Samstag, 25. September 2010
Kein Hauskauf
Im Dörfchen wird ein Haus frei. Die Gerüchtelage spricht jedenfalls dafür. Demnach ziehen unsere Holländer wieder in ihre Heimat zurück, nachdem sie mühe- und liebevoll das Haus mitsamt großem Grundstück bearbeitet haben. Sogar einen Pool haben sie eingebaut. Hilft wohl alles nichts, die Frau will zurück.
Es wird nach der derzeitigen Lage wohl nur weit unter seinem Preis verkauft werden, teilt mir J. mit. Und sagt gleich weiter, dass wir uns nach unserer derzeitigen Lage wohl besser nicht mit Hauskaufgedanken beschäftigen sollten, auch wenns ein Schnäppchen sein könnte. Er sagt es ohne großere Bitterkeit, oder er hat sie gut verstecken können. Er sagt noch weiter, dass er in dem Häuschen, in dem wir gerade wohnen, bleiben möchte. Für uns beide ist es auf Dauer zu klein, wir brauchen beide ein Arbeitszimmer und behelfen uns gerade mit einem Provisorium, indem Dreiviertel meiner Bücher in Kisten verpackt auf dem Dachboden ruhen. Auch er denkt also an eine Zeit nach unserer Beziehung, auch bei mir gibt es keine Bitterkeit.

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Freitag, 24. September 2010
100%
Ich habe eine Entscheidung getroffen und nun die Initiative ergriffen.
(Nein, es geht nicht um den unfassbar schönen Mann.)
Dem zögerlichen Professor habe ich einen Vorschlag gemacht und damit mächtig Staub aufgewirbelt. Jetzt geht die Sache endlich voran: Der Projektantrag wird bis Ende nächster Woche fertig gestellt, zumindest vorläufig. Ich bin mit einer 100% Stelle vorgesehen, alle endlich damit einverstanden, Bedenken können später immernoch angebracht werden.
Mir steht nun eine intensive Zeit bevor, aber ich weiss endlich, wo es erstmal langzugehen hat.

Vermutlich war es dieses Wissen, dass die anderen überzeugt hat. Und mich.

Sollte das Forschungsprojekt tatsächlich zustanden kommen, und ich glaube ganz fest daran, dann muss ich weiter diese Linie fahren: Initiative. Die Männer brauchen das wohl. Die einzige weitere Frau im Boot spielt gerade keine Rolle.

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Sonntag, 19. September 2010
Zeche geprellt
Vor vier Wochen wars. In meinem Mittagslokal mit den netten Leuten hinter und vor der Theke, dem guten Essen, den ausliegenden Zeitungen und weit weg genug von der Uni, um nicht von Studenten und Kollegen überrannt zu werden.

O. kommt mittlerweile immer an meinem Tisch oder ich an seinen. Er bleibt immer ernst mit mir, lacht aber mit allen anderen. Vielleicht tut er das aus demselben Grund, aus dem ich immer zurückhaltend und verschlossen bleibe, und mit allen anderen lustig. Weil ich einfach in seiner Gegenwart unter Strohm stehe und am liebsten garnichts sagen würde, sondern nur diesem seltsamen und unfassbar gutaussehenden Mann zusehen würde. Er erzählt mir von seiner Fortbildung, eine Woche wird er weg sein. Ich erzähle ihm von meinem Urlaub, zwei Wochen im Anschluss. Also sehen wir uns drei Wochen nicht, er überprüft es in seinem Kalender. "Und einfach nicht in den Urlaub fahren und ins Lokal kommen?" schlägt er vor. Ich wäre gerne so mutig, es wirklich so zu machen und wüsste gerne, wie ernst er das meint. Der Abschied ist reichlich verkorkst, ich stehe komplett neben mir.

Dann er eine Woche weg, dann ich zwei Wochen im Urlaub. Die Zeit war lang. Am zweiten Urlaubstag, in Passau mit viel Wein und Tränen, eine aussprache mit J. Der Satz "Ich weiss es nicht" fiel ständig, kam von mir und war absolut ehrlich. Wir einigten uns darauf, ein gutes Urlaubsteam zu bilden, das funktionierte dann auc ganz gut.

Letzte Woche war ein einziges Versteckspiel zwischen O. und mir. Erst am Freitag haben wir uns gesehen, flüchtig. Er kam spät und mit einem Freund, ich hatte längst gegessen und sass noch über der Zeitung. Er schaute nicht zu mir rüber, ich schaute nicht von meiner Zeitung hoch. Er brachte die Verkäuferinnen zum Lachen, schaute sich nach einem freien Tisch um. Schießlich faltete ich meine Zeitung zusammen und stellte meinen Suppenteller weg, ging mit einem "Tach!" an ihm vorbei. Ohne zu bezahlen, vergessen, muss ich wohl nächste Woche nachholen.

Erst fühlte ich mich als Sieger. Danach nicht mehr. Warum das alles? Hätte ich nicht ein paar freundliche Worte mit ihm wechseln können, z.B. während ich bezahlte?

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Donnerstag, 16. September 2010
Stillstand
Die große Entscheidung, ob ich nun meine eigene DFG-Stelle beantragen soll oder doch noch versuche, im Projekt mit unterzukommen, vertage ich aufs Wochenende.

Die eigene Stelle wäre die große Freiheit, allerdings auch das größere Risiko und ich brauche länger zum beantragen.

Eine Stelle im Forschungsprojekt würde Koordinations- und Schreibarbeit nebenher bedeuten, dafür könnte ich aber auch nahtlos dorthin rüberwechseln und ich weiss ja, wie gut mir die Arbeit im Team tut.

Mein Herz hat sich längst für letzteres entschieden, aber mein Herz ist gerade sehr unzuverlässig.

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Samstag, 28. August 2010
Idylle
Wir waren zum Grillen eingeladen. Bei den Nachbarn schräg gegenüber (irgendwie sind hier ja alle Nachbarn). Den ganzen Abend fuhren Schlepper durchs Dorf, alle Bauern versuchten noch in den letzten trockenen Stunden ihre Ernte einzufahren. Ich mag diese Zeit und diese Stimmung.

So war auch nur einer der Landwirte und Feierabendlandwirte gekommen, allerdings in Arbeitskleidung, falls er doch noch mal losmuss. Seine Frau fuhr das letzte Feld und immer, bevor er sich ein neues Bier holte, rief er sie an um sicher zu gehen, dass er es auch noch trinken könne. Alle anderen fuhren immer mal wieder durchs Dorf, riefen sich etwas zu. Um Mitternacht bin ich ins Bett und man hörte sie immernoch. Einige werden die Nacht durchgearbeitet haben bis am nächsten Nachmittag der Regen einsetzte. Ich wäre gerne dabeigewesen. Immer weiterarbeiten, nicht mehr nachdenken müssen.

Unsere kleine Gesellschaft war entspannt und fröhlich. Ich schweigsam. Es ist ein Riss in der Dorfidylle entstanden. Nicht für die anderen, aber für mich. Er lässt sich nicht mehr ignorieren.
Als ich zu Hause bin - J. bleibt wie immer lange - sitze ich noch etwa eine Stunde im dunklen Wohnzimmer auf dem Fussboden und höre laut Musik. Packen ginge ganz schnell, fast alles ist noch in Kisten auf dem Dachboden verstaut.

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Freitag, 26. März 2010
Umzugsblues
Umzugsblues. Bier gekauft. Wahrsteiner.

Es ist nur noch Kleinkram zu verpacken, aber davon jede Menge.

Bitte um Aufheiterung, falls das Bier nicht wirkt.

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Möbelhändler
Möbelhändler ist auch ein einträgliches Geschäft.
Damit wir morgen nicht soviel zu schleppen haben und weil mein Bekannter, der sich sein Studium als Umzugshelfer finanziert hat, arbeiten muss, verkaufe ich gerade meine Möbel.

Das Billy-Regal von Ikea war 5 Minuten, nachdem ich die Anzeige online gesetzt hatte, verkauft. Ich lebe ab jetzt Ikeafrei! Endlich.

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Donnerstag, 25. März 2010
Kein Umzug
Ich überlegs mir jetzt nochmal anders:

Mir wird das gerade zu stressig mit dem Umzug und Spass macht es auch nicht. Ist schon übermorgen und ich habe schon 10 Kisten gepackt und es sieht voller aus als vorher!

So kann ich nicht arbeiten. Und die Mülleimer sind auch schon wieder voll.

Und die Nachmieterchinesen sagen mir nicht, ob sie die Waschmaschine abkaufen wollen oder nicht. Von denen höre ich seit Wochen nur: "Müssen wil uns noch übellegen." Abel del Umzug ist übelmolgen!!

Mit J. habe ich mich auch schon gestritten, weil der seine Sachen nicht wegräumt, weil der gerade ständig unterwegs und eigentlich ziemlich überarbeitet ist. Aber ich weiss nicht, wohin mit meinen Sachen.
Naja, klären wir übermorgen

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Dienstag, 23. März 2010
Umzug und neues Leben
Der Umzug ist erst in vier Tagen, aber weil wir das ganze kleine Haus auflösen müssen und mein unorganisierter Exfreundmitbewohner mit seinen Bücherkisten nicht mehr klarkam, und ich ja auch nicht das größte Talent zum Selbstorganisieren haben, hause ich seit nun schon viel zu langer Zeit zwischen halbgepackten Kisten. Einige meiner Regale habe ich an Micha abgetreten, ich kann kein Billy mehr sehen! Mein Kleiderschrank ist auch schon entsorgt, der weltschönste Schweizerschrank wird direkt zu J. geliefert. Mein Papierkram ist - wie immer - noch nicht sortiert. Seit der Doktorarbeitsabgabe habe ich um meinen Schreibtisch lieber einen großen Bogen gemacht und mich in diverse Bibliotheken verkrochen: Das neue Thema ist einfach zu spannend!

Ab dem Wochenende wohnen wir dann also zusammen und die in letzter Zeit am häufigsten gestellte Frage ist: "Wie wird das dann alles sein...?" Wir tun uns beide nicht ganz leicht, den jeweiligen Trott aufzugeben.

Also dann Dorfleben. Und gleichzeitig wird die neue Übergangsstelle anzutreten sein in der Stadt, aus der ich gerade wegziehe. Soviele Zum-1.-Mal-in-meinem-Leben auf einmal:

- Richtiges Zusammenwohnen mit einem Partner. Vorher gabs nur Fernbeziehung und mit Micha war die strickte Trennung der einzelnen Bereiche von Anfang an klar und dann wurde nach wenigen Wochen sowieso aus der halbherzigen Beziehung nur noch eine Freundschaft.

- Zum erstenmal ein eigenes Auto und Pendeln. Das Auto muss noch gekauft werden. Das Fahren muss erst wieder erlernt und sich getraut werden. Und dann noch Fahrgemeinschaft, wo ich mich doch an keine festen Strukturen halten kann - ich freu mich so drauf, es zu dürfen!

- Zum erstenmal Landleben. Mit dem schönen Flusstal, der Burg, den Bergen, der Landwirtschaft ums Dorf. Mit den seltsamen Dorfbewohnern, die zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter draussen feiern - und mir selbstverständlich beim Umziehen und Autokaufen helfen.

Leider wieder die alte Arbeitsstelle und dabei hatte ich mir geschworen, dort nie wieder zu arbeiten. Aber jetzt bin ich eine andere als damals. Also, Herr Mobberkollege, zieh dich warm an!

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Samstag, 20. Februar 2010
Untermieter
Vor einiger Zeit hatte ich J. zum Geburtstag einen Nistkasten geschenkt, der hängt seitdem in der Linde vor dem Haus und wurde im letzten Jahr auch an Spatzen vermietet.
Da schon jetzt die ersten Interessenten (Blaumeisen) diese sehr hübsch gelegene Wohnung besichtigt haben, soll der Nistkasten nun gereinigt werden. Von mir, sagt J. Der sonst in allen Dingen des Alltags unerschrockene Mann mit Bauch traut sich nicht die seitliche Klappe zu öffnen. Es könnte ein totes Vögelchen drin liegen, ein schlafender Siebenschläfer oder andere grausige Dinge.

Unser Plan sieht so aus: J. hält die Leiter, ich mach die Klappe auf und hole ggf. grausige Dinge raus. Ist ein Siebenschläfer drin, machen wir leise wieder zu und lassen ihn weiterschlafen.

Die Blaumeise sei nämlich bei der Wohnungsbesichtigung sofort wieder rausgeflogen, sagt J., das lasse ja Schlimmstes befürchten!

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Donnerstag, 18. Februar 2010
Habil
Ein Telefonat mit viel Kichern (ich kann den breiten Mund und die freundlichen Augen dabei gut vor mir sehen) und ein Betreuer für mein Habilprojekt ist gefunden. Ich bin jetzt hoch im Norden angesiedelt.
Das ist die pragmatischste Lösung. Und ich kann mir sicher sein, hier werde ich nicht zum Politikum gemacht, sondern gut betreut!

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