Freitag, 30. Dezember 2011
Deadline
Die paar Tage bei meiner Chaotenfamilie ganz gut überstanden. Es war sogar zwischendurch richtig schön und verlief, für unsere Verhältnisse, regelrecht harmonisch.
Und Gs Freund, mit seinen begnadeten Händen, hat uns alle behandelt. Irgendwo lag immer eine meiner Schwestern (auch Mutter und einige Schwager trauten sich) auf dem Boden und er verknotete Arme, Beine, drückte hier, zog dort. Dann standen sie wieder auf und wirkten gelöster, schüttelten und reckten sich und strahlten. Ich kam auch mehr als einmal dran und weiss jetzt, wo meine ständig verhärtete Wadenmuskulatur herkommt: laufe falsch.

Die Tage zwischen den Jahren wollte ich zum waschenschreiben eines Aufsatzes verwenden, stattdessen habe ich mich zwei Tage mit Brummschädel und Märchenfilmen ins Bett gelegt. Jetzt habe ich von beiden die Nase wieder voll und sitze am Aufsatz. Deadline: Jahresende, also morgen. Aber was sind schon Deadlines im akademischen Bereich? Genau: der Termin, an dem man mal wirklich anfängt...

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Samstag, 24. Dezember 2011
Ganz nah dran
Ganz nah dran an den Gefühlen, nicht gut genug, ignoriert, versteckt zu werden, sich ungeliebt zu fühlen. Ganz nah dran an der Erkenntnis, wie ich mir immer wieder selbst die Einsamkeit wähle. Dort kann mich niemand verletzen. Weil Weihnachten ist? Sicher. Aber auch weil der Theologe da war. Erst war alles wie immer: maßlos, lustig, lustvoll, liebevoll, wild. Nach nur drei Stunden Schlaf wachte ich heute morgen viel zu früh auf und musste weinen. Mir kam auf einmal alles so sinnlos vor, was ich hier mache, dass ich immer noch aushalte. Irgendwann streichelte eine Hand über meinen Kopf und ich kann ihm endlich davon erzählen, was mich gerade umtreibt.

Frohe Weihnachten allen und Frieden im Herzen.

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Freitag, 16. Dezember 2011
Zuvielweihnachten
Ich freue mich ja darauf, Weihnachten meine Eltern, vielzuviele Schwestern, Schwager, Neffen und Nichten und evtl Tante, Onkel und überdrehte Cousine zu sehen. Könnten die sich bitte alle der Reihe nach anstellen und Nummern ziehen? Ich rufe dann auf. Aber ich soll doch bitte auch an dem Tag anwesend sein, an dem alle da sind (mindestens 20 Personen) und überhaupt am liebsten von Heiligabend bis kurz vor Sylvester durchgehend Konflikte ausgleichen und die Kinder bespaßen. Normalerweise liebe ich diesen Chaotenhaufen und mische kräftig mit beim unken, knuddeln, streiten, durcheinanderrufen, lachen, fussbalspielen und bis tief in die Nacht quatschen. Gerade ist mir eher nach Ruhe, Besinnung, Alleinsein.
Und der neue Freund von der kompliziertesten Schwester soll auch noch vorgestellt werden und wir sollen sie deswegen bewundern.

Schlecht geschlafen, Alpträume und ein Schneckenhaustheologe heben auch nicht gerade meine Vorweihnachtslaune. Ich fühle gerade deutlich wieder meine eigenen zwischenmenschlichen Unzulänglichkeiten und sie fühlen sich wie ein Makel an.

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Mittwoch, 14. Dezember 2011
Italienischstunde
Wieder die muntere Italienerin in meinem Büro. Sie macht Erasmus und schreibt gleichzeitig ihre Magisterarbeit für einen Römischen Professor, der mir auch durch Themenüberschneidung bekannt ist. Ich helfe ihr ein wenig. Eigentlich könnte ich ihr einfach meine Magisterarbeit, in der zum großen Teil das steht, was sie nun zu schreiben hat, rüberschieben, aber so einfach geht es natürlich nicht. Also sitze ich hin und wieder geduldig neben ihr und sehe ihr dabei zu (mit leichter Unterstützung meinerseits), wie sie immer mehr von den schwierigen deutschen Texten aus dem 19. Jahrhundert versteht, wie sie (auch hier mit sanfter Lenkung) auf dieselben Schlüsse kommt, wie ich damals vor vielen Jahren.
Heute überraschte sie mich damit, dass wir fast die gesamte Konversation auf einem leicht italienisch durchsetzten Deutsch führten und das kam von ihr aus, meinetwegen können wir gerne weiter mein Italienisch auffrischen.
Ihre schwierige Aufgabe besteht darin, eine seit 30 Jahren in Deutschland glasklar wiederlegte Forschungsmeinung nun auch ihrem Professor nahezubringen, der, wie seine anderen italienischen Kollegen, einfach nicht die deutschsprachige Literatur zur Kenntnis genommen hatte - bei guten Deutschlesekenntnissen.

Meine Italiensehnsucht ist wieder da. Das liegt besonders an dem frischgepressten Olivenöl, das sie mir mitgebracht hatte!

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Dienstag, 13. Dezember 2011
Karte von Sid


Das passt! Sprach mir doch eine gute Freundin noch vor wenigen Tagen ins Gewissen, dass ich, wenn ich meinen Nomadenmodus irgendwann aufgeben will, mich weiter in meiner Wohnung einrichten muss.
Danke, liebes Faultier! Auch für die Fünfminutenadventskranzstimmungsmacher!

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Montag, 12. Dezember 2011
Frühstück zu dritt
Und dann kam doch wieder alles anders als geplant. Aber da nichts geplant wurde, auch nicht weiter verwunderlich.

Der Theologe wollte lieber bei mir Kaffee trinken, mir wars weggehen lieber. Ein Tisch und Öffentlichkeit zwischen uns und seinem zaghaften und abgewiesenen Versuch mich zu küssen. Da saßen wir dann und besprachen die Neuigkeiten der letzten Tage und ich hatte Ruhe, den seltsamen Vogel zu betrachten, der mich da so umtreibt. "Ich bin ein Idiot!" sagt er ein ums anderemal und ich bestätige es ihm jedesmal. Früh schließt das Café wieder und wir gehen doch zu mir, die unausgesprochene Frage, wann er wieder fahren wird ständig zwischen uns. Er hat es ja noch weit, aber ich will ihn auch noch nicht so schnell wieder gehen lassen. Ob ich ihm noch etwas anbieten kann, frage ich. Er verneint erst, sagt dann zögernd, ja doch, ich könne ihn mal in den Arm nehmen. Das mache ich dann doch gerne, in der Zwischenzeit hatte ich lange genug Zeit, ihn zu betrachten. Um Mitternacht beschließen wird endgültig, dass er die Nacht doch bleibt, wer will auch aus dem warmen Bett wieder ins eiskalte Auto. Um 2 Uhr machen wir dann doch den Wein auf, es gibt noch viel zu reden. Der Wecker klingelt um 8 Uhr, irgendwann später fragt er nach der Uhrzeit. Gleich halb 10 und dann fängt es an in meinem Gehirn, dass in den letzten Stunden alles andere ausgeblendet hatte, zu rattern: Halb 10! Gabi! Frühstück! Zum Glück hatte sie üppig Brötchen mitgebracht und nahms mit Humor, als ich ungewaschen und verstrubbelt an der Wohnungstür stand und ihr beichtete, dass ich sie vergessen habe und außerdem nicht allein sei. Frühstück zu dritt. "Er liegt dir ja zu Füßen," sagte sie dann schmunzelnd, als ich den Theologen verabschiedet hatte.

Wie es weitergeht, wissen wir nicht. Nur dass es weitergeht, irgendwie, mit viel Zeit für sich alleine.

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Donnerstag, 8. Dezember 2011
Nacht voller Träume
Erdbeben, deutlich spürbar. Erst ein starker, dann mehrere kleine schnelle Stöße, dann wieder Ruhe. Ich wachte davon auf, stufte es als ungewöhnlich stark für unsere Gegend ein, aber nicht so gefährlich, dass ich aufstehen und das Haus verlassen müsste. Noch im Wiedereinschlafen lauschte ich auf die zu erwartende Sirenen von Feuerwehr oder Krankentransport, weil doch etwas oder jemand beschädigt wurde.

Sex mit einer mir nicht näher bekannten Person, die ich im Traum kennengelernt hatte. Irgendwann hatte er genug, ich aber noch nicht.

Gehen. Durch Wald, Alleen, immer im Kontext mit Bäumen.

Irgendwas mit dem Theologen, aber daran habe ich leider keine Erinnerung mehr.

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ungewöhnliche Ungewissheit
Ungewöhnlich, dass er drei Tage nach unserem letzten Telefonat wieder anruft. Es war der erste Anruf seit der Trennung, der rein von ihm ausging und keine Reaktion auf eine Email, AB-Nachricht oder zuletzt eine Karte zum Namenstag war. Noch ungewöhnlicher.
Am ungewöhnlichsten finde ich aber gerade meine Einstellung zu der ganzen Sache: Nein, ich sehe das nicht als Zeichen dafür, dass bald alles wieder gut wird, denn ich weiss gerade nicht, was ich von diesem seltsamen Menschen möchte. Ich freue mich auf unser Treffen, aber wenn er kurzfristig absagen würde, wärs auch nicht weiter schlimm. Ich habe keine Phantasien mehr, wies wäre ihn jetzt berühren zu dürfen, dieses frech-liebevolle Lächeln zu sehen, einfach bei ihm zu sein.
Ist es das übliche, und mir nicht völlig unbekannte, Spiel: einer macht einen Schritt vor, der andere zurück, der eine zurück, der andere vor usw. Oder habe ich jetzt auch mein Herz wegen Renovierungsarbeiten vorrübergehend geschlossen ?

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Montag, 5. Dezember 2011
Search request: in bezugspfleger verliebt
Hierzu kann ich leider nicht weiterhelfen, war ich nämlich nicht. Mein Bezugspfleger war zwar durchaus jung und gutaussehend und vor allem sehr kompetent, aber ich war damals einfach mit anderem beschäftigt. Besonders damit: mich ins Leben verlieben!
Mein Bezugspfleger hat versucht mir Struktur beizubringen und das wollte ich erstmal nicht, dann doch ein wenig. Er hat mich erfolgreich aus Wutanfällen rausgeholt, das war nicht ganz ungefährlich für sein Wohlbefinden, aber er war ja - wie gesagt - sehr kompetent. Und er hat mir seine Meinung gesagt zu meiner damaligen Männersituation, das war einem Verlieben nicht besonders dienlich, weil ich es nicht hören wollte.

Wollen Sie einen Rat? Nehmen Sie das mit dem Verliebtsein mit in die Therapie!

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Sonntag, 4. Dezember 2011
Theologendate
Zwei Stunden mit dem Theologen telefoniert. Ich sei gerade so kritisch mit ihm und das gefalle ihm. Ich kanns grundsätzlich verstehen. Mir ist bei Problemgesprächen auch die Kopfwaschmethode lieber, als die ewig verständnisvolle. Aber das er, nachdem ich ihm gründlich den Kopf eingeseift hatte, und ich nach einer längeren Gesprächspause nach seinem Nochvorhandensein fragte, dann antwortet, er könne gerade nichts sagen, weil er mit Vorsichhinlächeln beschäftigt sei, weils ihm gerade so gut ginge, finde ich dann doch recht merkwürdig.

Am nächsten Sonntag kommt er bei einer seiner vielen Dienstreisen auf einen Kaffe bei mir vorbei. Ich freu mich drauf. Aber auch nicht zu sehr und das ist gut so. Und es wird auswärts Kaffee getrunken und nicht etwa mein endlich geliefertes Bett eingeweiht oder ähnliches. Denn dafür bin ich mir gerade zu schade.

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Samstag, 26. November 2011
Kleiner Freund
In meiner Stadt wurde als Werbeaktion ein kostenloser Test von Bremsen, Winterreifen etc. angeboten. Weil mein Oldtimersmart, seit ich ihn haben, also seit eineinhalb Jahren, noch nie eine Werkstatt von innen gesehen hatte und ich gerade auch kein Geld habe, kam dieses Angebot für mich gerade richtig. Das Ergebnis ist niederschmetternd: Hier verölt, dort gebrochen und verrostet, hier dringend erneuerungsbedürftig, dort veraltet. Mit dem Mechaniker wurde ich mir schnell einig, hier noch viel Geld reinzustecken lohnt nicht mehr wirklich. Das tut weh. Ich werde alsbald die Bremsflüssigkeit austauschen und sonst nichts machen, sondern weiterfahren, bis wir irgendwann mal liegenbleiben oder der TÜV im nächsten April uns beiden Rennfahrern Einhalt gebieten wird.

Es ist nur ein Auto und kein besonders gutes (außer bei Parkplatznot), aber dennoch schmerzt mich der nahende Verlust jetzt schon. Es ist für mich mehr als ein Auto. Es ist ein Symbol für meinen Sieg gegen die Fahrangst. Vor wenig mehr als eineinhalb Jahren noch, konnte ich mir nicht vorstellen, je wieder ein Auto zu fahren. Mit dem kleinen Schwarzen habe ich nicht nur diese Angst überwunden, die mir zuvor manch schöne Panikattacke beschert hatte, sondern sogar richtig Spaß am Fahren gefunden. Den Punkt in Flensburg, den ich vor wenigen Wochen erhalten habe, habe ich richtiggehend gefeiert.

Kleiner Freund, auch wenns albern ist sein Auto als einen solchen zu empfinden, lass uns noch ein paar schöne letzte Monate haben!

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