Donnerstag, 27. Juni 2024
Fest
Beim Abäppeln der Weide kamen die Stallbesitzer vorbei, sie gingen jetzt zum Fest. Ich wollte noch meine Arbeit fertigmachen - was sich verzögerte, da die volle Schubkarre auf abschüssiger Weide etwas nachlässig geparkt... nunja, so macht man sich halt doppelte Arbeit.

Was anziehen? Das Kleid vom letzten Date hing noch am Schrank. Damit war ich zwar am elegantesten von allen gekleidet, aber ich fühlte mich dennoch gut damit. Lieblingsnachbarn und nachbarinnen und gute Stimmung. Es konnte nur gute Stimmung sein, so liebevoll und gutgelaunt die einladende Familie miteinander und mit allen anderen immer umgeht. Bestimmt auch mit sich selbst. Ich mag sie. Ich freu mich jedesmal, wenn mir das alte Ehepaar immer Hand in Hand bei einem Spaziergang entgegenkommt. Und immer ein paar freundliche Worte hat für mich und die Hündin.

Eine Sängerin war engagiert. Meine Psychologennachbarin hat sich gleich deren Karte gesichert, so gut, so sympathisch und charmant war sie. Wirklich. Wir haben getanzt, teilweise nur meine über 70jährigen Nachbarin und ich und es fühlte sich gut an. Hey, wo bleibt meine Scham...?!

Als ich dem kleinen Mädchen am nächsten Tag von dem Fest erzählte, sie musste zu einer öden Familienfeier, weinte sie bitterlich und wir hatten ein schönes Gespräch über die Wichtigkeit von langweiliger Familie versus dem schönen Leben. Es tat mir so Leid, sie zu Mitgehen überredet zu haben! Sie war einsam dort und ab und zu war es ganz nett, hier gab es Pommes und Eis soviel man wollte, unsere tolle Nachbarschaft und die Möglichkeit zum Tanzen. Und, das wichtigste, einfach Lebensfreude!

Dabei war ich es, die dem kleinen Mädchen durch nächtliches Vorlesen per Videochat alles irgendwie erträglicher machen musste. Da hätte ich sie auch gleich bei mir lassen können.

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Samstag, 3. September 2016
Kindergartenkind


Die erste Woche Kindergarten ist geschafft. Ich gehe also jetzt in den Kindergarten. Mit dem kleinen Mädchen natürlich und auch bald nur noch sie. Am Vorabend des ersten Tages konnte sie vor Aufregung nicht einschlafen, wir mussten immer wieder besprechen, was sie dort alles spielen kann. Die Räume und die Kindergärtnerinnen kannte sie schon, zwei Kinder aus ihrer Tagesmuttergruppe würden ebenfalls dort sein.
Angekommen wurde uns zunächst die Garderobe gezeigt, wo ihre Schuhe, Regensachen und Wechselkleidung aufbewahrt wird. Ihr Bild zum Wiedererkennen zeigt einen Vogel an einem Nest mit Jungen. Besonders angetan war das kleine Mädchen von den kleinen Toiletten und dass über ihrem Handtusch dasselbe Vogelbild war - Händewaschen war fortan kein Thema mehr. Von der kleinen Toilette marschiert sie sichtlich stolz zu den kleinen Waschbecken und dann mit in den Nacken gelegten Kopf an der Handtuchreihe entlang zu ihrem Vögelchen.
Ich bin mir absolut sicher für meine Kleine den richtigen Kindergarten ausgewählt zu haben. Die beiden Erzieherinnen machen ihre Arbeit liebevoll, gutgelaunt, immer den Kindern zugewandt, können trösten, Grenzen setzen und sowohl die Kleinen als auch die Großen berücksichtigen. Und sie lassen die Kinder einfach spielen, Teil der Philosophie der Einrichtung, was mir wichtiger ist also ständige Anleitung und Bevormundung, die sich dann Förderung nennt. Mein kleines Mädchen fasst mit jedem Tag mehr Vetrauen zu den beiden und als wir einen toten Vogel auf dem Gelände gefunden hatten, musste sie ihn unbedingt zuerst der einen Kindergärtnerin zeigen, bevor er weggebracht werden durfte. Neue Regeln für sie, wie etwa dass draussen die Schuhe anbehalten werden sollen, werden von der passionierten Barfussläuferin sofort akzeotiert, wenn sie von einer Kindergärtnerin ausgesprochen werden.
Mittags ist das kleine Mädchen erschöpft, will aber nicht gehen und es flossen jeden Tag Tränen. Ab nächster Woche wird auch der verrückte Radfahrer mitgehen. Ich musste ihn erst davon überzeugen, er wollte lieber arbeiten oder einen Radausflug machen. Mir ist es aber wichtig, dass er dort die Abläufe und Menschen kennt und die Kindergärtnerinnen möchten ihn auch gerne besser kennenlernen. Dass sie ihn offensichtlich ganz gut nach der kurzen Begegnung beim offenen Nachmittag für alle neuen und alten Kinder vor den Sommerferien einschätzen konnten, interpretiere ich in die Bitte an ihn, die ich überbringen sollte, er möge bei der Eingewöhnung doch bitte sein Baby nicht mitbringen.
Schade nur, dass ich dann so vieles nicht mehr mitbekomme: die zaghafte Kontakaufnahme zu den anderen Kindern, die Freude darüber, wenn jemand mit ihr spielen will, das Einfinden in die kleinen Rituale beim Essen, Geburtstagsfeiern und dann den Jahreskreisfeiern usw.

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Dienstag, 3. Mai 2016
Innere Werte
Das kleine Mädchen ist am Morgen schräg drauf und ich schicke der Tagesmutter eine Nachricht, dass wir heute später kommen. Dann darf sie Baby sein, liegt in meinem Arm und ich gebe ihr ein Fläschchen mit Milch. Ich muss die Flasche sogar halten und sie schaut mir beim Trinken unverwandt in die Augen, wie es Babies tun. Sie braucht gerade viele solcher Momente. Beim verrückten Radfahrer ist sie jetzt die große Schwester und auch stolz drauf. Aber dort ist die Lage gerade sehr schwierig, weil seine Freundin eine Brustentzündung mit Fieber und überhaupt zu wenig Milch hat, weil sie selber kaum etwas isst. Und ich kann mir gut vorstellen, dass er für alle drei keine große Stütze sein wird.

Dann hören wir den serbischen Hilfsarbeiter draußen arbeiten und das kleine Mädchen will sofort raus und dort mithelfen. Er wohnt nun seit drei Wochen beim Vermieter und anfangs war die Kleine ihm gegenüber äußerst schüchtern, mittlerweile haben sie sich aber angefreundet. Als ich auch herauskomme und Rad samt Anhänger für unsere Abfahrt vorbereite, höre ich ein Gespräch zwischen den beiden und der Psychologennachbarin mit an:
Der Serbe lädt Steine in eine Schubkarre und das kleine Mädchen bemerkt dazu, wie stark er doch ist. Er sagt, ihr Papa sei bestimmt auch stark. "Nein, der Papa nicht, aber die Mama!" Alle lachen und die Nachbarin meint, das Kind erkennt halt die inneren Werte.

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Donnerstag, 14. April 2016
Wie schön, daß Du geboren bist...




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Mittwoch, 6. April 2016
Molche
Weil die Tagesmutter noch im Urlaub ist, teile ich mir mal wieder mit den Eltern eines anderen Tagesgeschwisterchens im selben Alter wie das kleine Mädchen die Vormittagsbetreuung. Heute war ich also Kindergärtnerin und damit stellenweise überfordert. Das kleine Mädchen war alles andere als ausgeglichen, vielleicht brütet sie gerade die nächste Grippe aus oder verarbeitet die Trennung. Das Besuchskind durfte zunächst garnichts, nicht mit der Eisenbahn spielen, nicht mit der Spielküche, keine Bücher, Puppen oder Stofftiere anrühren, nicht malen und schon garnicht mit der neuen Schere schneiden. Das Kind war deswegen natürlich auch etwas unglücklich und so weinten sie abwechselnd.
Also raus in den Garten. Ich hätte beiden gerne Gummistiefel verpasst und die ohnehin schon recht engen, aber heißgeliebten Froschstiefel an das Besuchskind mit den kleineren Füßen ausgeliehen - keine Chance. Also musste ich das Federgewicht von Besuchskind durch das nasse Gras tragen, diese Sonderbehandlung hätte das kleine Mädchen dann auch gerne in Anspruch genommen. Dann ging es weiter mit dem Streit um das richtige Gartengerät, hier konnte zum Glück der Vermieter mit weiteren Sachen aushelfen und vorübergehend beruhigte sich die Lage, als ich ein paar Molche aus dem Teich fischte und die Kinder sie im Glas beobachten und ab und zu sogar in die Hand nehmen durften.
Währenddessen zäunten der Vermieter und sein serbischer Hilfsarbeiter, der alle paar Monate für ein paar Wochen bei ihm wohnt und arbeitet, den Teich ein, damit kein Kleinkind oder Krabbelbaby unfreiwillig schwimmen geht. War ganz lustig soviele Leute im Garten zu haben, nur A. war nicht angetan.
Das Besuchskind ist nun auch morgen und übermorgen bei mir. Danach werde ich urlaubsreif sein, wenn das so weitergeht.

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Montag, 4. April 2016
Berlin
Eine Woche Berlin. Kaum was gesehen von der Stadt, außer Haus und Garten meiner Schwester, dafür sehr erholt. Das kleine Mädchen ließ mich jeden Morgen ausschlafen, nachdem sie mit der Bedienung des Tablets vertraut war und wirkte ganz zufrieden damit, sich auf Youtube Peppa Wutz, Trotro und jede Menge Unsinn reinziehen zu dürfen. Sie fühlte sich überhaupt außerordentlich wohl dort und ich auch - und das, obwohl mich meine Schwester dermaßen bei unseren vielen Siedlerspielen abgezockt hat. Normalerweise bin ich eine extrem schlechte Gewinnerin gegenüber Familienmitgliedern, diesmal konnte ich mich auch noch an ihrer diebischen Freude mitfreuen.
Pankow gefällt mir. Im Zoo waren wir dann aber doch noch mit allen Kindern. Das kleine Mädchen konnte erst nicht verstehen, warum sie nicht zu den Tieren darf, sie hatte sich doch in den Kopf gesetzt, auf den Elefanten zu reiten. Bei der Löwenfütterung ist sie mir dann fast kollabiert. Ich war selbst so beeindruckt, als die älteste Löwin, vorher Gelassenheit in Person, während die jüngeren nach dem Futter maulten, plötzlich sehr laut und langanhaltend brüllte, dass ich die Angst der Kleinen auf meinem Rücken erst bemerkte, als sie in sich zusammensackte. War dann aber schnell wieder gut, besonders als ich eine Eisrunde für alle anordnete.

Wegen Sonntag fuhr ich mit dem Sammeltaxi vom Bahnhof nach Hause, das uns exklusiv ins Miniörtchen chauffierte. Der Fahrer lud mir eben den Koffer aus dem Wagen, als das kleine Mädchen hinter dem Kleinbus in Vorfreude einfach auf die Straße rannte. Ich habs kaum mitbekommen, der Busfahrer konnte sich noch mit einem Sprint das Kind schnappen und vor dem nächsten Auto zurückreissen. Dann war er allerdings fahruntüchtig mit Zitteranfall und offensichtlich gezerrtem Muskel (ich hoffe nichts schlimmeres) und funkte nach Hilfe. Bei mir setzte das Zittern erst ein, nachdem wir beide das Gepäck zu Hause abgeladen hatten und ich mich nochmal in die Abendsonne setzen wollte, während das kleine Mädchen die Nachbarn begrüßen ging.

Das beste am Berlinurlaub war allerdings die Verabschiedung vom Vermieter. Eigentlich ist alles zwischen uns geklärt, wenn nicht das Baby wäre.

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Montag, 29. Februar 2016
Cousinchen
Meine kleine Lieblingscousine (immerhin auch schon 27) hat mich fünf Tage lang besucht, jetzt bin ich am Ende. Sie hatte höchstes Vergnügen an der Vermietergeschichte und war viel aufgeregter als ich. Jeden Abend Wein und lange geredet. Das kleine Mädchen sprang aber trotzdem jeden Morgen um kurz nach 6 aus dem Bett. Ich war so unklug, es jeden Tag davon abzuhalten, meine Cousine nicht ebenfalls sofort zu wecken (Studenten müssen sich auch mal ausschlafen dürfen!). Sie erschlief sich damit einen Vorteil, den sie jeden Abend durch große Munterkeit ausspielte. Gestern mit Tränen in den Augen zum Zug gebracht, heute morgen vom Nachbarn (nein, nicht der Vermieter nebenan, sondern der unter mir) und dessen neuen Freundin um 5 Uhr geweckt worden. Wird Zeit, dass ich ihm lautstärketechnisch etwas entgegenhalten kann.

Vorhin ein langes Gespräch mit der Tagesmutter gehabt und ich kapituliere jetzt einfach. Ab morgen werde ich das kleine Mädchen jeden Tag alleine abholen und dann entweder mit zu mir nach Hause nehmen oder zum verrückten Radfahrer bringen - je nachdem wie die Nachmittagsbetreuung abgesprochen wurde. Das bedeutet, keine gemeinsame Mittagspause mehr mit Kollegen und ggf. angereisten Wissenschaftlern. Dafür werde ich viel Bewegung haben!

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