsatz (der heute fertig sein müsste), dass ich mich nur schwer losreißen kann.

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Search request: schwiegermutter tragetuch
Nehmen Sie die Schwiegermutter wieder aus dem Tragetuch (schont auch ihren Rücken) und tun Sie ihr Kind rein.

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Mittwoch, 16. Juli 2014
Schweigen
Auf die unerträglich persönlich anfeindende Email Emil des Mitarbeiters hin wurde gerade in der eigenen Projektgruppe eine Sitzung vor der Sitzung beschlossen. Also alle Antragsteller (alle drei Professoren, der Institutsdirektor, der Museumsdirektor und ich) haben die erste halbe Stunde für uns zur Klärung des Problems. Die Doktoranden, Hiwis und Sonstigen müssen solange draußen warten, aber das Wetter soll ja schön bleiben.
Mir wäre lieber, die Sitzung wäre jetzt sofort, denn ich finde es gerade außerordentlich schwer, nicht auf die hin und her kursierenden Emails zu antworten und richtigzustellen.
Ich fühle mich im Recht, meine Mitarbeiter vor Ort bestätigen mich, der Projektleiter steht hinter mir, aber ich habe dennoch Angst.

Gestern noch mit J. telefoniert, er ist in diesen Dingen ein guter Ratgeber und der verrückte Radfahrer war ganz froh, mich für diese Stunde an meinen Exfreund abgeben zu dürfen. J. kennt den Unibetrieb und hat selbt genug Projekterfahrung, um mich beruhigen zu können und im weiteren Vorgehen zu beraten.

Die mühsam erarbeitete Ruhe krachte gerade wieder zusammen, als die Email vom Museumsdirektor hereinkam mit 1., 2. und 3. Anschuldigungen gegen mich. Klar, er kennt nur die Version seines Mitarbeiters. Aushalten können und nicht sofort rechtfertigen. Beides nicht leicht, aber lernbar, wie ich gerade feststelle.
Und, da das Kind jetzt schon im Brunnen liegt, kann ich dann auch offen reden über weitere Mißstände die im Hintergrund schwelen.

Freitag, bis dahin Schweigen und weiter Arbeiten.

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