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Freitag, 26. September 2014
Ungeschrieben Briefe
berenike, 18:46h
Liebe unfähige Mitarbeiterin,
ich bin gespannt, wie Sie nun reagieren. Meine Korrekturvorschläge haben Sie immer ignoriert, meine Ermahnungen, auch die ältere Forschungsliteratur einzuarbeiten, ebenso. Jetzt habe ich über das Thema den Vortrag gehalten. Sie haben ihn ja auch gehört. Sie haben bestimmt mitbekommen, dass meine neuen Thesen gut ankamen. Für die Vorbereitung konnte ich leider Ihre Zuarbeiten nicht verwenden, weil unbrauchbar. Haben Sie nun verstanden, warum ich so sehr darauf bestehe, auch die alte Forschungsliteratur einzuarbeiten? Weil ich den größten Teil meiner Informationen aus Aufsätzen von angeblich völlig überholten Beiträgen genommen habe, die als Archivare der ganz alten Schule einfach eine unglaubliche Kenntnis und Sammelwut hatten!
Und, ich warne Sie noch in aller Kollegialität, wagen Sie es nicht in Ihrem geplanten Beitrag meine Ergebnisse als die Ihren herauszugeben, so wie Sie es schon seit eineinhalb Jahren immer wieder mit den Verbesserungen der jetzt mal wirklich akribisch arbeitenden Kollegin versuchen.
Ich werde nämlich ihren neuen Überarbeitungsversuch nur noch nach Formalia korrigieren und dann gehen Sie doch bitte gerne unter mit ihrem Copy+paste-husch-husch.
ich bin gespannt, wie Sie nun reagieren. Meine Korrekturvorschläge haben Sie immer ignoriert, meine Ermahnungen, auch die ältere Forschungsliteratur einzuarbeiten, ebenso. Jetzt habe ich über das Thema den Vortrag gehalten. Sie haben ihn ja auch gehört. Sie haben bestimmt mitbekommen, dass meine neuen Thesen gut ankamen. Für die Vorbereitung konnte ich leider Ihre Zuarbeiten nicht verwenden, weil unbrauchbar. Haben Sie nun verstanden, warum ich so sehr darauf bestehe, auch die alte Forschungsliteratur einzuarbeiten? Weil ich den größten Teil meiner Informationen aus Aufsätzen von angeblich völlig überholten Beiträgen genommen habe, die als Archivare der ganz alten Schule einfach eine unglaubliche Kenntnis und Sammelwut hatten!
Und, ich warne Sie noch in aller Kollegialität, wagen Sie es nicht in Ihrem geplanten Beitrag meine Ergebnisse als die Ihren herauszugeben, so wie Sie es schon seit eineinhalb Jahren immer wieder mit den Verbesserungen der jetzt mal wirklich akribisch arbeitenden Kollegin versuchen.
Ich werde nämlich ihren neuen Überarbeitungsversuch nur noch nach Formalia korrigieren und dann gehen Sie doch bitte gerne unter mit ihrem Copy+paste-husch-husch.
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Dienstag, 16. September 2014
Anziehung
berenike, 15:34h
Ich komme etwas zu spät zur Veranstaltung. Vorher wolle der Pfarrer nach dem Gottesdienst noch etwas mit mir besprechen. Es ist der, von dem ich mal glaubte, er habe sich in mich verguckt. Mittlerweile sind wir locker befreundet und zwischen uns herrscht eine wortlose Vertrautheit, die ich als sehr angenehm empfinde. Wären wir beide nicht gebunden, würde sich dieses kleine Pflänzchen auch weiter ausbauen lassen, so schlummert es friedlich und stört niemanden. Aber nahe zusammen vorne zu sitzen und mit Mühe das Kichern zu unterdrücken, weil der Vertretungsorganist alles durcheinanderbringt, sich mit kleinen Zeichen zu den richtigen Einsätzen dirigieren zu lassen, ist schön zum Genießen und dabei zu wissen, daß zu Hause der verrückte Radfahrer bei aller Ferne immer noch ganz feste zu mir gehört.
Ich drängel mich mit ein paar anderen Leuten gleichzeitig in den schon überfüllten Raum. Von einer großen Kirche in eine kleinere Kapelle, aber das nur zufällig. Mein großes Vorbild und meiner Ansicht nach höchstes Tier der Stadt, aber das werden viele anders sehen, trägt schon vor, wie gewohnt humorvoll immer die richtigen Worte findend. Ich mag sie einfach und bewundere vieles an ihr - einige Stunden später wird die gelegentliche Mittagsbegleitung allerdings wieder nur böse Worte über sie finden. Jede Menge bekannte Gesichter, man nickt, lächelt grüßend, ohne den Ablauf zu stören. Da keine Sitzplätze mehr frei sind, stehe ich recht zentral, direkt vorm Altar. Ich bin Protestantin, ich darf mich da sogar anlehnen. Die erste Ansprache wird durch andere Grußworte und Musikeinlagen abgewechselt und die große Frau geht wieder zur Seite, wo die anderen Honoratioren der Stadt warten. Auch sie nickt mir zu und der neben ihr stehende Mann wird so auf mich aufmerksam. Guckt dann immer wieder verstohlen. Während der Veranstaltung, während des Rundgangs anschließend während des Imbisses. Er sieht schweinegut aus und gehört ganz offensichtlich zu den Alphatierchen der Stadt. Menschen, die lässig unaufgeregt und gekonnt mit Machtpositionen umgehen, beeindrucken mich gerade besonders und ich studiere viel deren Auftreten, um selber besser aus meinem eigenen Schatten treten zu können, die Zeit dafür ist einfach reif. Bei den Blicken macht sich ein leichtes warmes Kribbeln im Bauch bemerkbar und ich genieße auch hier die männliche Aufmerksamkeit. Sich wieder als Frau fühlen.
Irgendwann gehe ich. Ich brauche keinen letzten Blick, kein Möglichkeiteneröffnen für ein Gespräch. Es ist alles gut so. Ich gehe zurück zum verrückten Radfahrer, wir sind noch bei Freunden zum Grillen verabredet.
Ich drängel mich mit ein paar anderen Leuten gleichzeitig in den schon überfüllten Raum. Von einer großen Kirche in eine kleinere Kapelle, aber das nur zufällig. Mein großes Vorbild und meiner Ansicht nach höchstes Tier der Stadt, aber das werden viele anders sehen, trägt schon vor, wie gewohnt humorvoll immer die richtigen Worte findend. Ich mag sie einfach und bewundere vieles an ihr - einige Stunden später wird die gelegentliche Mittagsbegleitung allerdings wieder nur böse Worte über sie finden. Jede Menge bekannte Gesichter, man nickt, lächelt grüßend, ohne den Ablauf zu stören. Da keine Sitzplätze mehr frei sind, stehe ich recht zentral, direkt vorm Altar. Ich bin Protestantin, ich darf mich da sogar anlehnen. Die erste Ansprache wird durch andere Grußworte und Musikeinlagen abgewechselt und die große Frau geht wieder zur Seite, wo die anderen Honoratioren der Stadt warten. Auch sie nickt mir zu und der neben ihr stehende Mann wird so auf mich aufmerksam. Guckt dann immer wieder verstohlen. Während der Veranstaltung, während des Rundgangs anschließend während des Imbisses. Er sieht schweinegut aus und gehört ganz offensichtlich zu den Alphatierchen der Stadt. Menschen, die lässig unaufgeregt und gekonnt mit Machtpositionen umgehen, beeindrucken mich gerade besonders und ich studiere viel deren Auftreten, um selber besser aus meinem eigenen Schatten treten zu können, die Zeit dafür ist einfach reif. Bei den Blicken macht sich ein leichtes warmes Kribbeln im Bauch bemerkbar und ich genieße auch hier die männliche Aufmerksamkeit. Sich wieder als Frau fühlen.
Irgendwann gehe ich. Ich brauche keinen letzten Blick, kein Möglichkeiteneröffnen für ein Gespräch. Es ist alles gut so. Ich gehe zurück zum verrückten Radfahrer, wir sind noch bei Freunden zum Grillen verabredet.
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Freitag, 1. August 2014
Zwischen Boden- und Ostsee
berenike, 20:23h
Man muss das Kind langsam an größere Gewässer als das Plantschbecken heranführen. Wir haben also eine Woche Bodensee hinter uns und dabei selten so gesund gelebt: praktisch ausschließlich von dem, was uns auf Ausflügen so in den Mund wuchs oder von Bauern in Kisten auf ihren Höfen angeboten wurde: Brombeeren, Mirabellen, Aprikosen, letzte Kirschen und erste Äpfel.

Das kleine Mädchen war erst skeptisch, ob man in so einem großen Wasser auch gefahrlos Baden kann und begnügte sich erst mit Kieselsteinchenaufhäufen. Am nächsten Tag lief sie schon vergnügt in Zickzacklinien am Ufer entlang: immer ein paar Schrittchen ins Wasser, ein paar wieder aus. Außerdem wollte sie Schwäne streicheln.

Zum Glück hatten wir auch Regen und so einiges von Feuchtmayer Ausgestattetes angesehen und das schöne Überlingen.
Am Montag gehts dann weiter zur Ostsee. War ich noch nie. Einerseits freu ich mich drauf, andererseits bin ich gerade so sehr mittem im Aufsatz (der heute fertig sein müsste), dass ich mich nur schwer losreißen kann.

Das kleine Mädchen war erst skeptisch, ob man in so einem großen Wasser auch gefahrlos Baden kann und begnügte sich erst mit Kieselsteinchenaufhäufen. Am nächsten Tag lief sie schon vergnügt in Zickzacklinien am Ufer entlang: immer ein paar Schrittchen ins Wasser, ein paar wieder aus. Außerdem wollte sie Schwäne streicheln.

Zum Glück hatten wir auch Regen und so einiges von Feuchtmayer Ausgestattetes angesehen und das schöne Überlingen.
Am Montag gehts dann weiter zur Ostsee. War ich noch nie. Einerseits freu ich mich drauf, andererseits bin ich gerade so sehr mittem im Aufsatz (der heute fertig sein müsste), dass ich mich nur schwer losreißen kann.
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Search request: schwiegermutter tragetuch
berenike, 20:15h
Nehmen Sie die Schwiegermutter wieder aus dem Tragetuch (schont auch ihren Rücken) und tun Sie ihr Kind rein.
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Mittwoch, 16. Juli 2014
Schweigen
berenike, 17:05h
Auf die unerträglich persönlich anfeindende Email Emil des Mitarbeiters hin wurde gerade in der eigenen Projektgruppe eine Sitzung vor der Sitzung beschlossen. Also alle Antragsteller (alle drei Professoren, der Institutsdirektor, der Museumsdirektor und ich) haben die erste halbe Stunde für uns zur Klärung des Problems. Die Doktoranden, Hiwis und Sonstigen müssen solange draußen warten, aber das Wetter soll ja schön bleiben.
Mir wäre lieber, die Sitzung wäre jetzt sofort, denn ich finde es gerade außerordentlich schwer, nicht auf die hin und her kursierenden Emails zu antworten und richtigzustellen.
Ich fühle mich im Recht, meine Mitarbeiter vor Ort bestätigen mich, der Projektleiter steht hinter mir, aber ich habe dennoch Angst.
Gestern noch mit J. telefoniert, er ist in diesen Dingen ein guter Ratgeber und der verrückte Radfahrer war ganz froh, mich für diese Stunde an meinen Exfreund abgeben zu dürfen. J. kennt den Unibetrieb und hat selbt genug Projekterfahrung, um mich beruhigen zu können und im weiteren Vorgehen zu beraten.
Die mühsam erarbeitete Ruhe krachte gerade wieder zusammen, als die Email vom Museumsdirektor hereinkam mit 1., 2. und 3. Anschuldigungen gegen mich. Klar, er kennt nur die Version seines Mitarbeiters. Aushalten können und nicht sofort rechtfertigen. Beides nicht leicht, aber lernbar, wie ich gerade feststelle.
Und, da das Kind jetzt schon im Brunnen liegt, kann ich dann auch offen reden über weitere Mißstände die im Hintergrund schwelen.
Freitag, bis dahin Schweigen und weiter Arbeiten.
Mir wäre lieber, die Sitzung wäre jetzt sofort, denn ich finde es gerade außerordentlich schwer, nicht auf die hin und her kursierenden Emails zu antworten und richtigzustellen.
Ich fühle mich im Recht, meine Mitarbeiter vor Ort bestätigen mich, der Projektleiter steht hinter mir, aber ich habe dennoch Angst.
Gestern noch mit J. telefoniert, er ist in diesen Dingen ein guter Ratgeber und der verrückte Radfahrer war ganz froh, mich für diese Stunde an meinen Exfreund abgeben zu dürfen. J. kennt den Unibetrieb und hat selbt genug Projekterfahrung, um mich beruhigen zu können und im weiteren Vorgehen zu beraten.
Die mühsam erarbeitete Ruhe krachte gerade wieder zusammen, als die Email vom Museumsdirektor hereinkam mit 1., 2. und 3. Anschuldigungen gegen mich. Klar, er kennt nur die Version seines Mitarbeiters. Aushalten können und nicht sofort rechtfertigen. Beides nicht leicht, aber lernbar, wie ich gerade feststelle.
Und, da das Kind jetzt schon im Brunnen liegt, kann ich dann auch offen reden über weitere Mißstände die im Hintergrund schwelen.
Freitag, bis dahin Schweigen und weiter Arbeiten.
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Mittwoch, 9. Juli 2014
Lötkolben
berenike, 13:47h
Schreibe gerade Brandmails. Nicht mit dem Flammenwerfer, sondern gezielt mit dem Lötkolben.
Gestern, in Vorbereitung auf die nächste anstehende Sitzung des Gesamtforschungsprojekts, habe ich mal ein paar Zahlen geprüft. Dann bin ich in meinem Büro (meine armen Büromitbewohner) explodiert, habe einen Spaziergang gemacht und mich wieder an meine Arbeit gesetzt. Die Erfahrung lehrte mich, dass ich wütend keine Emails schreiben darf. Die Version nach einer Nacht drüber schlafen ist dann in der Regel so, dass sie auch mal weitergeleitet werden könnte.
Da will mich einer täuschen und das zum wiederholten Mal! Meine erste Reaktion war: auflaufen lassen und erst beim Treffen explodieren und ihn diesmal so richtig vorführen. Aber ich will jetzt nicht zehn Tage lang damit herumlaufen, ich will in Ruhe arbeiten können. Und ich will nächste Woche wichtigere Dinge besprechen können, als zu diskutieren, ob es sinnvoll ist innerhalb des eigenen Forschungsteams Zahlen zu fälschen.
Aber wie er aus der Nummer wieder herauskommen will, die Tischvorlage, die vorab an alle gesendet wurde, wieder zu berichtigen, erwarte ich dann doch mit einer gewissen Häme.
Gestern, in Vorbereitung auf die nächste anstehende Sitzung des Gesamtforschungsprojekts, habe ich mal ein paar Zahlen geprüft. Dann bin ich in meinem Büro (meine armen Büromitbewohner) explodiert, habe einen Spaziergang gemacht und mich wieder an meine Arbeit gesetzt. Die Erfahrung lehrte mich, dass ich wütend keine Emails schreiben darf. Die Version nach einer Nacht drüber schlafen ist dann in der Regel so, dass sie auch mal weitergeleitet werden könnte.
Da will mich einer täuschen und das zum wiederholten Mal! Meine erste Reaktion war: auflaufen lassen und erst beim Treffen explodieren und ihn diesmal so richtig vorführen. Aber ich will jetzt nicht zehn Tage lang damit herumlaufen, ich will in Ruhe arbeiten können. Und ich will nächste Woche wichtigere Dinge besprechen können, als zu diskutieren, ob es sinnvoll ist innerhalb des eigenen Forschungsteams Zahlen zu fälschen.
Aber wie er aus der Nummer wieder herauskommen will, die Tischvorlage, die vorab an alle gesendet wurde, wieder zu berichtigen, erwarte ich dann doch mit einer gewissen Häme.
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Freitag, 4. Juli 2014
Ö
berenike, 13:18h
Kurz entschlossen rufe ich einfach an. Es ist zwar einige Jahre her, aber sie erinnert sich sofort an mich und antwortet mir auf meine vorsichtige Frage, ob auf die Stellenausschreibung schon jemand vorgesehen ist, sofort und freudestrahlend, dass nicht und sie und ihre Kollegen schon ganz gespannt darauf sind, wer es denn nun wäre und sie würde sich über meine Bewerbung freuen. Wir reden noch ein wenig hin und her und tauschen Neuigkeiten aus. Wieder aufgelegt bleibe ich etwas enttäuscht zurück. Natürlich darf sie es mir nicht sagen, wenn es jemanden gäbe, aber wenn man sich kennt und schätzt, kann man an der Reaktion schon einiges heraushören. Hätte sie mir etwas anderes signalisiert, könnte ich mich jetzt entspannt zurücklehnen. Noch ca. zwei Jahre einfach forschen dürfen, mein Projekt abschließen, unsere Publikationen auf den Weg bringen. Es läuft doch gerade alles so gut.
Jetzt muss ich weiter überlegen, wie ich den verrückten Radfahrer, der doch so heimatverbunden ist, die Angst davor nehmen kann, ins Ausland, immerhin ins deutschsprachige, zu gehen. Möglicherweise für immer. Jetzt muss ich mir weiterhin gut zureden, dass ich in die Anforderungen einer 'richtigen' Stelle schon reinwachsen werde und dass ich eine unbefristete Stelle auch nicht mit meinem Blut unterschreibe.
Montag erstmal Beratung einholen, ob und wie ich die geforderten mindestens zwei Jahre Erfahrungen in einer Bewerbung deutlich machen kann. Denn das ist der Haken, die habe ich nur marginal.
Jetzt muss ich weiter überlegen, wie ich den verrückten Radfahrer, der doch so heimatverbunden ist, die Angst davor nehmen kann, ins Ausland, immerhin ins deutschsprachige, zu gehen. Möglicherweise für immer. Jetzt muss ich mir weiterhin gut zureden, dass ich in die Anforderungen einer 'richtigen' Stelle schon reinwachsen werde und dass ich eine unbefristete Stelle auch nicht mit meinem Blut unterschreibe.
Montag erstmal Beratung einholen, ob und wie ich die geforderten mindestens zwei Jahre Erfahrungen in einer Bewerbung deutlich machen kann. Denn das ist der Haken, die habe ich nur marginal.
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Mittwoch, 2. Juli 2014
Wunder der Menschheit
berenike, 18:22h
Wochenlang wurde geübt, sowie sie zwei größere Hände schnappen konnte und diese als Lauflernhilfe nachdrücklich einsetzte. Immer, wenn es irgend ging: Laufen an zwei Händen, der andere musste in gebückter Haltung (ich immerhin nicht, hier zahlt sich geringe eigene Körpergröße + großes Kind aus) hinterher und hin und her und Treppen rauf und runter und über Sachen steigen und vielleicht euch mit einer kleinen Fußballeinlage. Hauptsache laufen üben! Gestern dann ohne viel Aufsehen und ohne es eigentlich selbst zu bemerken, vier Schrittchen vom Sofa zum Tisch. Der Aufwand, erst runter, dann krabbeln, dann wieder hochziehen, erschien wohl zu groß. Heute morgen dann, während ich mich fertigmachte, wurde im Wohnzimmer bewußt das Freilaufen geübt. Aufrichten, zwei bis maximal fünf Schritte, hinfallen, aufrichten und wieder los. Dabei strahlte sie über das ganze Gesicht.
Ich konnte das auch mal, mit soviel Freude, Stolz, Zuvertrauen und Beharrlichkeit immer wieder Hinfallen und Aufstehen, einfach weil ich das jetzt lernen wollte und wusste, ich habe jetzt die Kraft und Fähigkeiten dazu. Wenn das ein vierzehn Monate altes kleines Mädchen kann, sollte es doch eine 42 Jahre alte Frau auch noch hinbekommen. Versuchen, es ein klein wenig schaffen, dann ein vorläufiges Scheitern, wieder versuchen und dabei die Freude nicht vergessen!
Ich konnte das auch mal, mit soviel Freude, Stolz, Zuvertrauen und Beharrlichkeit immer wieder Hinfallen und Aufstehen, einfach weil ich das jetzt lernen wollte und wusste, ich habe jetzt die Kraft und Fähigkeiten dazu. Wenn das ein vierzehn Monate altes kleines Mädchen kann, sollte es doch eine 42 Jahre alte Frau auch noch hinbekommen. Versuchen, es ein klein wenig schaffen, dann ein vorläufiges Scheitern, wieder versuchen und dabei die Freude nicht vergessen!
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Mittwoch, 23. April 2014
Blitzengel
berenike, 17:05h
Eine meiner Aufgaben als frischgebackene Kirchenvorständlerin ist es, auch mal Lesungen im Gottedienst zu halten. Ich mach das nur, wenn es vorher einer mit mir übt, sage ich dazu und der neue Pfarrer macht gleich einen Termin mit mir aus. Beim zweiten Anlauf klappt es dann auch mit dem Treffen in der Kirche, Als ich hereinkomme, macht er gerade "Test, Test, Test" ins Mikro und erzählt dann erstmal viel und interessant über das Sprechen und Lesen und die Unterschiede zu sonstigen öffentlichen Ansagen. "Sie verkünden, vergessen sie das nicht, es ist eine Verkündigung!" Wir diskutieren, ob wir die Kirche absperren sollen oder nicht und ich entscheide mich dagegen. Heute mutig. Er überlegt, mit welchem Text ich beginnen soll, blättert in der Bibel hin und her und legt mir dann einen mir wohlbekannten Text vor. Kein Zufall. Es ist genau die Stelle, die soviel mit meiner Forschung zu tun hat, mit der ich jahrelang so gerungen habe, an der ich beinahe zerbrochen und dann so gewachsen bin. Es ist vielleicht auch die Stelle, die mich dann über viele Umwege schließlich zum Kircheneintritt geführt hat und wegen der ich jetzt dort stehe. Am Adlerpult. Das ist noch nicht alles, denn die Evangelienauswahl führt mich zurück zu den Erlebnissen aus meiner Kindheit. Sie beschreibt genau das, was ich damals so oft gesehen hatte, was mich so getragen hat, auch in der Erinnerung viel später in meinen dunkelsten Zeiten.
Ich sage davon nichts und lese und werde dabei ganz groß. Immer wieder wiederholen wir und er gibt mir Tipps, wie es besser gelingen könnte: Lauter, klarer, so oder so betont. Die Leute in der Kirche stören mich nicht mehr. Dann einen schwierigen Text, aus einem Paulusbrief, kaum verständlich und so auch sehr mühsam zu lesen. Wir müssen viel lachen und albern. Es tut gut mit einem Menschen zusammenzuarbeiten, der genau das macht, was er ist, von dessen Begeisterung und Liebe man sich gerne einfangen lässt.
Ich sage davon nichts und lese und werde dabei ganz groß. Immer wieder wiederholen wir und er gibt mir Tipps, wie es besser gelingen könnte: Lauter, klarer, so oder so betont. Die Leute in der Kirche stören mich nicht mehr. Dann einen schwierigen Text, aus einem Paulusbrief, kaum verständlich und so auch sehr mühsam zu lesen. Wir müssen viel lachen und albern. Es tut gut mit einem Menschen zusammenzuarbeiten, der genau das macht, was er ist, von dessen Begeisterung und Liebe man sich gerne einfangen lässt.
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Mittwoch, 16. April 2014
Beziehungsstatus
berenike, 17:30h
Wir reden. Immerhin. Wir können über fast alles reden und kommen darüber immer wieder zum gemeinsamen großen Verständnis. Dann fühle ich mich ihm auch wieder sehr verbunden. Aber das Gefühl bleibt nicht lange, dann kommt wieder das andere, unfassbare. Ich weiss nicht, woran es liegt. Manchmal können wir es erahnen. Für mich ist er der Schuldige, für ihn bin ich es und es muss irgendwo dazwischen, zwischen uns liegen. Aber was? Wohin sind die Gefühle entschwunden, warum gibt es sie nicht mehr, oder nur ansatzweise? Wer hat angefangen mit dem sich Abwenden? Wir wollen beide keine Trennung, wir wollen wieder zusammenkommenkönnen. Aber wo ist der Weg? Mir hilft gerade nicht wirklich weiter zu hören, dass es vielen Paaren nach der Geburt eines Kindes so geht. Mir hilft es nicht, weil ich dadurch keinen Ausweg finde. Und da ist dann auch noch, dass mir sexuelle Gefühle komplett abhanden gekommen sind. Für ihn, für mich. So kenne ich mich nicht. Alles nur Hormone?
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Dienstag, 4. März 2014
Traum
berenike, 22:35h
Ich bin mit dem Rad unterwegs, will irgendein Ziel erreichen und kann es auch schon sehen. Dann gerate ich plötzlich in ein unterirdisches Parkhaus. Dunkle, enge Gänge, schnell fahrende Autos, die nicht mit einem Radfahrer rechnen, kaum Ausweichmöglichkeiten und der Boden ist mit einer schmierigen Ölalschicht überzogen, die das Fahren außerdem gefährlich macht. Ich versuche einen Ausweg zu finden und dabei weder überfahren zu werden noch auszurutschen. Dann sehe ich eine Möglichkeit: Eine Rampe führt nach oben ins Tageslicht, kurz vor dem Ausgang befindet sich allerdings eine Schranke, von der ich weiss, dass sie nur durch heranfahrende Autos geöffnet wird. Ich fahre so schnell ich kann vor einem Wagen her auf die Schranke zu, hoffend, nein vertrauend darauf, dass sie im letzten Moment aufgeht. Abbremsen oder ausweichen wäre nur mit Stürzen möglich gewesen. Und es funktioniert.
Das Ziel ist der Vortrag bei dem Superwichtigkongress. Das unterirdische Parkhaus meine eigenen Ängste und die Konflikte innerhalb des Forschungsprojekts, von denen ich befürchte zu Fall gebracht werden zu können. Die Lösung zeugt von Mut und Vertrauen, von einer Augenzu-und-durch-Mentalität.
Das Ziel ist der Vortrag bei dem Superwichtigkongress. Das unterirdische Parkhaus meine eigenen Ängste und die Konflikte innerhalb des Forschungsprojekts, von denen ich befürchte zu Fall gebracht werden zu können. Die Lösung zeugt von Mut und Vertrauen, von einer Augenzu-und-durch-Mentalität.
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