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Donnerstag, 5. November 2009
Bewerbungsschluss
berenike, 19:40h
Anfang der Woche hatte ich noch meinen Doktorvater angerufen, um nach seiner Stellungnahme für das Kurzstipendium zu fragen. Mit gutem Grund, ich kenne seine Vergesslichkeit. Er versprachs, dann sofort bald loszuschicken. Gestern Nacht erreichte mich immerhin per Email das Dokument, allerdings ohne Unterschrift. Er würde heute sowieso auf Durchreise in meiner Stadt vorbeikommen, dann könne er mir das Original-mit-Unterschrift überreichen. Ich bat ihn, noch einen Satz anzufügen, weil er das wichtigste vergessen hatte.
Mittags wollte er hier sein. Um 15 Uhr rief er an, dass er doch nicht so schnell loskomme und wir einigten uns fürs faxen, zur Sicherheit. Er wolle aber trotzdem noch vorbeikommen. Fax ist nicht angekommen, er meldet sich auch nicht mehr und ich kann nur warten.
Was, wenns schief geht?
Eine Tüte Weingummi aus Nervosität.
Mir ist schlecht.
Mittags wollte er hier sein. Um 15 Uhr rief er an, dass er doch nicht so schnell loskomme und wir einigten uns fürs faxen, zur Sicherheit. Er wolle aber trotzdem noch vorbeikommen. Fax ist nicht angekommen, er meldet sich auch nicht mehr und ich kann nur warten.
Was, wenns schief geht?
Eine Tüte Weingummi aus Nervosität.
Mir ist schlecht.
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Donnerstag, 22. Oktober 2009
Exkursion
berenike, 23:16h
Ich hatte ganz vergessen, wie sehr ich das liebe und brauche:
Von morgends bis abends unterwegs, keine Pause, weil es noch so viel zu sehen, zu diskutieren gibt. Mittagessen im Vorbeigehen. Mit der Taschenlampe alles aufdecken, mit der Kamera festhalten, wenn sie denn funktionieren würde.
Erklärungen, Widerspruch, Vergleiche, andere Meinungen, Erkenntnisse, Fragen und immer wieder nochmal genau hinschauen.
Abends dann bis mindestens 22 Uhr Vorträge, der Professor fast durchgehend, ich auch mal zwischendurch. Dann Bier.
Dabei hat es fast die ganze Zeit geregnet und wir waren oft sehr durchgefroren. Diese Erinnerungen verschwinden aber schon wieder, es bleiben die neuen Freundschaften, Projektpläne und ein wunderbares Ergebnis am Rande, das Gefühl von Aufgehobensein und Zugehörigkeit in der Gruppe.
Von morgends bis abends unterwegs, keine Pause, weil es noch so viel zu sehen, zu diskutieren gibt. Mittagessen im Vorbeigehen. Mit der Taschenlampe alles aufdecken, mit der Kamera festhalten, wenn sie denn funktionieren würde.
Erklärungen, Widerspruch, Vergleiche, andere Meinungen, Erkenntnisse, Fragen und immer wieder nochmal genau hinschauen.
Abends dann bis mindestens 22 Uhr Vorträge, der Professor fast durchgehend, ich auch mal zwischendurch. Dann Bier.
Dabei hat es fast die ganze Zeit geregnet und wir waren oft sehr durchgefroren. Diese Erinnerungen verschwinden aber schon wieder, es bleiben die neuen Freundschaften, Projektpläne und ein wunderbares Ergebnis am Rande, das Gefühl von Aufgehobensein und Zugehörigkeit in der Gruppe.
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Donnerstag, 22. Oktober 2009
Kurzstipendium
berenike, 00:49h
Gut, ich stand auf der Bühne und habe ein paar Sätze gesagt. Was und wie ist gerade unwichtig. Viel wichtiger ist das Drumherum, das kurze Gespräch vorher, dann abgebrochen, weil ich auf die Bühne musste. Danach beim Empfang wurde es fortgesetzt und dasselbe Thema noch mit anderen. So viele Verbündete auf einmal und alle sagen: Tus, bewirb dich!
Ich machs. Ich schlucke meinen Stolz herunter, der an dieser Stelle wirklich falsch platziert ist, und rufe, sobald der Wein mein Blut verlassen hat, meinen Doktorvater an.
Das Ergebnis meines Kurzvortrags: ein Kurzstipendium.
Bitte Daumen drücken. Wenigestens einen
Ich machs. Ich schlucke meinen Stolz herunter, der an dieser Stelle wirklich falsch platziert ist, und rufe, sobald der Wein mein Blut verlassen hat, meinen Doktorvater an.
Das Ergebnis meines Kurzvortrags: ein Kurzstipendium.
Bitte Daumen drücken. Wenigestens einen
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Dienstag, 20. Oktober 2009
Der Graf ist tot
berenike, 20:35h
Der junge. Nicht mal vierzig ist er geworden. Das hätte ich ihm nicht gewünscht, obwohl ich ihn auch nicht besonders mochte. Immerhin ist er standesgemäss gestoben: auf der Jagd. Allerdings ganz unstandesgemäss nachts in der Hütte verbrannt. Der Vater tut mir leid und den mochte ich, der tat nicht immer so adelig und konnte sich auch mal mit bürgerlichen unterhalten, ohne von oben herab. Der scheint von unseren Dorfadeligen noch der anständigste zu sein.
Zur Beerdigung wurde das gesamte Dorf mit edlen schwarzen Autos zugeparkt. Beim Grafensommerfest vor einigen Monaten war das nicht so, man hat also für solche Gelegenheiten den passenden Wagen in der Garage. Ein älterer Herr mit Hut stand auf der Kreuzung und winkte seine Von-und-zu-und-und-gegen in die wenigen Seitenstraßen, die es hier gibt. Ich sah mir den Zug, der dann an unserem Haus vorbeirauschte, am Fenster an: Die Herren in Fracks, die Damen im kleinen Schwarzen (älter) oder Hosenanzug (jünger), alle blond und schlank und groß. Ich bin immer wieder fasziniert von dem adeligen Gesichtsausdruck und der Kleiderordnung.
Als J. und ich zum Sommerfest eingeladen wurden, hieß es auf der Karte: "Anzug: ländlich, sommerlich" Ich trug ein weißes Leinenkleid. Die anwesenden Damen: Dirndl! Die Herren orientierten sich eher an der Jagdmode. Der Junge Graf trug, und ich hätte nicht gedacht, wie sehr Klischees der Wirklichkeit entsprechen, eine grüngesteppte Jacke mit Seitenscheitel. Und war laut.
Der Pfarrer, der in Wirklichkeit ein Hampelmann ist, hat mal wieder die Predigt verhunzt, sagte J. Das war zu befürchten. Wenn ich mal sterbe, meinte J. noch, lass es bitte nicht zu, dass der mich beerdigt
Zur Beerdigung wurde das gesamte Dorf mit edlen schwarzen Autos zugeparkt. Beim Grafensommerfest vor einigen Monaten war das nicht so, man hat also für solche Gelegenheiten den passenden Wagen in der Garage. Ein älterer Herr mit Hut stand auf der Kreuzung und winkte seine Von-und-zu-und-und-gegen in die wenigen Seitenstraßen, die es hier gibt. Ich sah mir den Zug, der dann an unserem Haus vorbeirauschte, am Fenster an: Die Herren in Fracks, die Damen im kleinen Schwarzen (älter) oder Hosenanzug (jünger), alle blond und schlank und groß. Ich bin immer wieder fasziniert von dem adeligen Gesichtsausdruck und der Kleiderordnung.
Als J. und ich zum Sommerfest eingeladen wurden, hieß es auf der Karte: "Anzug: ländlich, sommerlich" Ich trug ein weißes Leinenkleid. Die anwesenden Damen: Dirndl! Die Herren orientierten sich eher an der Jagdmode. Der Junge Graf trug, und ich hätte nicht gedacht, wie sehr Klischees der Wirklichkeit entsprechen, eine grüngesteppte Jacke mit Seitenscheitel. Und war laut.
Der Pfarrer, der in Wirklichkeit ein Hampelmann ist, hat mal wieder die Predigt verhunzt, sagte J. Das war zu befürchten. Wenn ich mal sterbe, meinte J. noch, lass es bitte nicht zu, dass der mich beerdigt
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Donnerstag, 15. Oktober 2009
Exkursionsvorbereitung
berenike, 23:27h
Mein Professor ruft an und sagt, ich solle warme Socken einpacken. Danke, sehr fürsorglich. Keine warmen Unterhosen?
Morgen früh gehts los auf Exkursion. Vortrag fertig, sonstige Vorbereitungen wurden gestrichen. Man wird es mir hoffentlich nachsehen.
Endlich mal ein paar Tage raus! Ich brauche Abstand.
Jetzt packen: Digitalkamera, Taschenlampe, Massband und warme Socken.
Morgen früh gehts los auf Exkursion. Vortrag fertig, sonstige Vorbereitungen wurden gestrichen. Man wird es mir hoffentlich nachsehen.
Endlich mal ein paar Tage raus! Ich brauche Abstand.
Jetzt packen: Digitalkamera, Taschenlampe, Massband und warme Socken.
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Mittwoch, 14. Oktober 2009
Lehrauftrag
berenike, 18:26h
Auf dem Weg zu meiner ersten Seminarsitzung des Semesters fiel mir ein, dass ich den Raum nicht wusste. Bisher habe ich immer in demselben Raum gelehrt und diesmal sollte es ein anderer sein. Nur welcher? Im Hörsaalgebäude fragt ich also den Hausmeister, nach langem Suchen fand er ihn auch: ganz anderes Gebäude. Er feixte freundlich. Also kam ich etwas abgehetzt und viel zu spät an, sagte kurz den Studenten Hallo und machte ich auf die Suche nach einem Schlüssel für die Technik.
Die Studenten strahlten und lachten, als sie mich hektisch den Beamer einstellen, nach meinen Unterlagen suchen und mit dem Hiwi scherzen sahen. Ist doch immer wieder schön, wenn sich die Seminarleitung zum Affen macht. Mich stört es mittlerweile nicht mehr.
Viele bekannte Gesichter, viele aus meinen alten Seminaren waren gekommen. Das freut mich, dann scheint den Leuten also mein Stil zu gefallen. Und ich weiss von vielen, dass man mit denen gut arbeiten kann, dass sie mitdiskutieren, Fragen stellen und sich für ihr Fach interessieren. 28 Studenten habe ich und damit für fast jede Sitzung zwei Referate. Ich habe sogar zwei mutige Schnellarbeiter für die nächste Woche für Referate gewinnen können. Große Erleichterung bei mir, weil ich nicht wusste, wo ich die Zeit für eine gründliche Vorbereitung genommen hätte.
Ich freu mich aufs Semester!
Die Studenten strahlten und lachten, als sie mich hektisch den Beamer einstellen, nach meinen Unterlagen suchen und mit dem Hiwi scherzen sahen. Ist doch immer wieder schön, wenn sich die Seminarleitung zum Affen macht. Mich stört es mittlerweile nicht mehr.
Viele bekannte Gesichter, viele aus meinen alten Seminaren waren gekommen. Das freut mich, dann scheint den Leuten also mein Stil zu gefallen. Und ich weiss von vielen, dass man mit denen gut arbeiten kann, dass sie mitdiskutieren, Fragen stellen und sich für ihr Fach interessieren. 28 Studenten habe ich und damit für fast jede Sitzung zwei Referate. Ich habe sogar zwei mutige Schnellarbeiter für die nächste Woche für Referate gewinnen können. Große Erleichterung bei mir, weil ich nicht wusste, wo ich die Zeit für eine gründliche Vorbereitung genommen hätte.
Ich freu mich aufs Semester!
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Montag, 12. Oktober 2009
Outdoor
berenike, 20:50h
Das Leben außerhalb meines Schreibtischs kommt bedrohlich immer näher. Ich muss mich um Dinge kümmern, die nichts mit meiner Doktorarbeit zu tun haben. Das will ich nicht, bevor ich nicht fertig bin. Muss ich wohl.
Seminarvorbereitung
Exkursionsvorbereitung
Vortragsvorbereitung
Alles in dieser Woche, inklusive der Durchführung.
Seminarvorbereitung
Exkursionsvorbereitung
Vortragsvorbereitung
Alles in dieser Woche, inklusive der Durchführung.
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Donnerstag, 8. Oktober 2009
Apfelernte
berenike, 17:56h
Mal wieder Boden unter den Füßen spüren. Im übertragenen und im direkten Sinn. Von den sieben Bäumen trugen nur fünf und von den fünf nur zwei recht anständig. Wir hatten also nicht allzuviel zu tun. Alle Bäume müssten dringend beschnitten werden. Und jüngere nachpflanzen. Die Eltern von J. sperren sich um eine Entscheidung, sie sind ja auch fast so alt wie ihr knorriges Gewächs.
Trotz Regen wars schön. Ich brauche mehr von diesen Einsätzen.
Trotz Regen wars schön. Ich brauche mehr von diesen Einsätzen.
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Freitag, 2. Oktober 2009
Angst
berenike, 12:36h
Auf einmal ist sie wieder da, die Angst. Diffus.
Ich weiss nichmal genau wovor oder warum. Angst, es nicht zu schaffen, nicht genau genug zu sein, nicht gut genug zu sein.
Sie lähmt mich, wie immer.
In wenigen Tagen beginnt das neue Semester. Ich habe einen Lehrauftrag und muss dann wieder in mein Ex-Institut. Ich will keine Fragen, warum ich noch nicht abgegeben habe. Ich will erst wieder unter die Leute treten, wenn ich fertig bin.
Und mein Seminar ist auch noch nicht vorbereitet.
Ich weiss nichmal genau wovor oder warum. Angst, es nicht zu schaffen, nicht genau genug zu sein, nicht gut genug zu sein.
Sie lähmt mich, wie immer.
In wenigen Tagen beginnt das neue Semester. Ich habe einen Lehrauftrag und muss dann wieder in mein Ex-Institut. Ich will keine Fragen, warum ich noch nicht abgegeben habe. Ich will erst wieder unter die Leute treten, wenn ich fertig bin.
Und mein Seminar ist auch noch nicht vorbereitet.
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Montag, 28. September 2009
Kurzvortrag
berenike, 19:43h
Letzte Woche kam die überraschende Anfrage, ob ich nicht im Rahmen eines Festaktes über meine Erfahrungen als Nachwuchswissenschaftlerin bei der hiesigen Organisation sprechen möchte. Abgelehnt, postwendend. Begründung: Kurz vor der Abgabe. Ich hatte echt keine Lust.
Heute kam die nächste Email, diesmal von einer Bekannten, die mittlerweile dort arbeitet: Schmeichelnd, umwerbend, nur 5-10 Minuten...
Weil ich mich so gebauchpinselt fühlte über dieses Interesse (warum fnden die eigentlich keinen anderen?), habe ich dann doch zugesagt.
Darf ich dann über die tiefe Kluft zwischen Natur- und Geisteswissenschaften sprechen? Über die Arroganz der Naturwissenschaftler, weil ihre Forschung ja so lebensrettend oder wirtschaftsfördernd (also zum Geldverdienen) ist und wir Geisteswissenschaftler eh weggekürzt werden könnten, weil überflüssig? Das sind nämlich meine Erfahrungen mit dem Programm!
Heute kam die nächste Email, diesmal von einer Bekannten, die mittlerweile dort arbeitet: Schmeichelnd, umwerbend, nur 5-10 Minuten...
Weil ich mich so gebauchpinselt fühlte über dieses Interesse (warum fnden die eigentlich keinen anderen?), habe ich dann doch zugesagt.
Darf ich dann über die tiefe Kluft zwischen Natur- und Geisteswissenschaften sprechen? Über die Arroganz der Naturwissenschaftler, weil ihre Forschung ja so lebensrettend oder wirtschaftsfördernd (also zum Geldverdienen) ist und wir Geisteswissenschaftler eh weggekürzt werden könnten, weil überflüssig? Das sind nämlich meine Erfahrungen mit dem Programm!
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