Dienstag, 28. Februar 2012
Jahrestag
Wunderbare Tagung. Intensiv, albern, voller neuer Kontakte für mein neues Forschungsprojekt. Am Abend vor der Abreise rief der Theologe an. Ich erzählte ihm, dass ich überlegt hatte, für unser bevorstehendes Einjähriges eine Karte zu schicken mit dem Motiv einer Sonne. In einem Restaurant mit diesem Namen hatten wir uns kennengelernt und am Sonntag jährte sich dieser Sonnentag. Ich erzählte ihm weiter, dass ich wieder Abstand davon genommen hatte, weil seine Exfrau ihm zum Hochzeitstag immernoch eine Karte schickt und ich mich dabei nicht einreihen wollte.
Dann fuhr ich los. War fasziniert von diesem jungen Restauratoren, der so sehr für seine Sache brennt, dass er regelrecht sprühte. Freute mich über das Wiedersehen mit den vielen alten Bekannten. Aß, trank und lachte im Restaurant. Am nächsten Tag ging es weiter mit Vorträgen. Ich immer intensiv dabei, neue Informationen, Diskussionen, Kaffeetrinken. "Auch du brennst für deine Sache!" sagte mir J. vorhin am Telefon, als ich ihm erzählte. An den Theologen dachte ich zwar oft, aber nicht daran, dass er mit eine SMs schicken könnte. Und so sah ich die nachmittags abgeschickte Nachricht erst gegen Mitternacht. Ein netter Gruß und gute Wünsche für die Zeit, das kam seit unserer Trennung nicht mehr vor. Ich rief ihn an, weinselig und aufgedreht und hörte so seine zaghaften Andeutungen nicht. Er bat mich noch, mein Handy anzulassen. Ich dachte, er wolle mir vielleicht zum Jahrestag wieder eine SMS schicken und vergass es am Sonntag wieder. Wieder Diskussionen, Besichtigungen, das Gespräch mit A.. Erst am späten Nachmittag, als der noch nicht abgereiste Rest sich in einem Cafè versammelte, schaute ich wieder auf mein Handy: eine SMS, mehrere Anrufe und eine Mailboxnachricht vom Theologen ab dem Mittag. Die SMS: "Liebe B., gerne wäre ich heute mit dir in der Sonne. Für 20 Uhr hatte ich schon einen Tisch reserviert. Aber ich bin unsicher, wie wir uns begegnen können. Ich weiß nicht, was ich will, weiß nicht, was du erwartest. Ich möchte dich nicht verletzen. Verzeih mein Chaos. Ich tue dir nicht gut." Mir wurde fast schlecht und mir schlotterten die Knie und ich rief ihn an. Wjr mussten sofort entscheiden, weil ich dann den nächsten Zug nehmen musste und er sofort losfahren - immerhin waren es für ihn 250 km. Also verabschiedete ich mich schnell, beruhigte die besorgten Blicke und stürzte los. Taxi vom Bahnhof nach Hause, kurz Duschen und dann war er auch schon da.

Der Abend war sehr romantisch. Ich zog das Kleid an, dass ich auch vor einem Jahr trug und die Kette, die er mir zum Geburtstag geschenkt hatte. Wir gingen Hand in Hand durch die Stadt zu unserem Restaurant, obwohl uns doch niemand so sehen durfte. Saiblingfilet und der beste Wein, beim Dessert fütterte er mich, küsste mich und schon dort war es eine einzige Verführung. Zu Hause übernahm ich die Verführung, wir waren beide ausgehungert und am nächsten Morgen, ein altes Ritual, gleich nochmal.
Er hatte mich abends eingeladen, ich ihn morgends, oder besser mittags, zum Frühstück in das Cafè am Fluss, ich hatte doch auch nichts zu Hause für ihn.

Wieder bei mir erzählte er mir dann, dass er nur Freundschaft will oder kann. Verständnislosigkeit einerseits, Verständnis andererseits. Er tut mir Leid und es ist nun endgültig vorbei. Ich fühle mich diesem seltsamen und kostbaren Menschen dennoch verbunden, aber ich kann ihn gehenlassen.

Aber das ist immernoch diese Stimme in mir die sagt "bleib!" Ich will sie gerade nicht hören, ich bin müde.

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Ich drück Sie.

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Danke.

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Ja, so ein Hin und Her macht unendlich müde. Was irgendwann bleibt ist ein wunderbarer Abschiedsabend, den kann Ihnen keiner nehmen.

Halten Sie ihn in Ehren, diesen Abend, wenn Sie es irgendwann können. Und nach vorne sehen. Viel Leben liegt vor Ihnen und es wird schön werden! Da bin ich überzeugt!

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Das, was eigentlich vor mir liegen sollte, hat sich doch wieder zerschlagen.
Ja, ich werde diesen Abend in Ehren halten. Was bleibt mir auch sonst?

Ab morgen wieder ohne Selbstmitleid, versprochen!

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So ein wenig Selbstmitleid is nix Schlimmes. Muss auch manchmal sein. Bloß nicht dafür schämen! ;)

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Ich kenne das...
... habe mein Sein und Streben überdacht, vieles geändert und manches gelassen und irgendwann fand ich in der Nivellierung etwas Besonderes.

Alles Gute für das Herz und die Arbeit wünscht das Frl. Maiglückchen

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Danke!
So in etwa stelle ich mir das bei mir ja auch vor.

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