Mittwoch, 4. April 2012
Rückzug
Seit Tagen bin ich uneins mit mir und der Welt, hielt aber tapfer den Anstand aufrecht. Heilsame Kapitulation heute, endlich. Die jüngste Schwester und J. waren da und haben alles richtig gemacht, und im Karwochengottesdienst war ich, und die haben auch alles richtig gemacht. Dank dafür.
Nochmal Therapie? Mir ist so nach einem An-die-Hand-nehmen für ein kleines Weilchen. Ich dreh mich im Kreis und will so unbedingt weiter, das frustriert.

Und die Übersetzung war verplüffend günstig und gut ist sie auch noch.

Alles was ich jetzt will, ist die Johannespassion morgen Abend.

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Dienstag, 3. April 2012
Wiedermal Montag = Sonntag
Den halben Tag mal wieder Sonntag gespielt, wo ich doch am Wochenende gearbeitet habe. Dabei ein fröhliches Telefonat mit J. geführt - Freundschaft können wir sehrviel besser als Beziehung - beim Schuster fast aus den Latschen gekippt, weil er mehr Geld für eine runderneuerte Sohle haben wollte, als die Schuhe gekostet haben und eins meiner Lieblingsbücher abgeholt, in der Bücherei noch hübsch einpacken lassen, und für den Theologengeburtstag (kath.!) zur Post gebracht.

Eine heilsame Ernüchterung erfahren: Gold! Okay. Es haut mich nicht um, ernüchtert halt. Aber da ist dann doch so ein kleiner, fieser Jagdinstinkt geweckt. Ich habe wohl immernoch keinen besseren Charakter erhalten.

Die Übersetzung ist geliefert worden, wurde kurz bestaunt, und an eine Freundin weitergeleitet: Überprüfung der korrekten Wiedergabe der Begrifflichkeit. Die Herausgeber haben eine aufmunternde Email erhalten, jetzt kann es sich wirklich nur noch um wenige Tage handeln.

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Sonntag, 1. April 2012
Theologe, ev.
Mir war das im Moment zu blöd. Ich stell mich doch nicht in der Reihe auf, um irgendwann, wenn alle in den Pfarrer vernarrten alten Schachteln mit ihm kichernd ein paar NettigkeitenNeuigkeiten ausgetauscht haben, auch drankommen zu dürfen. Manchmal habe ich ja mehr Geduld, aber gerade nicht. Also bog ich ab, um mein altes Fahrrad aufzuschließen und mich mit dem Schepperdings an der aufgeregt schnatternden Gesellschaft vorbei zu mogeln. Er verlässt mit wehendem Talar seine Fangemeinde und ruft mich mit meinem Namen! Ich bin erst seit meinem Umzug in dieser Gemeinde und auch das nur äußerst sporadisch, weil ich auch auf diesem Gebiet ein Nomade bin. Wir haben uns vor zwei Wochen zum erstenmal unterhalten, ich habe mich ihm dabei nicht vorgestellt, er hat mich nicht nach meinem Namen gefragt. Woher kennt er ihn also? Gegoogelt anhand der Dinge, dich ich ihm über meinen Beruf genannt habe? Damit fände man mich sofort. Und warum beschäftigt mich das so? Er sieht gut aus, gut, aber ich habe fürs erste nun wirklich genug von dieser Sorte, auch wenn ev. mir naturgemäß näher liegt als kath.

Zuvor war ich im Institut. Ich weiss, es ist Samstag, aber ich liebe das Institut allein für mich. Dachte sich wohl auch mein Chef, der hereinspazierte und begeistert erzählte, dass auch ein Stockwerk tiefer zwei Kollegen säßen - und die gehören noch nichtmal zu den zeitunabhängigen Wissenschaftlern. Seine fünfjährige Tochter setzt sich bei dieser Unterhaltung ganz selbstverständlich an den Schreibtisch meines Kollegen und verwendet die dort herumfliegenden Zettel für Schreibübungen. Nun steht ihr Name, wobei nicht alle Buchstaben die allgemein gängige Richtung aufweisen, auf Forschungsanträgen, Gehaltsabrechnungen, Bibliotheksmahnungen und Kollegenbriefen.

Ich hadere spielerisch, also nicht wirklich ernsthaft, mit der nächsten Woche: Vollarbeitswoche (=viel vor: Projekt und endlich mal die Seminarvorbereitung), Karwoche (=viel vor: Konzerte, GDs), Geburtstagswoche (=ich 40, der Theologe, kath., 48 und noch so einige).

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Mittwoch, 28. März 2012
Rezension
Ich schreibe eine Rezension. Von demselben Autoren habe ich vor einiger Zeit schonmal ein Buch rezensiert. Es war niederschmetternd, für den Autoren. Es war aber auch sein besseres Buch, dieses hier ist schlimmer und ich kenne mich besser mit dem Material aus.
Ich habe mich dafür nach Hause zurückgezogen, ich konnte das meinen Kollegen nicht zumuten, diese Wutanfälle.
Ich kämpfe mich von Version zu Version zu einer immer mehr publizierbaren Fassung herunter. Dabei habe ich eigentlich ein ganz paradiesisches Leben: sitze auf dem Balkon in der Frühlingssonne, den einzigen Lärm machen die wildgewordenen Vögel, was mir Recht ist, solange genügen Tee da ist. Wenn ich eine Pause brauche, gehe ich Laufen oder Einkaufen und treffe dabei meinen sehr charmanten Pfarrer, der immer ganz viel Milch einkaufen muss. Mein Leben wäre echt schön, wenn nur nicht dieser Idiot von einem Autoren...!

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Freitag, 23. März 2012
6.
Schwesternstreit, so banal er auch sein mag, es geht immer gleich ums Ganze, es ist immer gleich das alte Elend wieder präsent - zum Glück schnell wieder vorbei, manchmal sind die Jüngeren doch reifer als die Älteren.

Was mich seit Tagen trägt ist dieses Konzert. Schnell musste und konnte ich mich zum Glück drauf einlassen, dass er eben nicht einer meiner alten Helden ist, dass er sich hin und wieder verspielt, dass er mir zunächst fremd ist. Das Tempo war zu schnell für ihn, es hätte ihm bei manchen Sätzen mehr Bedachtsamkeit gutgetan und mit Argwohn habe ich der 6. Suite entgegengesehen. Die, die mich seit meiner Jugend einfach umgehauen und dann restlos für diese Instrument eingenommen hat, auch wenn ich noch nicht den Mut dafür aufbringe und nie den Ehrgeiz hätte, jemals so etwas göttliches selber spielen zu können. Er hatte sich noch nicht alle Sätze auf derselben Höhe erarbeitet und irgendwie macht das auch den Reiz des Abends aus. Der Sarabande war ich dann kaum gewachsen und sie beschäftigt mich immernoch, so dass ich beinahe heute weit gefahren wäre, um dieses Unerhörte nochmal hören zu dürfen. Soll dieser Cellist sich ruhig noch 20 bis 30 Jahre Zeit für eine Einspielung lassen, es gehört zum guten Ton, dieses Werk nicht mit allzu jungen Jahren aufzunehmen, ich werde darauf warten.

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Montag, 19. März 2012
Heute Sonntag
Da ich das ganze Wochenende durchgearbeitet hatte, habe ich heute Sonntag. Und mein Aufsatz, dessen Fertigstellung dieser Einsatz galt, liegt nun beim Übersetzer.

Natürlich ist die Liste der Dinge, die zur endgültigen Vollendung noch abgearbeitet werden müssen, lang. Aber überschaubar:
- diverse Literaturangaben einfügen
- diverse Seitenzahlen nachtragen
- Bildunterschriften erfinden und ebenfalls übersetzen lassen
- alle Abbildungen auf eine einheitliche Form bringen
- vielleicht doch einen andere Titel erfinden
- ein lateinisches Zitat überprüfen
- ein lateinisches Zitat einfügen

Ich habe mir in den letzten Tagen eine äußerst effektive Kamikaze-Tagesstruktur angewöhnt: Aufstehen um 6:30 Uhr und sofort an den Schreibtisch und eineinhalb Stunden arbeiten. Wenn ich nicht erst durch Frühstück, Zeitung, Internet und Kollegen abgelenkt werden, kann ich äußerst konzentriert arbeiten. Damit wird ab morgen weitergemacht: Drucklegung der Doktorarbeit. Jetzt brennts mir unter den Nägeln.

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Dienstag, 28. Februar 2012
Jahrestag
Wunderbare Tagung. Intensiv, albern, voller neuer Kontakte für mein neues Forschungsprojekt. Am Abend vor der Abreise rief der Theologe an. Ich erzählte ihm, dass ich überlegt hatte, für unser bevorstehendes Einjähriges eine Karte zu schicken mit dem Motiv einer Sonne. In einem Restaurant mit diesem Namen hatten wir uns kennengelernt und am Sonntag jährte sich dieser Sonnentag. Ich erzählte ihm weiter, dass ich wieder Abstand davon genommen hatte, weil seine Exfrau ihm zum Hochzeitstag immernoch eine Karte schickt und ich mich dabei nicht einreihen wollte.
Dann fuhr ich los. War fasziniert von diesem jungen Restauratoren, der so sehr für seine Sache brennt, dass er regelrecht sprühte. Freute mich über das Wiedersehen mit den vielen alten Bekannten. Aß, trank und lachte im Restaurant. Am nächsten Tag ging es weiter mit Vorträgen. Ich immer intensiv dabei, neue Informationen, Diskussionen, Kaffeetrinken. "Auch du brennst für deine Sache!" sagte mir J. vorhin am Telefon, als ich ihm erzählte. An den Theologen dachte ich zwar oft, aber nicht daran, dass er mit eine SMs schicken könnte. Und so sah ich die nachmittags abgeschickte Nachricht erst gegen Mitternacht. Ein netter Gruß und gute Wünsche für die Zeit, das kam seit unserer Trennung nicht mehr vor. Ich rief ihn an, weinselig und aufgedreht und hörte so seine zaghaften Andeutungen nicht. Er bat mich noch, mein Handy anzulassen. Ich dachte, er wolle mir vielleicht zum Jahrestag wieder eine SMS schicken und vergass es am Sonntag wieder. Wieder Diskussionen, Besichtigungen, das Gespräch mit A.. Erst am späten Nachmittag, als der noch nicht abgereiste Rest sich in einem Cafè versammelte, schaute ich wieder auf mein Handy: eine SMS, mehrere Anrufe und eine Mailboxnachricht vom Theologen ab dem Mittag. Die SMS: "Liebe B., gerne wäre ich heute mit dir in der Sonne. Für 20 Uhr hatte ich schon einen Tisch reserviert. Aber ich bin unsicher, wie wir uns begegnen können. Ich weiß nicht, was ich will, weiß nicht, was du erwartest. Ich möchte dich nicht verletzen. Verzeih mein Chaos. Ich tue dir nicht gut." Mir wurde fast schlecht und mir schlotterten die Knie und ich rief ihn an. Wjr mussten sofort entscheiden, weil ich dann den nächsten Zug nehmen musste und er sofort losfahren - immerhin waren es für ihn 250 km. Also verabschiedete ich mich schnell, beruhigte die besorgten Blicke und stürzte los. Taxi vom Bahnhof nach Hause, kurz Duschen und dann war er auch schon da.

Der Abend war sehr romantisch. Ich zog das Kleid an, dass ich auch vor einem Jahr trug und die Kette, die er mir zum Geburtstag geschenkt hatte. Wir gingen Hand in Hand durch die Stadt zu unserem Restaurant, obwohl uns doch niemand so sehen durfte. Saiblingfilet und der beste Wein, beim Dessert fütterte er mich, küsste mich und schon dort war es eine einzige Verführung. Zu Hause übernahm ich die Verführung, wir waren beide ausgehungert und am nächsten Morgen, ein altes Ritual, gleich nochmal.
Er hatte mich abends eingeladen, ich ihn morgends, oder besser mittags, zum Frühstück in das Cafè am Fluss, ich hatte doch auch nichts zu Hause für ihn.

Wieder bei mir erzählte er mir dann, dass er nur Freundschaft will oder kann. Verständnislosigkeit einerseits, Verständnis andererseits. Er tut mir Leid und es ist nun endgültig vorbei. Ich fühle mich diesem seltsamen und kostbaren Menschen dennoch verbunden, aber ich kann ihn gehenlassen.

Aber das ist immernoch diese Stimme in mir die sagt "bleib!" Ich will sie gerade nicht hören, ich bin müde.

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Donnerstag, 23. Februar 2012
Förderung
Anruf von der Beauftragen für Nachwuchswissenschaftlerförderung der Naturwissenschaften. Wir kennen uns schon länger und schätzen uns gegenseitig. Ihr Anruf kam wegen meiner Besprechung gestern und der nun anstehenden Entscheidung, mich in das Förderprogramm aufzunehmen oder nicht. Sie will unbedingt, sagt sie, und redet dann ganz offen mit ihr, so wie ich mit ihr. Ob die mich nehmen oder nicht, davon hängt das Himmelreich nicht ab und zu einem späteren Zeitpunkt wäre diese Art der Förderung sicherlich wertvoller für mich. Ich erzähle ihr von meinen Bewerbungsabsichten und wir vereinbaren, dass ich mich sofort bei ihr melden würde, wenn ich genaueres weiss. Ich erzähle ihr außerdem, was gerade jetzt den Wert dieses Programm für mich ausmachen würde und was eher nicht so sehr. Vielleicht nimmt sie den Faden auf, denn ich wäre durchaus an einer unkonventionellen Lösung interessiert.

Was ich von diesem Gespräch für mich festhalten will, ist aber dies: "Die anderen gehen nicht so zielgerichtet vor wie Sie, Frau B., bei denen wäre unser Programm gerade sinnvoller." So sieht man mich dort also, oder verpackt so ihren Trost.

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Dienstag, 21. Februar 2012
Details
Ich hatte eine Kleinigkeit in der Ausschreibung übersehen. Diese Kleinigkeit hat mich eine halb schlaflose Nacht gekostet.
Mann! Aber ja, ich würds trotzdem machen. Was ich erst als Nachteile sah, entpuppt sich langsam als großartige Vorteile.

Nur die größtmögliche Entfernung zum Theologen macht mir noch Kopfschmerzen. Aber da wir uns gerade eh nicht sehen, sollte das doch auch egal sein und das Telefon funktioniert auch über diese große Distanz.

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Montag, 20. Februar 2012
Helden des Tages
Die Helden und zumeist Heldinnen des Tages sind die Supermarktkassiererinnen, die lange Schlangen voller ungeduldiger, aufgedrehter und halbbetrunkener Jugendlicher abfertigen müssen, die alles kaufen, was schnell reinknallt. Sie kontrollieren im stetig anwachsendem Lärmpegel stoisch Ausweise von allen, die noch keine grauen Haare haben und müssen sich von jedem dumme Sprüche dazu anhören.
Die Kassiererin meiner Schlange stand kurz vor einer tätlichen Auseinandersetzung, weil so ein dummer "Sehe-ich-etwa-aus-wie...?" partout seinen Ausweis nicht zeigen wollte, aber trotzdem seine bunte Flasche Mixgetränk kaufen wollte. Sie stellte die Flasche kurzerhand hinter sich und der darauffolgende Wutausbruch mit Rechthabenwollen wurde vom Geschäftsleiter kurzerhand mit einem Geschäftsverweis quittiert. Als ich dran war, mit Kiwi und Orangen, hatte sie ihre alte Fröhlichkeit schon wiedergefunden.

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