Samstag, 21. Januar 2012
Tagung gehabt, Vortrag gehalten.
Eigentlich sollte alles gut sein: mein Vortrag kam gut an, ich war auch ganz zufrieden damit, "man spürt meine Begeisterung für das Thema dabei", sagte J., der auch da war; der Ex-Doktorvater Nr. 2 ist von sich aus freundlich auf mich zugekommen, seit zwei Jahren haben wir zum erstenmal wieder normal miteinander geredet; neue wichtige Kontakte für mein aktuelles Projekt geknüpft.

Ich ärgere mich immernoch über die Bemerkung meiner Kollegin, als ich kurz vor meinem Vortrag ins Institut gerauscht kam, um den Text auszudrucken; "Achtung, jetzt wirds anstrengend!" Ich weiss, es ist nur eine Kleinigkeit, aber ich ärgere mich maßlos. "Wärste mal gleich explodiert, so wie ich immer", sagte später unsere Sekretärin zu mir, als ich sie fragte, ob ich wirklich so anstrengend sei. Ich empfinde die Bemerkung als sehr unkollegial. Vielleicht ist sie einfach neidisch, weil ich Vorträge halte und sie Reisekostenabrechnungen machen muss.

Das gemeinsame abendlichen Essengehen musste ich diesmal leider streichen, mein Text war dann doch noch nicht so ganz fertig, der vertrödelte Tag fehlte an allen Ecken und Enden. Ich redete mich allerdings mit technischen Problemen bei meiner Präsentation heraus, weil ich nicht zugeben wollte, dass ich so schlecht organisiert war.

Die Koryphäe versuchte mit mir zu flirten. Er ist ein gutaussehender, sehr kompetenter und charmanter Mann, aber ich bin wohl immernoch theologengesperrt. Er ist außerdem entsetzt über das Thema der Doktorarbeit meiner Mitarbeiterin und meint, das wäre eine Sackgasse. Ich hatte nie ein gutes Gefühl dabei, dachte mir aber, sie würde schon wissen, was sie tue und der Projektleiter sowieso. Aber nach dieser Tagung sehe ich vieles in einem anderen Licht - und so solls ja auch sein, nach Tagungen! Ich war dann auch entsetzt. Nämlich, weil sich die Doktorandin nur für zwei Stunden auf der Tagung blicken ließ und sich nicht der Koryphäe vorgestellt hat, immerhin die wichtigste Person auf dieser Welt ihr Thema betreffend (auch wenn es eine Sackgasse sein sollte). Ich hätte ihr bei der Kontaktaufnahme selbstverständlich geholfen.

Dann noch die Freundin vom Tagungsleiter. Immerhin hatten I. und ich wegen ihr viel zu lachen zwischendurch. Sie spielt den verruchten Vamp, sie spielt ihn allerdings ziemlich schlecht und das kommt nicht gut. Es ist okay, sich nach dem Essen in einem Restaurant am Tisch die Lippen nachzuschminken. Ich würde es nicht tun, aber wenn man es beiläufig macht, finde ich es absolut in Ordnung. Sie fuhr aber das große Programm auf und versuchte, während sie sich die Lippen viel zu dunkel schminkte, mit geistreichen Kommentaren am Gespräch teilzunehmen. Und sich mittags die Wimperntusche aufzufrischen ist reines Getue - wie auch, sich während der Vorträge die Nägel schwarz zu lackieren...

Was mich nun schon gar nicht mehr verwundert: dass ich, nach den drei Stunden Schlaf, den ganzen Tag nicht eine Sekunde Müdigkeit verspürte und erst gegen 1 Uhr ins Bett ging. Auf Tagungen schalte ich auf ein anderes Programm um, ich habe es noch nicht so ganz wieder auf Normalbetrieb runter gefahren.

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