Mittwoch, 13. April 2016
Garderobe
Vor einigen Wochen eine 50er Jahre Garderobe, die ich unbedingt haben musste per ebay Kleinanzeigen gekauft, der Ort liegt nur 250 km von meinem Wohnort entfernt. Für gestern konnte ich endlich einen Abholtermin vereinbaren. Dafür musste ich Zeit haben, den Wagen des Vermieters bekommen, weil in mein altes Clioche sowas nun wirklich nicht reinpasst, und der Verkäufer sollte auch noch können. Mit dem Vermieter vereinbart, dass wir morgens zusammen noch tanken fahren, weil sein Erdgasauto nicht so trivial an jeder Zapfsäule zu befüllen ist, und ich danach losfahre. Ich ging von einem ganzen Tag aus, bis ich am frühen Abend das kleine Mädchen wieder übernehmen wollte. Er klingelte recht früh an der Wohnungstür und fragte, für mich völlig überraschend, ob ich ihn auch mitnehmen würde. Klar.
Das Tanken sollte ich dann trotzdem lernen, damit ich in Zukunft seinen Wagen auch längere Strecken fahren könne. Ist ganz leicht, man muss es nur mal gemacht haben.
Reichlich spät kamen wir erst wieder. Dazwischen viel geredet, gelacht, gesungen und noch viel mehr geknutscht. Nachdem wir die Garderobe eingeladen hatten, kauften wir in einem Supermarkt Picknickdinge und suchten einen schönen Platz im Grünen. Durchaus verhaltensauffällig irrten wir durch die Supermarktregale. Wir machten sowas ja auch zum erstenmal: entscheiden, was wir gemeinsam essen wollen und waren sowieso schwer durcheinander.
Irgendwann wagte ich es dann auch, ihm von der völlig wahnsinnigen Lösung zu erzählen, die mir in meinem vielen wachen Stunden nachts eingefallen war. Er war längst auf dieselbe Idee gekommen. Vielleicht geht das ja, wäre aber tatsächlich eher ungewöhnlich, wenn auch naheliegend. Und eine enorme Herausforderung für uns betroffenen vier. Er bezweifelt allerdings, ob A. da mitspielen kann. Sie vertieft sich immer mehr in Hochzeitssendungen und ihren eigenen Wünschen dazu.
Egal was wird, dieser Tag war ein unerwartetes Geschenk. Die Garderobe passt nun doch nicht so richtig an ihren vorgesehenen Standort und ich würde sie auch nicht nochmal auswählen, bereue aber den Kauf keine Sekunde.

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Montag, 11. April 2016
Herz
Kurzes Krisengespräch vorm Haus. Morgens waren wir uns schon kurz begegnet und er erzählte mir lachend, was er A. über mich erzählt und wie erleichtert sie dann reagiert hatte. A. ist nun auch auf mich eifersüchtig, was ich ihr einerseits nicht verdenken kann und was andererseits auch abzusehen war, da sie alle ablehnt, die mit dem Vermieter im engeren Kontakt stehen. Ich war in Eile und so bemerkte ich erst auf dem Weg in die Stadt, wie sehr mir diese Bemerkung wehgetan hatte. Wieder zurück war ich immernoch so wütend und verletzt, dass ich beschloss, die Sache so schnell es ging zu bereinigen und bat ihm per SMS um ein Gespräch. Er reagierte sofort, was ich staubsaugerlärmbedingt nicht bemerkte, weil er die Nachrichten auf seinem Handy in der Regel erst Stunden später entdeckte, trafen uns aber kurz drauf wieder vorm Haus. Ich musste lang um Worte ringen, bis ich ihm erklären konnte, was gerade so schwierig an der Sache für mich war und wo die große Diskrepanz in seinem Verhalten lag. Beim Zuhören lehnte er an meinem Auto und fuhr mit dem Finger über den staubigen Lack. Dann erklärte er mir, wie es dazu kam und mir wurde wieder leichter ums Herz.
Die Sache mit J. hatte ihn inspiriert. Er kam, während ich mit J. telefonierte, in meine Wohnung, weil wir gerade dabei waren meine Duschvorhangstange anzubringen. Ich hatte ihm erklärt, was es mit dieser schwierigen Exfreund-Freundschaft auf sich hatte und das dies ein vorläufig letztes Gespräch war. Unsere Freundschaft war für mich schon lange in ein ungutes Ungleichgewicht geraten. Er war für mich ein guter Bekannter unter vielen, ich für ihn seine fast einzige und beste Freundin mit großem Klammerbedürfnis.
Dann kamen die Nachbarn, mit denen ich mich immer besser verstehe und die mich gerade mit frischen Kräutern aus dem Garten versorgen, und unterbrachen uns, der Vermieter musste sowieso schon wieder los. Auf dem Weg ins Haus zurück fiel mein Blick noch auf mein staubiges Autochen, dem ich mal eine Wäsche gönnen könnte: lauter kleine Herzen.

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Montag, 28. März 2016
Liebe A.,
mich rührt dein Vertrauen und irgendwie mag ich dich ja auch. Mit deiner Wut, mit deiner Empörung, mit deiner dummen Eifersucht auf alles, was ihm nahe ist. Ich werde dich eines Tages verraten, du wirst auch auf mich wütend sein. Zu Recht. Soll ich dich deswegen meiden? Ich frage nicht nach, wenn du mir erzählst, dass ihr euch wieder nur gestritten habt. Ich insistiere nicht, wenn du dich wieder über Kleinigkeiten aufregst, so wie heute dich Sache mit eurer Tochter. Ich weiß, dass du mich um meine Ruhe, mein Selbstbewußtsein, meine Bildung, meine Erfahrungen beneidest. Ich weiß, dass du mittlerweile auch auf mich eifersüchtig bist, weil du natürlich mitbekommst, dass wir viele Gesprächsthemen haben. Er hat es mir erzählt.
Trotzdem freust du dich immer, mich zu sehen. Machst mir Kaffee, dem kleinen Mädchen Geschenke, lässt mich dein Kind halten und erzählst mir stolz von ihren Fortschritten.
Aber glaubst du wirklich, ihn halten zu können, indem du versuchst, dich zwischen ihm und seinen Sohn zu stellen? Indem du ihm das Baby aus dem Armen reissen willst, weil er mit seiner Exfrau am Telefon Baupläne bespricht? Indem du dir wünschst, einfach nur mit ihm Talkshows im Fernsehen anzuschauen? Er wird dich nicht heiraten, er wird dich nicht an seinen Häusern beteiligen, er wird dir nicht dauerhaft eine Rundumkomplettversorung bieten.
Es käme mir noch mehr wie Verrat vor, wenn ich dir meine Meinung zu vielen Sachen, die du mir erzählst, sagen würde. Ich höre dir zu, sage ab und zu, wie ich es machen würde und schweige ansonsten. Eure Lage verschärft sich immer mehr und das ist auch meine Schuld. Ich kann mir vorstellen, dass du Angst hast, auch weil du finanziell nicht auf eigenen Beinen stehst. Aber du kannst dir sicher sein, dass er dich erst verlässt, wenn auch dafür eine für dich tragbare Lösung gefunden worden ist und dass er sich weiterhin um deine Finanz- und sonstige Papiersachen kümmern wird.
Es gibt kein Zurück mehr für euch, ganz unabhängig von mir. Ich bin dir gerne gerade eine Stütze, ich würde es auch in Zukunft sein wollen, aber es wird dir irgenwann wie ein Verrat vorkommen und das ist es vermutlich auch. Es tut mir Leid.

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Mittwoch, 23. März 2016
Kurz davor alles hinzuschmeissen. Also die Sache mit dem Vermieter.
Woher der Stimmungsumschwung kommt? Wieder einmal erst spät bemerkt, was mir gestern so wehgtan hat. Aber so ganz genau begreife ich es auch nicht.
Wenn er mir das nächstemal über den Weg läuft.
Zeit ist günstig, da ich ab Samstag mit einem Tag Unterbrechung für eine Woche unterwegs sein werde.

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Mittwoch, 23. März 2016
Polen
Das kleine Mächen von der Tagesmutter abgeholt, bei ihrem Papa abgesetzt, wollte schnell den Fahrradanhänger in den Keller bringen, mir ein Brot auf die Hand machen (vergessen was zu Essen mizunehmen) und wieder zur Arbeit fahren. Seitdem ich die Kleine jeden Tag abhole, läufts besser, ich sitze dafür mehr als eine Stunde im Sattel. Mit dem Auto wärs nicht viel schneller, dafür nerviger und so bekomme ich immerhin viel Bewegung.
Der Vermieter verlässt gleichzeitig sein Haus mit einem dicken Umschlag unter dem Arm. Seine Hauspläne sind endlich fertig geworden und werden jetzt dem Bauamt vorgelegt. Eigentlich ein Grund zum Feiern. Er zeigt sie mir, auf dem Autodach werden die Grund- und Aufrisse ausgerollt. Andere studieren für sowas.
Er erzählt, dass er nach dem Bauamt einen Pass für sein kleines Mädchen beantragen muss, A. will für mehrere Wochen, vielleicht sogar Monate nach Polen zu ihrer Familie.
Wir sprechen noch über den Wildkatzenfund in der Nähe und er zeigt mir, wo er sein Gartenwerkzeug aufbewahrt. Ich bin gerade dabei ein Beet umzugraben, will zum erstenmal in meinem Leben Salat und Gemüse anbauen.
Er fängt an mit ihr über Trennung zu sprechen, sie kontert mit Heiraten. Die Angst, dass seine Kleine nach einer Trennung noch mehr Zeit vor dem Fernseher verbringt, wenn er nicht ständig präsent ist, bleibt.
Wir laufen weiter im Garten hin und her, überlegen, wo der Weg verlaufen könnte, der Holzstapel besser untergebracht, damit er dem Nachbarn nicht die Sicht versperrt, wo der Pfirsichbaum, der sich auf dem Beet eingeschlichen hat, einen besseren Standort bekommen könnte. Ich merke, wie mir das immer besser gefällt, dieses zusammen arbeiten.
Hinter dem Bachlauf den alten Grenzstein suchend, erzähle ich ihm schließlich, dass ich es mir gerade recht gut mit ihm vorstellen könnte, wir es aber ganz langsam anlaufen lassen sollten.
Auf dem Weg zurück zur Arbeit fahre ich in Schlangenlinien den langen Abhang herab und fühle mich den Rest des Tages wie eine Königin.

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Sonntag, 6. März 2016
Umzugshelferessen
Das längst fällige Essen für meine Umzugshelfer, inklusive Küchentransport und -montage, findet endlich statt. Ich koche zweimal Auflauf (Nudeln und Hackfleisch, Kartoffeln und Lachs), irgendwie muss ich diesen Männerhaufen ja satt bekommen. Das kleine Mädchen ist so aufgedreht, dass sie nicht sitzen und essen kann, ständig den Tisch umkreist und meinen Büronachbar, der immer als erstes Hilfe anbietet, mit ihren Spielsachen überhäuft. Irgendwann beschließ sie, den Musikstil zu ändern und legt eine Kindervolksmusik CD auf, mein Protest wird nicht gehört und so singen wir alle kurz darauf Kinderlieder mit. War eine gute Idee, weil so der Flüchtling auch einbezogen wurde, der unseren Gesprächen nicht folgen konnte. Aber mitsingen ging! Irgendwann brachte ich die übermüdete Kleine ins Bett und als ich wiederkam, fehlte der Vermieter. Ich war wütend, weil er einfach gegangen war und enttäuscht, weil ich mir Hoffnungen gemacht hatte, dass er noch bleiben würde, wenn die anderen gegangen sind.

Ich war immernoch wütend, als ich ihm heute Vormittag mit seiner Kleinen im Auto begegnete. Er schlug vor, ihm zum Naturschutzgebiet zu folgen, dort könnten wir mit den Kindern zusammen einen Spaziergang machen. Erster Teil der Aussprache. Er könne das nicht, mit mir paralell etwas anzufangen, dazu wäre ich ihm zu wertvoll. Ich merke, wie sich bei mir sofort ein Schalter umlegt. Statt enttäuscht zu sein, bin ich erleichtert und später wieder zu Hause merke ich, wie er dadurch bei mir in meiner Achtung enorm steigt. Wir vereinbaren ein weiteres Gespräch nachmittags, wenn das kleine Mädchen bei ihrem Papa ist. Mein Vorschlag, dass ich etwas zeitversetzt zurückfahre, um nicht noch mehr Ärger zu provozieren, winkt er erst ab, eigentlich hätte er gerne einen Riesenärger provoziert, aber da weigere ich mich mich instrumentalisieren zu lassen.

Zweiter Tei der Aussprache, als er mir hilft, die geliehenen Stühle und Gläser zurückzubringen. Ich erkläre ihm, dass sich bei mir der Entschluss herauskristallisiert, auch meinerseits die Finger von ihm lassen zu wollen. Ich will nicht einen weiteren Mann in meiner Sammlung, der sich aus irgendeinen Grund nicht zu mir bekennen kann. Wir einigen uns auf vorerst und brechen unser Vorhaben beinahe sofort wieder. Er sieht gerade keine Lösung mit seiner Freundin und dem Baby, mir fallen schon ein paar ein. Ich schlage ihm vor noch einige Tage zu warten, bis der neunzehnjährige Abiturient seine Prüfungen gemeistert hat. Der braucht gerade nicht noch zusätzliche Dramen zu Hause.
Ich habe kein Versprechen abgegeben, das kann ich nicht. Aber ich fühle mich versprochen. Und ich bin endlich wieder ruhiger, das ist es allemal wert.

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Freitag, 4. März 2016
Durschvorhangstange
Verabredet heute mit dem Vermieter um meine Badmöbel fertig zu machen und den Spiegel aufzuhängen. Recht schnell, viel zu schnell ist alles fertig. Ich wollte schon Angst bekommen, dass nun doch wieder nichts aus einer Aussprache wird, weil ich keinen Anfang finde, aber dann beginnt er einfach. Wir sitzen beide im Bad auf dem Boden. Er kniet und sortiert Werkzeug, ich sitze mit angezogenen Beinen vor ihm. Er sagt, er denke oft an mich und hat halt vor einiger Zeit mit seiner Feundin eine falsche Entscheidung getroffen. Jetzt ist da das Baby. Dann spreche ich, sage, dass ich mich gerade sehr zu ihm hingezogen fühle, aber nicht weiß, ob das Bestand haben wird. Erzähle ihm, dass ich ihn unter anderen Umständen längst als Affäre klar gemacht hätte. Es geht noch einiges hin und her, er beklagt seine Situation und ich sage irgendwann - leicht zur Seite, lächelnd, "aber mit dir ins Bett gehen würde ich schon gerne." Da packt er mich an den Füßen und zieht mich über den Boden zu sich. Erst halten wir uns lange im Arm und er schnauft, dass ich das nicht hätte sagen sollen, dass ihn das um den Verstand bringt. Dann küssen wir uns. Irgendwann stehen wir, es ist ein Tanz um Anziehung und Vernunft, wobei meine Vernunft nur soweit reicht, ihn nicht zu drängen, nicht aber, es ihm nicht gehörig schwer zu machen. Du musst mich rausschmeissen, meint er. Aber ich weigere mich und erkläre ihm mit den Lippen im Hals, dass ich gegen seine Gegenwart gerade nichts einzuwenden habe, er müsse schon selber gehen. Tut er dann irgendwann auch.

Am frühen Abend ergibt es sich, dass ich mit ihm, dem neunzehnjährigen Abiturienten, seiner Freundin und Baby noch zum Baumarkt fahre. Nur das keine Mädchen fehlt, was mir aber gerade sehr recht ist mit ihrem messerscharfen Gespür für meine Befindlichkeiten und überhaupt will ich sie aus dieser Schusslinie heraushalten. Ich brauche eine Duschvorhangstange und will sie auf seinen Bauherrenrabatt kaufen. Der Neunzehnjärhige lässt sich an der Schule heraussetzen, die Freundin will eine längere Tour durch dm drehen und wir behalten das Baby und fahren weiter zum Baumarkt. Wieder im Auto frage ich ihn: "Wenn ich verspreche dich nicht zu küssen, hilfst du mir dann bei der Montage?" Darauf bekomme ich eine kurzen heftigen Kuß: "Gerne, aber verprich mir lieber nichts, ich bin dir sowieso hillflos ausgeliefert."
Genau da will ich ihn haben.

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Freitag, 26. Februar 2016
Kurzreise
In den letzten Woche sehr auf Abstand bedacht. Bei der schönen Fahrt - mit seinem kaputten Auto in meine Werkstatt, dort mein Autochen mit neuem Auspuff abgeholt, quer durch die Stadt mit beiden Wagen zu seiner Werkstatt und dann zusammen mit meinem zurück - ist es mir erst im Nachhinein aufgefallen, wie sehr ich ihn ständig ausgewichen bin. Dann tat es mir leid.
Vorgestern wieder ein Elterngespräch mit dem verrückten Radfahrer und unserer Mediatorin. Ich habe sie auf meiner Seite, fair ist das nicht und eigentlich würde ich es mir wünschen, dass sie mir nicht alles durchgehen ließe. Sie und die Tagesmütter plädieren dafür, dass ich das kleine Mädchen immer abhole und er sie dann von mir. Meiner Meinung nach löst das kein Problem, wälzt nur noch mehr Verantwortung auf mich ab und verlangt mir zeittechnisch und organisatorisch ein großes Opfer ab. Und er kann nach wie vor nicht dorthinsehen. Mich macht das so wütend und hilflos, dass ich tagelang nur angespannt und mit Kopfschmerzen herumlaufe. Gestern deswegen noch schnell die Laufschuhe angezogen. Aus dem Haus treffe ich erstmal auf den Vermieter, der gerade Nägel aus Latten zieht für sein neues Hausprojekt, seit Tagen hatten wir uns nicht gesehen. Ich schütte ihm mein Herz aus, frierend wegen der dünnen Laufsachen und bekomme mehrfach von ihm zu hören, dass ich einen Weg finden muss, mit dem Wütendsein aufzuhören. Ja. Dann kommen wir übers Reisen allgemein zu sprechen und ohne lange abzuwägen, aber mit der Vorrede, dies sei kein Vorschlag, sondern nur eine Statusmeldung meinerseits, sage ich ihm, dass ich gerne mit ihm zwei, drei Tage verreisen würde.
Seitdem alles anders. Eine längere Aussprache mit viel Zeit braucht es jetzt.

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Freitag, 29. Januar 2016
Ruhe und Wärme
Ich habe ihn (und mich) gerade da, wo ich uns beide haben will. Ich freue mich jedesmal ihn zu sehen und wenn ein Tag vergeht, ohne eine kleine Begegnung, fehlt mir etwas. Ich muss aber nicht mehr ständig nach ihm Ausschau halten und überlegen, wie ich Begegnungen herbeiführen könnte. Das Zweideutige zwischen uns ist fast ganz verschwunden und wir unterhalten uns viel, hier und dort zwischen Tür und Angel, Treppenhaus, beim Auto oder auch mal in seiner Küche. Dabei teilen wir viel persönliches, fragen uns gegenseitig aus oder sprechen einfach übers Haus und die Arbeiten dort. Es ist in seiner Gegenwart ein schönes Gefühl von Ruhe (obwohl die Anziehung zwischen uns noch da ist, nur gerade sehr im Hintergrund) und Wärme entstanden und genau so kann es eigentlich auch bleiben. Die gelegentlichen kurzen Berührungen, vor allem die kräftigen Umarmungen, helfen mir über meinen Mangel an Körperkontakt mit Erwachsenen hinweg.
Vorhin wollte ich nur kurz den ausgeliehen Kindersitz zurückbringen und zweieinhalb Stunden später, gefühlt eine gute Stunde, erst machte ich mich auf den Weg ins Institut.

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Freitag, 22. Januar 2016
Rosenkohl
Vorhin, heimkommend, werkelt der Vermieter bei mir im Treppenhaus. Dort ist noch viel zu erledigen: verputzen, streichen, Geländer bauen usw. Erst werde ich sehr warm angestrahlt, dann fragt er mich, wies mir geht und antwortet auf meine Gegenfrage, mit "nicht so gut." Er spricht von Trennung, er kann nicht mehr. Ich hocke im Türrahmen meiner Wohnung an die Zarge gelehnt, er kniet eine Treppe weiter unten mit Pinsel in der Hand, so lässt sich gut unterhalten. Das kleine Mädchen packt derweil meine Einkäufe aus und fängt an, vom Rosenkohl die äußeren Blätter abzuzupfen. So hat sie es von ihrer Großmutter gelernt und schafft damit Fakten, was ich heute esse.
Morgen Nachmittag bauen wir meine Küche fertig. Ich bleibe bei meinem Abstandvorhaben, möchte aber für ihn da sein, wenn er mich zum Aussprechen braucht.

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