Montag, 6. August 2012
Siebenschläfer
S. schlug eine kleine Radtour vor, deren Ziel die angeblich schönste und geheimste Stelle unseres Flusses war. Ich kanns bestätigen: Wildromantisch und dermassen geheim, dass man als normaler Mensch dort nicht hinkommen würde. Aber ich bin ja nicht mit einem normalen Menschen unterwegs und so gelangen wir nach dem Überqueren versumpfter Kuhweiden (beinahe hätte ich einen meiner Gummistiefel dort lassen müssen), Überwinden mehrerer Zäune (Stacheldraht, versteht sich) und einem wirklich steilen Hang an seine Lieblingsbadestelle. Dass es sich bei sowas nicht um Badestrand und stilles Gewässer handeln würde, hätte mir klar sein müssen. Splitternackt bis auf die Gummistiefel, stapften wir erstmal eine Weile durch eine Ströhmung, bei der man nur mühsam einen Fuss vor den anderen setzen konnten. Und was ich anfangs nie für möglich gehalten habe, weils mir viel zu gefährlich erschien, habe ich mich dann doch noch getraut: sich vom Wasser durch die Strohmschnellen tragen lassen! Okay, ich nur an den leichten Stellen mit anschließendem Adrenalinkicheranfall, S. dafür auch mit den ganz schnellen und ein richtig langes Stück... Hilfe, der zukünftige Vater meines Kindes ist ein Verrückter!

Danach war ich froh über den Kuchen in der Fahrradtasche, denn vor dem Losfahren hatte ich mich noch darüber lustig gemacht, warum man Gummistiefel und Proviant für einen kurzen Ausflug (fünf Stunden dann doch) einpacken muss. Als Picknickort wählten wir einen Hochsitz und oben angekommen stellten wir fest, dass sich den schon jemand anderes als Wohnort auserkoren hatte: Ein Siebenschläfer, der so verwirrt davon war, vor seiner üblichen Zeit geweckt zu werden (der Förster kommt ja immer erst später), dass er erstmal mir ans Bein gesprungen ist und dann verpennt auf dem Boden herumsass, bis er sich auf die Leiter verzog. Wir haben ihm dann ein Stück Sesamschnitte als Entschädigung für den Schrecken dagelassen, obwohl ich die am liebsten ganz alleine gegessen hätte als Entschädigung für meinen Schrecken: Siebenschläfer am Bein! Was für ein drolliges Kerlchen das ist, habe ich erst danach gesehen.

Bild von Wikipedia
Keine Kamera dabei, deswegen von Wikipedia

Als wir den Platz wieder geräumt hatten, ist der kleine Kobold sofort wieder nach oben geklettert. War wohl noch müde und wollte weiterschlafen, jedenfalls sah er danach aus.

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