Donnerstag, 21. Mai 2015
Asyl
Wir sind etwas aufgeregt, als wir da so schnell zur Notsitzung einberufen um den großen Tisch versammelt sitzen. Alle haben es so kurzfristig nicht geschafft, aber stimmberechtigt sind wir längst. Eine Anwältin und eine Studentin von irgendeiner Flüchtlingsinitiative sitzen auch da, um uns über den Fall zu erzählen und zu beraten. Beide haben mich sehr beeindruckt, wie sie sich geduldig Zeit für unsere Fragen nehmen, ohne zu wissen, wie wir uns entscheiden werden. Sie müssen diese Prozedur schon oft hinter sich gebracht haben, nur um einen winzigen Schritt weiter kommen zu können.

Dann gehen sie und wir stimmen ab. Nicht einstimmig, obwohl wir es gewesen wären, damit die Staatsanwaltschaft uns nichts anhaben kann. Wir können nicht absehen, was auf uns zukommt, aber der Rechtsbruch, den wir mit unserem Ja eingehen, fühlt sich richtig an. Und ich bin stolz auf meine Kirchenvorstandskollegen, die trotz ihrer Bedenken dann doch alle mitmachen.

Einige meiner Kollegen wollten erst die Unterkunft, die Finanzierung, den Helferkreis organisiert haben, bis wir uns bereit erklären Asyl zu gewähren. Ich argumentiere dagegen: erst die Entscheidung, der Rest findet sich. Denn solange wir uns noch abzusichern versuchen, könnte er schon im Flugzeug nach Italien sitzen.

Natürlich bin auch ein wenig stolz auf mich, da mitzumachen. Andererseits ist es nur einer, einer unter Tausenden.

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