Mittwoch, 20. April 2011
Zwei Wochen
Der Termin rückt näher. DER Termin. Zwei Wochen noch.
Die Institutssekretärin fragt an, ob ich auch vier Stunden früher kommen könnte. Das hieße für mich, um fünf Uhr morgends den Zug nehmen. Mit meinem Autochen will ich die lange Strecke nicht machen, weil es dafür einfach keine Ausdauer hat. Bekomme ich die Stelle, bekomme ich auch ein neues Auto, auch wenn es mir leidtun wird, das kleine Schwarze wegzugeben.

Bekomme ich die Stelle, bekomme ich in diesem Jahr mehr als ich je zu träumen wagte. Dann fehlt zum Herzens- und Berufungszuhause nur noch ein räumliches.

Ich telefoniere mit der Institutssekretärin morgen nochmal. Sie klingt nett und pragmatisch, mit der werde ich es aushalten können. Sie hat sich am Telefon heute außerdem verraten: Einer der Bewerbungsteilnehmer fällt weg, dann sind wir nur noch drei. Wenn nicht der Dummy auf der Liste der Wegfall war, auch nur noch zwei.

... link (4 Kommentare)   ... comment


Montag, 18. April 2011
Irgendwann
"Irgendwann fliegt es auf" sagt mein Tanzpartner und Coach, mit dem ich wie immer die aktuelle Situation bespreche. Wenn es auffliegt, dann wahrscheinlich durch meine Nachlässigkeit, weil nicht meine Stelle gefährdet ist, weil ich so eine Heimlichtuerei nicht gewohnt bin, weil ich ein sehr stolzer Mensch bin und nicht versteckt werden möchte.

"Irgendwann wird dir das alles zu dumm und du wirst mich deswegen verlassen" sagt der Theologe.

Das ist das Damoklesschwert über unserem Kopf und unserer Zukunft. Wenn wir in seiner Stadt oder seinem beruflichen Umfeld unterwegs sind, dürfen wir nach außen hin nur befreundet sein, nicht aber als Paar auftreten. Wir schlendern also am Samstag durch die Geschäfte auf der Suche nach Dies und Das, essen Eis, sitzen im Straßencafé, treffen hin und wieder Bekannte oder Kollegen, gehen Essen und berühren uns nicht. Beim Gottesdienst (ich als aufrechte Protestantin mitten unter den palmwedelnden....) darf ich mich nicht an ihn lehnen, wenn ich ergriffen bin.

Zugehörigkeit vermittelt zu bekommen durch kleine Gesten bedeutet mir viel, weil ich solange mich nirgendwo zugehörig fühlen konnte.

"Das Wichtigste ist doch, dass wir uns haben" sage ich dann immer ganz tapfer. Und irgendwann wird es eine Lösung geben, denke ich.

... link (5 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 14. April 2011
Nomadin
Und wieder ein Umzug hinter mich gebracht. Der dritte seit ich November bei J. ausgezogen bin. Wieder nur eine Zwischenlösung, diesmal zur Untermiete bei Bekannten. Mal sehen wies wird.
Jetzt stapeln sich ein paar Kartons und Taschen im Wohnzimmer in der schönen Wohnung am Hang, ich sitze aber wieder in meinem Loch um hier meine letzte Nacht zu verbringen.

Ich gehe gerne von hier weg. Bad übern Hausflur, keine richtige Küche, alles in einem Raum - sowas muss ich nicht mehr haben. Trotzdem bin ich wehmütig, weil ich an dieses Loch die allerschönsten Erinnerungen haben werde!

... link (6 Kommentare)   ... comment


Samstag, 2. April 2011
Boxenstop
Immerhin war ich nun mal 15 Stunden in meiner Wohnung zwischen der Tagung und dem Aufbruch zum Theologen: Auto aus der Werkstatt geholt, Haushalt, Geschenk + Wein + Blumen für den Doppelgebutstag von uns beiden besorgt und es kann wieder losgehen.
Wir werden dann über eine Woche zusammen verbringen. Erst bei ihm, dann ab Mittwoch bei mir, am Samstag wieder zu ihm und ich am Sonntag zurück. Äußere Umstände und jede Menge Resturlaub, bevor Ende nächster Woche meine Arbeitsstelle endet, machens möglich.

Die Tagung zieht auch wieder Arbeit nach sich: Publikation, hier und dorthin Literaturhinweise, Quellenfunde u.ä. versenden und bekommen. Das bei vielen Köstritzern ausgedachte Tagungsprojekt weiterverfolgen.
Wann schreibe ich meine Vorträge, wann korrigiere ich die Hausarbeiten, wann bereite ich das nächste Seminar vor? Der kleineText für J. muss auch noch geschrieben werden. Zum Glück bin ich ab der übernächsten Woche arbeitslos!

... link (2 Kommentare)   ... comment


Montag, 28. März 2011
Beschleunigung
Seit vier Wochen lebe ich auf der Überholspur. Jemanden zu finden, der genauso maßlos, übertreibungswütig, draufgängerisch, frech bis unverschämt, direkt und leidenschaftlich ist wie man selbst, ist wie eine Droge. Berauschend und auf die Dauer erschöpfend. Andererseits darf ich diese wilden Seiten, die sonst immer von vernünftigeren, ruhigeren, vorausplanenderen Menschen gebremst wurde, nun voll ausleben.

Habe ich das Glück, einen Seelenverwandten gefunden zu haben oder das Pech, dass wir uns auf die Dauer aufreiben werden? Vielleicht beides, vielleicht finden wir irgendwann einen Mittelweg zwischen unseren Naturen und den Alltagsanfoderungen. Noch können wir uns nicht streiten, weil wir dazu viel zu verliebt sind, aber spielerisch versuchen wir es schon mit großer Begeisterung. Streiten dürfen, welch Geschenk!

Mein Bezugspfleger in der Klinik sagte mal über mich, dass ich ihm vorkomme, als lebe ich mit ständig angezogener Handbremse. Die ist auf einmal gelöst und die Fussbremse funktioniert nicht mehr so richtig. Aber vielleicht ist das Leben auch zu kurz und ich habe zu spät mit dem richtigen Leben angefangen, alsdass ich jetzt auf Gesundheit achten sollte.

... link (10 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 22. März 2011
Hamster
Einladung zum Vorsingen auch hier.

Hamsterbacke, weil ein Weisheitszahn weichen musste.

Mit dem Hauptprojektantragsteller eine hübsche Besprechung gehabt. Der Mann ist einfach sehr Besprechungsintensiv. Dafür musste ich mich trotz Krankschreibung heimlich ins Institut schleichen. Aber wer sollte mich mit dieser Gesichtsentgleisung auch erkennen?

Erst gestern morgen noch den Theologen geküsst. Schon wieder viel zu lange her.

Morgen Großtagung. Ich bügel gerade und koche Suppe wegen der Hamsterbacke.

... link (3 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 16. März 2011
Aufstand
Mein Körper rebelliert gegen das unfassbare Glück. Ganz so, als ob es ja nicht sein dürfte:

- Blasenentzündung
- Weisheitszahn mit Hamsterbacke (innerhalb von wenigen Tagen vom langjährigen Bodendecker zum vollausgewachsenen Zahn gewachsen, leider hat er aus Platzgründen die Räumungsklage schon bekommen)
- Nichtessenkönnen (-4 kg)

Vielleicht, weil alles so schnell ging. Irgendein Teil von mir kommt nicht mit. Dann sind es Wachstumsschmerzen, weil ich gerade die volle Verantwortung für mein Leben übernommen habe. Und für eine wunderbare Beziehung.

... link (7 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 10. März 2011
Gescheitert
Wir wollten es langsam angehen lassen.
Weil ich die Angewohnheit habe, mich zu schnell in eine neue Beziehung zu flüchten, mehr noch, eine zu beginnen, um aus der alten gehen zu können, wollten wir uns beiden viel Zeit lassen. Nicht jeden Tag mehrere Stunden miteinander telefonieren, nicht sich gegenseitig per Telefon wecken, nicht sofort das nächste Wochenende miteinander zu verbringen.
Nebenher, neben diesem Rausch, der mich mit einem Dauergrinsen durch den Tag laufen lässt, dass nur durch anatomische Grenzen im Zaum gehalten wird, trauere ich ja auch noch ein wenig um meinen großen, liebe- und verständnisvollen J.

Wir sind grandios gescheitert mit diesem Vorsatz.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Dienstag, 8. März 2011
Ende
"Irgendwas ist anders", sagt mein Tanzpartner als wir mit Foxtrott beginnen. Ich grinse nur. "Du tanzt viel geschmeidiger." Ich grinse noch breiter. "Ich habe mich gestern von J. getrennt - und - davor das Wochenende mit einem anderen Mann verbracht."

Mein frühes Losfahren am Freitag hatte den Vorteil, dass ich ggf. am selben Tag wieder zurück fahren kann.
Eigentlich wollte ich am Samstag weiter zu J. fahren.
Ich kam erst am Sonntagabend bei ihm an.
Auf der Fahrt Bach gehört, zuletzt die Matthäus-Passion in der Einspielung von Nikolaus Harnoncourt. In allen Gedanken Empfindungen noch beim Theologen. Bei dieser maßlosen Zeit. Auf den letzten Metern dann die ergreifende Alto-Arie 'Erbarme dich Gott' - "... Herz und Auge weint vor dir...". J. wusste es schon. Er kennt mich ja besser als jeder andere Mensch.

... link (3 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 3. März 2011
Ausflug
Planungsstand nach dem über vierstündigen Telefonat gestern AbendNacht: Wir treffen uns auf halber Wegstrecke in einem netten kleinen Weindorf, Spaziergang und Kaffeetrinken oder so.

Planungsstand nach einem weiteren langen Gespräch heute morgen: Ich fahre gleich ganz zu ihm. Morgen. Dann mal sehen.

J. wird aufgeklärt, sobald ich (wahrscheinlich Samstag) bei ihm bin. Persönlichkeit und Ehrlichkeit hat er immerhin verdient. Und ich bin so früh bei Theologen, dass ich bei Meinungsänderung immernoch wieder fahren kann.

... link (0 Kommentare)   ... comment