Dienstag, 28. Juli 2009
zu tun Liste
Die wichtigsten außerpromotionslichen Dinge erledigt.

Jetzt zur Haupttagesaufgabe: Plan erstellen

- welche Teile des Kapitels müssen inhaltlich überarbeitet werden (sprachlich später)
- wo muss ich noch was neu schreiben (aus dem Kopf fallen mir nur zwei Bereiche ein, die werden kurz abgehandelt)
- wo fehlen mir Quellenverweise
- wo muss ich noch gründlichere Quellenkritik einbauen (überall?)
- neue Ideen, die mir gerade im Telefonat mit J. gekommen sind, einbauen
- Teil ausdrucken zum Überarbeiten auf der Zugfahrt

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Montag, 27. Juli 2009
Kapitel
Es war das erste Kapitel meiner Arbeit, dass ich geschrieben habe und jetzt wird es das letzte (des Hauptteils), dass ich überarbeite. Ich gebe mir nur diese Woche dafür, dann muss es fertig sein.

Einst war es mein wichtigstes Kapitel, dass ist es schon lange nicht mehr. Man weiss eigentlich nichts über das Thema, trotz einer Bibliothek an Literatur. Nicht, außer hunderte unhaltbare Hypothesen. Ich habe 50 Seiten dazu geschrieben, nein viel mehr noch, und kann nichts genaues sagen. Ich habe vier Vorträge dazu gehalten, jedesmal musste ich mehr Abstriche machen. Hier gestaltet sich Forschung als sehr sehr frustrierend.
Mit diesem Kapitel fing damals vor ca. fünf Jahren mein Zusammnbruch an. Das Kapitel kann nichts dafür, aber trotzdem haftet ihm noch die Verzweiflung an.

Mein wichtigstes Ergebnis habe ich erst vor wenigen Wochen zusammengeschrieben. "Das ist der Rolls Royce deiner Arbeit!" sagt J. "Wunderbar, wunderbar, wunderbar!" sagt mein Doktorvater Nr. 1.

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Freitag, 24. Juli 2009
Entschuldigung
Endlich ruft die Sekretärin mich an: "Er ist jetzt da und weiss Bescheid, dass Sie ihn sprechen wollen. Er wartet."
Der Noch-Zweitgutachter begrüsst mich auf italienisch, jovial und braungebrannt wie immer. Goldkettchen. Bietet mir einen Platz an. Ich gehe auf seine charmanten Plauderein nicht ein, unterbreche ihn mit meiner Entschuldigung.

Im Nachhinein hätte ich mir mehr Kritik von ihm gewünscht, dann wäre mir der Wechsel leichter gefallen. Jetzt hat er mich in ein Patt hineinmanövriert. Das Angebot von seinem Kollegen, mir das Zweitgutachten meiner Doktorarbeit zu schreiben, muss ihn gekränkt haben. Wir alle kennen seine Eitelkeit! Wir beenden das Gespräch mit offenem Ausgang und ich gehe mit seiner Privatnummer in der Hand.

Wechseln oder nicht?
Was wiegt schwerer: Die Gefahr eines negativen Gutachtens durch ihn, wenn ich bleibe oder ihn als Feind zu haben, wenn ich wechsle?

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Samstag, 31. Mai 2008
Wochenschluss
Die ganze Woche wird bei der Therapeutin abgeladen. Liegt da zwischen uns auf dem kleinen Tisch und zuckt noch.

Auf dem Heimweg fängt es in dicken, warmen Tropfen zu regnen an. Ich verkrieche mich unter meinen Schirm und gehe den ganzen Wag zu Fuß, obwohl der Regen immer heftiger fällt. Eine halbe Stunde später geht unter dem Schirm wieder eine kleine Sonne auf.

Die Frau ist einfach gut für mich, trotz ihrer dicken Beine!

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Mittwoch, 21. Mai 2008
warten
Am liebsten würde ich mich an die Straße stellen und einfach warten, dass mich J. abholt. Erst in etwa zwei Stunden, aber egal. Weil das natürlich völlig unsinnig ist, sitze ich vor dem Computer und öffne abwechselnd meine beiden Mailboxen. Ich erwarte keine Email, ich tue nur irgendwas.
Ich war jetzt so lange nicht mehr traurig, dass ich keine Verwendung mehr für diesen Zustand habe. Konnte es nicht einfach so glücklich weitergehen?
Es ist nichts passiert, nur das Gefühl der Ablehnung seit gestern. Es geht nicht um die Stelle, es kommen andere Chancen, die vielleicht besser zu mir passen und deren Zeitpunkt ich selber bestimmen kann - das ergab ein Gespräch heute Mittag mit Exchef.
Du fehlst an allen Ecken und Enden sagte er. Lob und Komplimente macht er nur einmal pro Dekade. Er machte sogar eine Andeutung wegen einer festen und gut bezahlten Stelle - es erreicht mich gerade nicht.

Vielleicht ganz gut, wenn du mal für ein paar Tage da raus kommst meint J. und zählt auf, was wir alles schönes machen können. Auch das erreicht mich nicht. Es kommt mir wieder alles so überaus schwer vor. Müde.
Ich könnte mich an der Straße auf den Mauervorsprung setzen, so dass ich das gelbe Auto möglichst früh sehe, ich würde noch nichtmal ungeduldig werden, sondern einfach warten.

Nachtrag: Exchef schrieb mir gerade eine Email. Sie macht kaum einen Sinn. Ausser: er gibt mir damit einen versteckten Hinweis! Wenn ich das richtig deute, gibt er mir zu verstehen, mir in einer ganz bestimmten Richtung weiter Gedanken zu machen und diese dann zum neuen Professor zu tragen.

Ich glaube, es wird mir wirklich guttun ein paar Tage da raus zu kommen...

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Dienstag, 20. Mai 2008
Die Bewerbung nimmt mehr Raum ein, als ihr ehemals zugedacht wurde. Ich versuche alle Dinge, die in diesem Zusammenhang gesagt wurden, unter einem Hut zu bringen, wissend, das es unmöglich ist.
- E. erzählt beim Essengehen gestern, dass die Bewerberlage sehr gut sein. Sehr gut, heißt sehr schlecht für mich.
- E. wieder, die mir mitteilt, dass sie mich vorrübergehend aus dem Verteiler genommen hat. Ein normales Verfahren.

Micha hat über meinen neuen Kollegen, eine unsägliche Quasselstrippe und mit ihm befreundet, einiges erfahren:
- der neue Professor findet die Bewerberlage schlecht
- man hat drei zusätzliche Kandidaten zur Bewerbung aufgefordert, was bedeutet, ich bin eigentlich nicht mehr im Rennen
- ich kenne eine von denen und finde sie furchtbar!

Schlimm ist, ich bekomme jetzt Angst vor einer Ablehnung und zwar so richtig.
Ich will diese furchtbare Person nicht auf einer bessere Position haben, als ich sie an meinem Insitut habe und sie wird erfahren, dass ich mich auch beworben hatte.
Ich kann gerade den Gedanken nicht ertragen, dass meine Kollegen über mich diskutieren und mich verwerfen oder es schon längst getan haben.
Nicht jetzt.

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Sonntag, 18. Mai 2008
Wochenplan
Die Therapeutin schlägt vor, für die kommende Woche einen Wochenplan zu erstellen - jetzt gleich. Zum ersten Mal find ich sie für einen kurzen Moment nicht nett, dann liegt aber auch schon ein weißes Blatt Papier und ein Kuli vor mir. Ich frage, ob Sie mir nicht wenigstens ein Papier mit vorgefertigten Spalten für die einzelnen Wochentage geben könnte. Sie meint, Spalten macht man mit einfachen Strichen und die Wochentage kann ich drüber schreiben. Sie hat bestimmt in dem Bericht aus der Klinik das über die Wochenpläne gelesen...

Kommen Sie, die nächste Woche hat nur drei Arbeitstage, das sind einfache Bedinungen, sagt sie und ich mache mich an den Plan: Seminar, Prüfungsbeisitze, Besprechungen. Montag und Dienstag werden gut gefüllt, der Mittwoch bleibt frei, weil da keine Termine anstehen. Und jetzt die Zeit für die Diss! Alle freie verfügbare Zeit wird mit promovieren ausgefüllt. Pausen? Ich deute mit dem Stift vage auf die Mitte jeder Spalte, wo man Mittagspause machen könnte. Sie nimmt mir den Kuli aus der Hand und schreibt die Mittagspausen als Termin rein und außerdem Pausen in jeden Vor- und Nachmittag. Raus aus dem Büro in diesen Zeiten!
Fühlt sich eigentlich ganz gut an, dieser Plan. Irgendwie nicht so bedrohlich wie meine eigenen im Kopf.

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Donnerstag, 15. Mai 2008
Zwei Punkte
Sie wissen es, sie wissen alle von meiner Bewerbung. Aber es redet niemand darüber. Heute in der Besprecbung wurde der Termin für die Bewerbungsgespräche festgelegt. Doktorvater II wird nicht da sein und das war Absicht!

Ich räumte gerade meine Sachen zusammen, als meine Kollegin A. vorbeikam. Wir scherzten über diese absurde Besprechung, über das schon dreiste Vorgehen von Vize und neuem Professor. Ich fragte vorsichtig, ob sie von meiner Bewerbung wisse. "Natürlich und ich unterstütze sie voll!" Wir sind uns aber beide im Klaren, dass ich es eigentlich nicht werden kann.

Trotzallem: ich habe heute zwei Punkte für mich eingesammelt. Zwei Punkte von einer unbekannten Größe.

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Dienstag, 13. Mai 2008
4., 5. und 6. Seminarstunde, wir werden ein gutes Team
Bisher habe ich noch keine wirklich oder auch nur annähernd schlechte Präsentation gehabt und bei mir stellt sich Routine ein. Auch bei den Studenten. Sie haben langsam begriffen, worauf es mir ankommt.

Leises Stöhnen als ich die Abfahrtszeit für unsere erste Exkursion verkündete: kurz nach 8 Uhr. "Haben Sie denn keinen Wecker?" War nur mein Kommentar dazu. Alle scheinen sich aber auf den Ausflug zu freuen. Wahrscheinlich wirds auch lustig. Dann aber auch für mich mörderisch anstrengend, den ganzen Tag 34 Studenten auf Trab zu halten.

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Samstag, 10. Mai 2008
getrocknete Aprikosen
Der Wahnsinn begann vorhin mit dem Anruf von einem meiner Kollegen: "Bewirb dich doch auf die Stelle! Promotion ist nicht immer das Wichtigste."
Wir diskutieren lange, ich wehre mich, es wird in der Ausschreibung ausdrücklich eine Promotion verlangt und ein Habilthema, beides habe ich nicht. Ich hatte noch nichtmal selber über eine Bewerbung nachgedacht, ich hatte
sie, als sie über den Verteiler kam zu Kenntnis genommen und gleich wieder gelöscht, ich hatte sie ehrlich gesagt schon längst wieder vergessen.

Ich traue mich auch nicht, die anderen zu fragen, was die dazu meinen, wie mein Kollege vorschlug. Er schien es wirklich ernst zu meinen.
Lachend erzählte ich mittags J. davon, weil wir gerade beim Thema waren: die anstehende Bewerbung für seine Traumstelle. Er fands nicht lächerlich: "Stell dich endlich der Realität, du gehörst in die Forschung!"

Alles wieder vergessen, bis mich gerade die Email unserer
Geschäftsführung erreichte: "Machs ruhig, man weiß nie!" Mein Kollege hatte mir ihr gesprochen, wohl auch noch mit anderen aus dem Institut.

Aus Nervosität habe ich gerade eine ganze Tüte getrocknete Aprikosen gegessen. Was anderes hatte ich nicht im Büro.

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