Dienstag, 3. Januar 2012
Silvesternacht
Mittags ruft der Theologe an. Mit dem hatte ich für dieses Jahr nicht mehr gerechnet, und schon garnicht, dass er vom Elternhaus und dann auch noch vom Haustelefon mich anruft, obwohl seine Eltern im Haus sind (immer mal wieder Geräusche hörbar). Sonst rief er bei Elternbesuchen nur vom Handy aus an und wenn er unterwegs war. Schönes Gespräch, er wollte es nicht beenden. Nach dem Auflegen hatte ich den Eindruck, er hätte sich nochmal eine Einladung von mir gewünscht. Den Gedanken verwarf ich gleich wieder und wenn er herkommen möchte, sollte er wissen, dass er willkommen ist und braucht nicht nochmal einen Holzhammer.

Inga und ich kochen, trinken erst Wein, dann Sekt, und reden. Ich finde endlich den Mut, auch wenn so ein Thema für Silvester vielleicht nicht ganz passend scheint, ihr den Traum, den ich neulich hatte, zu erklären: In einem Kellergewölbe steigt das Wasser immer weiter. Ich versuche über eine enge Wendeltreppe nach oben zu kommen, Inga klammert sich an meinen Hals und wir drohen beide unter Wasser zu gelangen. Sie sagt, sie habe sich schon Sorgen gemacht, nachdem ich ihr vor einigen Tagen von dem Traum erzählt hatte. Es war meine Angst, vor ein paar Wochen, dass sie alkoholabhängig sei und was das mit mir machen würde. (Mittlerweile denke ich das nicht mehr)
1., meint sie dazu, sei dass, WENN, ihre eigene Verantwortung und dürfe mich nicht beeinträchtigen, und 2. sei sie durchaus latent gefährdet, und würde phasenweise sicherlich zuviel trinken, sei aber noch nicht abhängig. Therapie in diesem Jahr steht an, nicht nur deswegen. Und ich will ihr glauben.

Das neue Jahr begrüßen wir draussen und gleich auch den Russennachbarn samt Kind. Die hatten zu diesem Zeitpunkt schon alles verballert, also bekamen sie Sekt von uns. Während Inga versuchte ein Taxi zu bestellen, ruft der Theologe nochmal an um mir ein schönes neues Jahr zu wünschen. Es ist halb eins und er fragt, ob ich schon etwas getrunken habe. "Naklar, nicht zu knapp, du etwa nicht?" Nein, habe er noch nicht. Inga hatte inzwischen ein Taxi bekommen und ich musste los.

Erst lange nachdem wir im dem Lokal zum weiterfeiern waren, beim Tanzen und Bier, lange nachdem ich Inga in ein Taxi setzen musste (kaum noch in der Lage zu stehen, aber sehr sentimental und anhänglich), die Komplimente der Jungsgruppe abwehrte, das Bier vom schönsten der Jungs aber doch annahm, erst als ich schon ewig mit dem Bierausgeber tanzte - und eigentlich war das von der Art, dass man zaudernde Theologen längst vergessen haben sollte - und ich mich hin und wieder küssen ließ. Erst dann, schwankend, in Nebelschwaden, Diskolicht, Gedränge, von bestimmenden Händen ständig um die eigene Achse gedreht, fiel mir auf, dass es doch reichlich merkwürdig ist, auf einer Silvesterparty bei Freunden, nur ein paar Häuserblocks weiter von der eigenen Unterkunft, wenn man eigentlich Bier, Wein, Sekt etc. durchaus mag, nach Mitternacht noch nichts getrunken zu haben.

Wollte er mitten in der Nacht doch noch die 250km zu mir fahren? Das war der Zeitpunkt, wo ich nur noch nach Hause wollte, zum Glück ließ die Gruppe und der Schöne mich ohne große Diskussion gehen.

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Seit in der Nacht frag ich mich, wies weitergeht : )

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Ach, jetzt erst? ;)

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Ja und? War er nun da oder nicht?

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Nein. Das habe ich auch nicht erwartet.
Dazu hätte es einer Aufforderung meinerseits bedurft und ich habe es ja, wenn ich mich nicht sowieso geirrt habe, viel zu spät kapiert.

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