Freitag, 27. November 2015
Zwischenleben
Meine Interimswohnung zehrt an Nerven und Kräften, meine neue Wohnung wird erst zwischen dem 7. und 15. Dezember fertig, Tendenz besteht zur Monatsmitte.
Ich fühle mich zwar ganz wohl in der aktuellen Wohnung, finde auch das sehr abgespeckte Bad- und Küchenarrangement nicht weiter schlimm, auf mich wartet ja besseres. Auch der etwas weitere Weg, der mittlerweile sehr verschlammte Fahrradanhänger, weil ich über unbefestigte Wege abkürze, die vielen Treppen zum Haus mit dem schweren Fahrradakku, Einkäufen und meistens noch dem müden kleinen Mädchen auf dem Arm, sind lästig, aber nicht schlimm.
Es ist einfach dieser Schwebezustand zwischen den beiden Umzügen seit nun schon dreieinhalb Monaten. Meine Möbel, Bücher und anderer Kram noch in der Radfahrerwohnung, einiges immerhin schon verpackt, vieles noch nicht. Wäsche wasche ich auch noch dort, wenn er gerade nicht da ist. Ich muss mir Mühe geben, mein Leben in dieser Zeit nicht komplett schleifen zu lassen, immer mit dem Gedanken, "in der neuen Wohnung dann..." Konzentration auf meine Arbeit fällt mir äußerst schwer, lieber suche ich im Büro im Internet nach Möbeln und Einrichtungsgegenständen, aber der Berg an Arbeit wird dadurch nbicht kleiner. "Wenn ich umgezogen bin...!"
Die Krise vor einiger Zeit habe ich dann mit einer Krankschreibung für fast eine ganze Woche gemeistert. Meine Hausärztin hätte mich auch länger ohne Symptome krankgeschrieben, aber der Druck wird dadurch nur immer größer.

Immerhin habe ich mich mit dem verrückten Radfahrer über den Unterhalt einigen können. Das endgültige Gespräch verlief dann sehr ernst, aber auch freundlich. Ein Beratungsgespräch im Jugendamt hatte mich selbstbewußter werden lassen und er wird über kurz oder lang halt mehr als 20 Stunden in der Woche arbeiten oder auf Harz IV Niveau leben müssen, aber das liegt in seiner Verantwortung. So langsam kann ich loslassen und denke nicht mehr soviel für ihn mit, habe nicht mehr so intensiv das Gefühl, ihn vor der Welt beschützen zu müssen.
Auch die Wut ist leiser geworden, ist aber noch da und ich erlaube sie mir.

Der nächste Schritt wird das Gespräch in der Trennungsberatung mit dem verrückten Radfahrer sein. Er sieht zwar keinen Bedarf, kommt aber und ich brauche einen Mediatoren, um zu ihm durchzudringen. Er scheint es normal zu finde, dass das kleine Mädchen nicht zu ihm will, sich nicht von ihm von der Tagesmutter abholen lassen will. Überspielt wird das halt mit Clownereien. Ich habe den Eindruck, dass für ihn gerade die Welt soweit in Ordnung ist, abgesehen von dem kleinen Betrag, den er nun monatlich an mich überweisen muß. Aber sie leidet und ich leide mit.

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Gute Entscheidung zur Trennungsberatung zu gehen und einen Mediator miteinzubeziehen. Ich freue mich für Sie, daß er hinkommt.

Diese Traumata, die Trennungen bei Kindern auslösen können, können sich ziemlich massiv manifestieren. Schön, wenn man bei Zeiten versucht, entgegenzusteuern.

Ansonsten drücke ich fest die Daumen für "wenn Sie dann umgezogen sind..." : )
Immerhin beginnen Sie das neue Jahr quasi ganz neu. Das ist positiv (neben dem Streß, aber das packen Sie).

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ein sehr besonderer advent!

interessant, dieser effekt des "schwachen" mannes. den habe ich beim objekt auch immer noch manchmal. aber im grunde genommen ist genau diese schwäche auch wieder anlass zum ärger. im grunde sind solche typen idioten, die nicht schnallen, dass auch ein unterlassen respekt- und verantwortungslos ist. die tun nix, die wollen nur spielen.

ich tröste mich damit, dass alles irgendwann zurückkommt. irgendwann sitzen die dann mal richtig in der scheiße und keiner hat mehr lust, ihnen zu helfen.

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@Morphine
So sehr ich den letzten Absatz auch unterschreibe - das macht leider nie wieder den Schaden gut, den eine Kinderseele genommen hat : (

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Wenn es ihm egal ist, und die Kleine nun einmal nicht zu ihm will, ist es dann nicht besser, es dabei zu belassen? Man kann sie doch nicht zwingen. Weiss man, warum sie nicht zu ihm will?

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Ich finde es toll, dass du so dafür kämpfst. das ist wichtig. es ist später wahrscheinlich wichtiger als jetzt. vielleicht leg ich da aber auch zu viel meiner eigenen historie rein. ich war auch so stinksauer auf meinen vater, mit 5 jahren. habe die postkarten zerrissen, wollte ihn nicht sehen. und doch wollte ich natürlich nichts mehr als dass er wieder bei uns ist. sagen oder zeigen konnte ich das allerdings niemandem. die kleine sollte man natürlich nicht zwingen. aber ihn schon. er muss sich klar werden, was das bedeutet. ich versteh gar nicht, wie es ihm nicht klar sein kann. er muss da sein, immer, für sie. sie soll sich gewollt fühlen. ich würde es ihr sehr sehr wünschen.

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Stimmt ja alles, aber Mädchen haben manchmal bestimmte Gründe, warum sie nicht zu ihrem Vater wollen, wenn ihr versteht, was ich meine. Das sollte man vielleicht doch erst einmal untersuchen, bevor man da ein Beisammensein pushed. Unter Umständen leiden die Kinder dann ja mehr unter einem Beisammensein.

Ich kenne da leider zwei Fälle aus der weiteren Bekanntschaft. (Nein, drei sogar.)

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