Mittwoch, 18. Mai 2016
Mietvertrag
Ich drucke die fertige Kündigung des Mietvertrags aus, es fehlt nur das aktuelle Datum, das Datum des Vertragsendes und meine Unterschrift. St. ruft an, mein alter Kumpel, der mit mir schon viel Liebeskummer durchgestanden hat. Er mahnt zur Ruhe, meint, dass gerade alle um ihm herum eine Krise, vielleicht wegen des Wetters, zu haben scheinen und listet mir auf, was ich alles an der Wohnung habe: schön, groß genug, ruhig, bezahlbar, im Grünen, hell, Nähe zum verrückten Radfahrer, eigentlich gute Nachbarschaft, Nähe zum Arbeitsplatz, Garten usw.
Er hat ja recht und ich werde die Kündigung natürlich nicht abliefern. Er ist eher ein Ausdruck meines Trotzes und, wenn ich es auch ungern zugebe, das gleiche Mittel, wie A. es gerade gegen den Vermieter anwendet: Erpressung. Nur, dass ich weniger Druckmittel habe als sie und letztenendes dann doch nicht zu solchen Mitteln greifen würde. Aber ausmalen kann man es sich ja mal. Die unfertige Kündigung kommt in einen Briefumschlag und dann zu den anderen vielen Zetteln in meinen Kalender. Es fühlt sich gerade an wie eine Versicherung, am Ende doch nicht ganz wie ein Verlierer dastehen zu müssen, obwohl ich mich damit noch mehr zum Verlierer machen würde.

In der Mittagspause fahre ich kurz nach Hause, weil ich Ladekabel und Geldbeutel vergessen hatte und beides im Laufe des Tages noch benötigen werde. Der Wagen des Vermieters steht mit laufendem Radio vor dem Haus und ich finde ihn im Werkzeugschuppen. Wir fallen uns sofort in die Arme, das erstemal nach dem Gespräch vor drei Wochen. Dann sitzen wir noch längere Zeit auf den Eingangsstufen zu meiner Wohnung und unterhalten uns, eigentlich müssten wir beide längst wieder aufbrechen. Auch er hatte seine Geldbörse und dazu noch Schrauben vergessen. Ich hole meine Sachen, er seine, und als wir uns im Hausflur nochmal begegnen, küssen wir uns. Nein, ich ihn.

Ich bitte um etwas, das mich hier festhält, nicht leichtsinnig mein neues Zuhause aufgeben lässt. Eine Art Zeichen, damit ich nicht schon wieder weglaufen werde. Denk an den ganzen Krempel, den du wieder einpacken musst, sagte St., und ich will nicht schon wieder deine Möbel schleppen müssen, das habe ich schon zu oft getan. Besser ein paar Tage Umzug ertragen, als noch länger die triumphierende A. und den gelähmten Vermieter, halte ich dagegen.

Dann klingelt die Nachbarin und sagt, sie habe eine Katze für mich, ich müsse sie aber schnell abholen, sie könne bei ihrer Bekannten nicht viel länger bleiben.
Na bitte, also muss ich doch hierbleiben. Aber die Kündigung lasse ich noch in meinem Kalenderr, vielleicht brauche ich ja doch noch einen Dramaqueenauftritt.

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Montag, 9. Mai 2016
Affengeburtstag
In der Nacht lange wach gelegen. Geweint, weil ich dachte, doch hier ausziehen zu müssen. Morgens dann mit dem kleinen Mädchen den Geburtstag von ihrem Plüschaffen Affi gefeiert. Seit Tagen drängt sie mich, dass er doch Geburtstag habe und wir ihm einen Kuchen backen müssen. Also haben wir zusammen eine kleine Kuchenform gekauft und gestern Abend zusammen Kuchen gebacken, den es dann heute zu Frühstück mitsamt Kerze und Liedern gab. Kann man ja mal machen, wie es vor langer Zeit in einem sehr geschätzen Nachbarblog oft hieß.



Mittenrein klingelt der Vermieter an der Wohnungstür, noch in Jogginghose und unrasiert und bittet um meinen Autoschlüssel. Der mittlere Sohn hat seinen Wagen zu Schrott gefahren und brauchte seinen, und jetzt muss er ebenflls dringend los - habs in der Eile nicht ganz kapiert, aber ihm noch ein Affigeburtstagskuchenstück in die Hand gedrückt. Weitere bekamen später die Tagesmutter samt Kinderschar.
Als das kleine Mädchen und ich endlich dabei waren, Rad und Anhänger für die Abfahrt vorzubereiten, Affengeburtstage brauchen halt so ihre Zeit, kam der Vermieter schon wieder, plünderte Blumen aus seinem Vorgarten und überreichte sie mir mit etwas Schokolade als verspätetes Muttertagspräsent. Den Wagenschlüssel behielt er erstmal und ich musste schmunzeln, als ich ihn weggehen sah: aus seiner Hosentasche baumelte der Schlüsselanhänger, ein altes Plastikschild, einem Ortsschild nachempfunden, mit der Aufschrift "I (Herz) Ortsname". Der Ortsname ist auch mein Nachname.
Abends bedankt er sich nochmal für die schnelle Hilfe und meinte, er wisse, dass er sich auf mich verlassen kann. Kann er. Mich wundert nur mein kompletter Sinneswandel von der Nacht zum Tag.

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Bienenkiste


Ich hätte die Kiste ja einfach auf eine Palette gestellt und ein Stück Wellblech als Regenschutz mit zwei Steinen fixiert. Aber der Vermieter, der mir damit helfen wollte, kann nicht anders als solide bauen. Also haben wir vier Eichenbohlen in der Erde vergraben und einen ansehnlichen Bienenstand gebaut. Das Dach ist abnehmbar, nur ist jetzt alles nicht mehr so leicht nur von mir alleine zu händeln. Das mit dem Dach geht, aber die Kiste steht außerdem auf vier Stiften, damit sie nicht unabsichtlich umgeworfen wird, und das ist schwierig allein wieder aufzusetzen. Vor allem mit dann hoffentlich bald ca. 50.000 Bienen, Waben und Honig.
Aber schön siehts aus und erst heute Nacht fiel mir ein, wie sehr wir uns mit solchen Bauaktionen voneinander abhängig machen und das bei der derzeitig völlig unklaren Situation. Wir müssen also nochmal über den Standort für den geplanten Sandkasten sprechen. Wird A. mit eingeplant, sollte er woanders stehen, als angedacht.

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Dienstag, 3. Mai 2016
Innere Werte
Das kleine Mädchen ist am Morgen schräg drauf und ich schicke der Tagesmutter eine Nachricht, dass wir heute später kommen. Dann darf sie Baby sein, liegt in meinem Arm und ich gebe ihr ein Fläschchen mit Milch. Ich muss die Flasche sogar halten und sie schaut mir beim Trinken unverwandt in die Augen, wie es Babies tun. Sie braucht gerade viele solcher Momente. Beim verrückten Radfahrer ist sie jetzt die große Schwester und auch stolz drauf. Aber dort ist die Lage gerade sehr schwierig, weil seine Freundin eine Brustentzündung mit Fieber und überhaupt zu wenig Milch hat, weil sie selber kaum etwas isst. Und ich kann mir gut vorstellen, dass er für alle drei keine große Stütze sein wird.

Dann hören wir den serbischen Hilfsarbeiter draußen arbeiten und das kleine Mädchen will sofort raus und dort mithelfen. Er wohnt nun seit drei Wochen beim Vermieter und anfangs war die Kleine ihm gegenüber äußerst schüchtern, mittlerweile haben sie sich aber angefreundet. Als ich auch herauskomme und Rad samt Anhänger für unsere Abfahrt vorbereite, höre ich ein Gespräch zwischen den beiden und der Psychologennachbarin mit an:
Der Serbe lädt Steine in eine Schubkarre und das kleine Mädchen bemerkt dazu, wie stark er doch ist. Er sagt, ihr Papa sei bestimmt auch stark. "Nein, der Papa nicht, aber die Mama!" Alle lachen und die Nachbarin meint, das Kind erkennt halt die inneren Werte.

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Ostergrüße


Diese süßen Grüße vom Faultier erreichten mich noch am Wochenende. Danke dafür!

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Samstag, 30. April 2016
Scherbenhaufen
Dem Vermieter gerade mitgeteilt, dass ich nicht mehr kann und einen Schlußstrich ziehe. Langes tränenreiches Gespräch. Er hat sich vor ein paar Tagen von A. getrennt - sie hält ich blos nicht dran. Jetzt auch egal, denn eine Lösung für uns gibt es nach wie vor nicht.

Ich will so ungern hier wieder wegziehen. Ich kann auch kaum dem kleinen Mädchen wieder neue Unordnung zumuten. Brauche ein paar Tage, um dafür eine klare Haltung zu finden.

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Freitag, 29. April 2016
Büro
In der Schublade meines nicht abgeschlossenen Schreibtischs in meinem bei Abwesenheit stets verschlossenem Büro eine alte Bücherrechnung gefunden eines Mitarbeiters, der vor einigen Jahren in Ungnade aus dem Institut entlassen wurde und mein Schreibtischvorgänger war. Das Papier lag vor zwei Tagen ganz offensichtlich noch nicht dort. Der Exkollege hatte noch längere Zeit ein Postfach in meinem Büro aktiv und holte seine Briefe immer in unserer Abwesenheit ab, bis einer der Institutsleiter darauf aufmerksam wurde und veranlasste, das einzustellen und gleichzeitig die Person zur Rückgabe des Transponders, mit dem man den Institutstrakt und nahezu alle darin befindlichen Büros öffnen konnte, aufzufordern.
Das liegt Monate zurück und der Transponder wurde auch laut Unterlagen abgeliefert. Er muss allerdings noch mehrfach danach in meinem Büro gewesen sein, wie sich nun herausstellte. Da der Mensch recht zwanghaft und sozial inkompatibel ist und überhaupt, fahndet nun unsere Sekretärin nach allen Transpondern, die sich nicht eindeutig aktuell hier arbeitenden Personen zuordnen lassen (offensichtlich sind das eine ganze Menge) und lässt sie sperren.

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Samstag, 23. April 2016
Vergissmeinnicht
Samstagvormittag mit dem kleinen Mädchen zum Baumarkt. Brauchte noch Nägel für mein kleines Bauprojekt und die Kleine beschloss den Arbeitern im Haus eine Tüte Haribo mitzubringen, durfte sie gerne und bekam auch großzügig etwas davon ab. Mittags wird die Kleine abgeholt und ich wollte eigentlich Nägel einschlagen. Weil das Wetter dann aber wider erwarten doch besser ist, beschloss ich mit dem Garten anzufangen und bleibe dabei, bis mir mein Kind wieder gebracht wird. Das gesamte Beet umgegraben, gekalkt und geglättet und nebenher mit dem Vermieter einen Pflanzplan aufgestellt, seltene Blumen gezeigt bekommen, die gerade blühen, weiter über einen Standort für die Bienen diskutiert und über vieles unterhalten. Der Serbe baute unterdessen an der Treppe weiter und die Ex-Schwiegermutter des Vermieters setzte sich in die wenigen Sonnenstrahlen und kommentierte alles. Eine durch und durch friedliche und heitere Stimmung, wäre da nicht A., die im Haus schmollte. Der Vermieter kam irgendwann mit einer Thermoskanne Kaffee, den wir auf der Schwiegermutterterrasse tranken. Der Serbe erzählte später, als ich mir gerade versuchte meine verlehmten Gummistiefel unfallfrei wieder auszuziehen, dass es deswegen wieder Ärger gab. Für mich gabs dafür spätabends noch ein Sträußchen selbstgeflückte Vergissmeinnicht aus dem Garten.

Am Sonntagnachmittag weiter Garten, wieder in Gemeinschaftsarbeit mit dem Vermieter. Er bei mir, um mir beim Säen zu helfen und selber Erde aufzufüllen, um eine Rasenfläche anzulegen; ich bei ihm, um beim Erde umschichten zu helfen und mir Rat und Werkzeuge abzuholen. Zunächst Möhren, Salat, Radieschen und Spinat ausgesät, außerdem Erdbeerpflanzen umgesetzt. Die Gärten waren, wie oft, mit allerlei Besuchern voll. Der Nachbar hatte seine Tochter zu Besuch, die Exfrau des Vermieters kam samt Freund und Wohnmobil aus dem Urlaub zurück, dann tauchten natürlich Exschwiegermutter und der Neunzehnjährige auch auf und fast alles schleppten Steine, trugen Maulwurshügel ab oder begutachteten alles in den wenigen Sonnenminuten. Während der Schneeschauer zog ich mir die Kapuze über den Kopf und buddelte weiter.
Die Exfrau überlegt für ca. 2-3 Jahre in die Wohnung über meiner einzuziehen, wenn sie denn mal fertig werden sollte. Ich wäre dafür, weil ich mich mit ihr gut verstehe, A. wäre dagegen, aber sie wird schon nicht mehr gefragt. Überhaupt hat sie sich während der ganzen Zeit im Haus versteckt. Sie wollte eigentlich mit dem Vermieter einen Ausflug machen, der wurde aber nicht mit seiner Arbeit fertig (okay, auch weil er mir soviel geholfen hat, ich ihm dann aber auch...) und ihn dabei unterstützen, kommt ihr nicht in den Sinn. Am Abend schickte sie ihn dann damit weg, er solle doch mit "seiner Freundin" wegfahren. Haben wir dann aber doch nicht gemacht.

Freitag hatte ich noch mein erstes Gespräch mit der Arbeitsagentur. Konstruktiver als erwartet und bis Ende des Jahres werde ich voraussichtlich ohne weitere Tricks in Ruhe gelassen - abgesehen von den Terminen alle paar Wochen. Wer die von mir abgelehnte Stelle vertreten könnte, ist mir mittlerweile auch eingefallen.

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Freitag, 22. April 2016
Kaiserschnittchen
Wunderbare Tage bei meinem Eltern verbracht, weil ich aus guten Gründen einfach zwei Tage länger geblieben bin. Meine Schwester mit ihrer Tochter, die im gleichen Alter wie mein kleines Mädchen ist, war auch da und zum erstenmal haben die beiden richtig viel miteinander gespielt. Deshalb war es ja auch so wunderbar entspannend.
Ich wollte nach einem längeren Ausflug mit Familie noch schnell alleine tanken und hörte dabei meine Mailbox ab: Das Kind vom verrückten Radfahrer war überraschend etwas früher und per Kaiserschnitt (er muss ja alles verniedlichen und hat tatsächlich ganz ernst Kaiserschnittchen gesagt) auf die Welt gekommen. Fertig getankt, Musik lauter aufgedreht und nach Hause gefahren. Dort auf dem Parkplatz erstmal eine Runde geheult. Warum genau, weiß ich auch nicht.
Seitdem bin ich schlecht gelaunt. Stimmt nicht ganz, meinte meine Schwester, ich sei schon seit der Ankunft recht reizbar gewesen. Wie auch immer, die schlechte Laune hält an. Jedenfalls simste ich dem Radfahrer höflich Glückwünsche zurück und dass ich zwei Tage länger bliebe, irgendwohin muss ich ja mal mit meiner Masse an Urlaubstagen.
Gestern hörte ich wegen anhaltenden Baustellenlärms früher auf zu arbeiten und beschloss, im Keller zu werkeln. Was mit dem Händen statt mit dem Kopf machen hilft mir immer ganz gut, wenns mir schlecht geht. Ich brauchte hin und wieder Werkzeug vom Vermieter, der währenddessen an der Haustür arbeitete, wollte mir aber nicht helfen lassen und schickte ihn mit dem Warnhinweis auf meine aktuelle soziale Inkompetenz wieder weg.
Aus dem Keller hörte ich, dass der verrückte Radfahrer das kleine Mädchen mit dem Auto zurück brachte und ahnte schon schlimmstes. Stimmte dann auch, er hatte seine Freundin und das Baby dabei, wurde auch gleich stolz dem Vermieter und dem serbischen Hilfsarbeiter vorgeführt, A. kam auch noch dazu und kreischte und ich blieb einfach im Keller und schnitt weiter meine Sachen zu.
Ich will ihn nicht zurück, ich gönne ihm seine Freundin (mit Schadenfreude), ich will gerade selber kein weiteres Kind und trotzdem geht mir das alles gehörig gegen den Strich. Was genau es ist, würde mich interessieren, denn ich verstehe es gerade nicht. Ich hörte, wie das kleine Mädchen nach mir fragte, auch nach oben in die Wohnung lief, aber ich konnte mich gerade nicht so sehen lassen und schon garnicht in diesen vermaledeiten Glückwunsch- und Hachwietolleinbaby-Trubel einreihen. Und als ich das unvermeidliche Kindergebrabbel des verrückten Radfahrers wieder hörte, hätte ich mit dem Messer in der Hand am liebsten etwas zerstört, gerne auch mich.
Irgendwann schaute der Vermieter nach mir und sah meine Tränen, aber Trost von ihm hatte mir gerade noch gefehlt. Nicht, wenn ein paar Stufen weiter oben A. stolz von ihrem eigenen Kaiserschnitt erzählt.

Vorhin brauchte ich für die Anmeldung zum Kindergarten vom verrückten Radfahrer eine Unterschrift und da dort auch weitere Geschwisterkinder aufgeführt werden sollen, bat ich ihm auch gleich den mir noch unbekannten Namen mit einzufügen. Als ich später auf das Formular sah, musste ich dann doch wieder lachen: Das Kind trägt wieder nicht seinen Nachnamen, hat seine Freundin in weiser Voraussicht das ebenfalls richtig gemacht und außerdem hat sie fast denselben Nachnamen wie ich!

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Donnerstag, 14. April 2016
Wie schön, daß Du geboren bist...




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Mittwoch, 13. April 2016
Garderobe
Vor einigen Wochen eine 50er Jahre Garderobe, die ich unbedingt haben musste per ebay Kleinanzeigen gekauft, der Ort liegt nur 250 km von meinem Wohnort entfernt. Für gestern konnte ich endlich einen Abholtermin vereinbaren. Dafür musste ich Zeit haben, den Wagen des Vermieters bekommen, weil in mein altes Clioche sowas nun wirklich nicht reinpasst, und der Verkäufer sollte auch noch können. Mit dem Vermieter vereinbart, dass wir morgens zusammen noch tanken fahren, weil sein Erdgasauto nicht so trivial an jeder Zapfsäule zu befüllen ist, und ich danach losfahre. Ich ging von einem ganzen Tag aus, bis ich am frühen Abend das kleine Mädchen wieder übernehmen wollte. Er klingelte recht früh an der Wohnungstür und fragte, für mich völlig überraschend, ob ich ihn auch mitnehmen würde. Klar.
Das Tanken sollte ich dann trotzdem lernen, damit ich in Zukunft seinen Wagen auch längere Strecken fahren könne. Ist ganz leicht, man muss es nur mal gemacht haben.
Reichlich spät kamen wir erst wieder. Dazwischen viel geredet, gelacht, gesungen und noch viel mehr geknutscht. Nachdem wir die Garderobe eingeladen hatten, kauften wir in einem Supermarkt Picknickdinge und suchten einen schönen Platz im Grünen. Durchaus verhaltensauffällig irrten wir durch die Supermarktregale. Wir machten sowas ja auch zum erstenmal: entscheiden, was wir gemeinsam essen wollen und waren sowieso schwer durcheinander.
Irgendwann wagte ich es dann auch, ihm von der völlig wahnsinnigen Lösung zu erzählen, die mir in meinem vielen wachen Stunden nachts eingefallen war. Er war längst auf dieselbe Idee gekommen. Vielleicht geht das ja, wäre aber tatsächlich eher ungewöhnlich, wenn auch naheliegend. Und eine enorme Herausforderung für uns betroffenen vier. Er bezweifelt allerdings, ob A. da mitspielen kann. Sie vertieft sich immer mehr in Hochzeitssendungen und ihren eigenen Wünschen dazu.
Egal was wird, dieser Tag war ein unerwartetes Geschenk. Die Garderobe passt nun doch nicht so richtig an ihren vorgesehenen Standort und ich würde sie auch nicht nochmal auswählen, bereue aber den Kauf keine Sekunde.

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Montag, 11. April 2016
Herz
Kurzes Krisengespräch vorm Haus. Morgens waren wir uns schon kurz begegnet und er erzählte mir lachend, was er A. über mich erzählt und wie erleichtert sie dann reagiert hatte. A. ist nun auch auf mich eifersüchtig, was ich ihr einerseits nicht verdenken kann und was andererseits auch abzusehen war, da sie alle ablehnt, die mit dem Vermieter im engeren Kontakt stehen. Ich war in Eile und so bemerkte ich erst auf dem Weg in die Stadt, wie sehr mir diese Bemerkung wehgetan hatte. Wieder zurück war ich immernoch so wütend und verletzt, dass ich beschloss, die Sache so schnell es ging zu bereinigen und bat ihm per SMS um ein Gespräch. Er reagierte sofort, was ich staubsaugerlärmbedingt nicht bemerkte, weil er die Nachrichten auf seinem Handy in der Regel erst Stunden später entdeckte, trafen uns aber kurz drauf wieder vorm Haus. Ich musste lang um Worte ringen, bis ich ihm erklären konnte, was gerade so schwierig an der Sache für mich war und wo die große Diskrepanz in seinem Verhalten lag. Beim Zuhören lehnte er an meinem Auto und fuhr mit dem Finger über den staubigen Lack. Dann erklärte er mir, wie es dazu kam und mir wurde wieder leichter ums Herz.
Die Sache mit J. hatte ihn inspiriert. Er kam, während ich mit J. telefonierte, in meine Wohnung, weil wir gerade dabei waren meine Duschvorhangstange anzubringen. Ich hatte ihm erklärt, was es mit dieser schwierigen Exfreund-Freundschaft auf sich hatte und das dies ein vorläufig letztes Gespräch war. Unsere Freundschaft war für mich schon lange in ein ungutes Ungleichgewicht geraten. Er war für mich ein guter Bekannter unter vielen, ich für ihn seine fast einzige und beste Freundin mit großem Klammerbedürfnis.
Dann kamen die Nachbarn, mit denen ich mich immer besser verstehe und die mich gerade mit frischen Kräutern aus dem Garten versorgen, und unterbrachen uns, der Vermieter musste sowieso schon wieder los. Auf dem Weg ins Haus zurück fiel mein Blick noch auf mein staubiges Autochen, dem ich mal eine Wäsche gönnen könnte: lauter kleine Herzen.

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