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Freitag, 6. April 2012
Johannespassion von Bach
berenike, 02:22h
Die Krise wird langsam wieder besser. Ich habe gerade auch wirklich wenig Lust auf sowas. Aber gut ist noch nichts so richtig wieder.
Zur Feier meines Geburtstages hatte ich mir gestern freigenommen. Auch, weil ich ja den Tag zuvor schon nicht arbeiten konnte und mit Gewalt dann sowieso nur alles schlimmer wird. Spät aufgestanden, gezwungenermaßen, weil ich die halbe Nacht noch grübeln musste und ausgiebig meine Krise pflegen (wennschon dennschon so wie früher: Verzweiflung, den Schmerz durch einen anderen ersetzen müssen, nicht ins Bett gehen können, alles schwarz). Mitternacht dann endlich das Päckchen vom Theologen öffnen können - warum schenken wir beide Rindviecher uns eigentlich noch etwas zum Geburtstag? Vieles wäre leichter, wenn wir nicht an zwei aufeinanderfolgenden Tagen feiern müssten.
Auf dem Anrufbeantworter waren schon J. und St. und J. rief auch gleich wieder an. Besorgt. Er kennt meine Stimme in diesen Situationen. Wir reden darüber, ob es sinnvoll oder sogar notwendig wäre, nochmal eine Therapie zu beginnen. Erstmal abwarten. Ich bin noch ganz benommen und vermeide den Blick in den Spiegel, ich weiss auch so, wie es da drinnen aussieht, ich kann den Druck auf den Augen spüren. Trotzdem gehe ich mittags in meinem Lieblingslokal essen, mir gerade egal, was andere denken, ich wünsche mir Kontakte und finde sie im Fahrradschrauber mit seinen Albernheiten. Der schöne Therapeut ist noch im Urlaub, wusste ich aber auch. Der Fahrradschrauber deutet auf mein Gesicht und fragt, ob ich Heuschnupfen habe. Nö, antworte ich nur, wechsel das Thema und lade ihn zu meiner Party ein.
Abends endlich das Konzert! Ich hatte, ungelogen, den besten Sitzplatz im Konzertsaal, unserer fast einzigen kath. Kirche der Stadt (es gibt noch eine zweite, die aber eher eine Kapelle zu nennen wär). Ich saß in der ersten Reihe, so, dass ich die Sänger immer gut im Blick hatte und mir kam es vor, als ab das kleine Orchester, die fünf Sänger und der Chor einzig für mich auftraten - so sehr vergaß ich das gesamte Publikum hinter und neben mir. Das mit dem gut im Blick war allerdings nebensächlich, weil ich meistens mit geschlossenen Augen zuhörte, so hatte auch der Bratscher direkt vor mir die Möglichkeit, mich die ganze Zeit (fast) unbemerkt zu beobachten. Chor und Orchester waren gut, sehen wir mal von dem sichtbar abgelenkten Bratscher ab. Vier der fünf Solisten waren gut bis göttlich, absolut grauenhaft war nur der Bass. Zum Glück hat er in diesem Stück keine tragenden Rolle. Gut, er singt den Jesus, aber das sind zum Glück nur kurze Passagen, und bald ist er ja auch tot. Meine Lieblingsarien übernehmen Sopran und Tenor und meinetwegen hätten sie sie je dreimal hintereinander singen können. Der Dirigent hatte zu Beginn darum gebeten, dass es zum Ende keinen Applaus geben möge. Die Stille war ein seltsamer, aber absolut stimmiger Abschluss.
Zu Hause erst noch der Anruf der Schwester, die mir am nächsten steht, dann, weit nach Mitternacht, noch der Theologe. Lange gesprochen, viel wohltuende Nähe, und jetzt bin ich es die ihm sagt, komm gerne vorbei, wann immer du in der Nähe bist (das wird in den nächsten Wochen vielleicht einigemale vorkommen), aber wir sollte keinen Sex haben.
Wenn ich nur wüsste, wo ich den Hebel anzusetzen hätte.
Zur Feier meines Geburtstages hatte ich mir gestern freigenommen. Auch, weil ich ja den Tag zuvor schon nicht arbeiten konnte und mit Gewalt dann sowieso nur alles schlimmer wird. Spät aufgestanden, gezwungenermaßen, weil ich die halbe Nacht noch grübeln musste und ausgiebig meine Krise pflegen (wennschon dennschon so wie früher: Verzweiflung, den Schmerz durch einen anderen ersetzen müssen, nicht ins Bett gehen können, alles schwarz). Mitternacht dann endlich das Päckchen vom Theologen öffnen können - warum schenken wir beide Rindviecher uns eigentlich noch etwas zum Geburtstag? Vieles wäre leichter, wenn wir nicht an zwei aufeinanderfolgenden Tagen feiern müssten.
Auf dem Anrufbeantworter waren schon J. und St. und J. rief auch gleich wieder an. Besorgt. Er kennt meine Stimme in diesen Situationen. Wir reden darüber, ob es sinnvoll oder sogar notwendig wäre, nochmal eine Therapie zu beginnen. Erstmal abwarten. Ich bin noch ganz benommen und vermeide den Blick in den Spiegel, ich weiss auch so, wie es da drinnen aussieht, ich kann den Druck auf den Augen spüren. Trotzdem gehe ich mittags in meinem Lieblingslokal essen, mir gerade egal, was andere denken, ich wünsche mir Kontakte und finde sie im Fahrradschrauber mit seinen Albernheiten. Der schöne Therapeut ist noch im Urlaub, wusste ich aber auch. Der Fahrradschrauber deutet auf mein Gesicht und fragt, ob ich Heuschnupfen habe. Nö, antworte ich nur, wechsel das Thema und lade ihn zu meiner Party ein.
Abends endlich das Konzert! Ich hatte, ungelogen, den besten Sitzplatz im Konzertsaal, unserer fast einzigen kath. Kirche der Stadt (es gibt noch eine zweite, die aber eher eine Kapelle zu nennen wär). Ich saß in der ersten Reihe, so, dass ich die Sänger immer gut im Blick hatte und mir kam es vor, als ab das kleine Orchester, die fünf Sänger und der Chor einzig für mich auftraten - so sehr vergaß ich das gesamte Publikum hinter und neben mir. Das mit dem gut im Blick war allerdings nebensächlich, weil ich meistens mit geschlossenen Augen zuhörte, so hatte auch der Bratscher direkt vor mir die Möglichkeit, mich die ganze Zeit (fast) unbemerkt zu beobachten. Chor und Orchester waren gut, sehen wir mal von dem sichtbar abgelenkten Bratscher ab. Vier der fünf Solisten waren gut bis göttlich, absolut grauenhaft war nur der Bass. Zum Glück hat er in diesem Stück keine tragenden Rolle. Gut, er singt den Jesus, aber das sind zum Glück nur kurze Passagen, und bald ist er ja auch tot. Meine Lieblingsarien übernehmen Sopran und Tenor und meinetwegen hätten sie sie je dreimal hintereinander singen können. Der Dirigent hatte zu Beginn darum gebeten, dass es zum Ende keinen Applaus geben möge. Die Stille war ein seltsamer, aber absolut stimmiger Abschluss.
Zu Hause erst noch der Anruf der Schwester, die mir am nächsten steht, dann, weit nach Mitternacht, noch der Theologe. Lange gesprochen, viel wohltuende Nähe, und jetzt bin ich es die ihm sagt, komm gerne vorbei, wann immer du in der Nähe bist (das wird in den nächsten Wochen vielleicht einigemale vorkommen), aber wir sollte keinen Sex haben.
Wenn ich nur wüsste, wo ich den Hebel anzusetzen hätte.
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